Duncan Hallas

 

Die Rote Flut

 

3. Die Ebbe

In jenem kritischsten Jahr für die Bourgeoisie, dem Jahr 1919, hätte das Proletariat Europas ohne Zweifel die Staatsmacht mit einem Minimum an Opfern erringen können, wenn es nur von einer echt revolutionären Organisation angeführt worden wäre, die klare Ziele genannt und sie gekonnt verfolgt hätte, d.h. einer starken kommunistischen Partei. Aber es gab keine ... Im Laufe der letzten drei Jahre haben die Arbeiter sehr viel gekämpft und viele Opfer gebracht. Aber sie haben die Macht nicht gewonnen. In der Folge sind die Arbeitermassen vorsichtiger geworden, als sie es 1919-20 waren.

Trotzki, Die wichtigsten Lehren des Dritten Kongresses (1921) [1]

WAS SOLLTE eine revolutionäre Partei in einer nichtrevolutionären Situation tun? 1919 war das kein Thema. Spätestens 1921 wurde das zu einer zentralen Frage. Wie es die Thesen zur Weltlage, die vom Dritten Weltkongreß 1921 angenommen wurden, ausdrückten: „Während des Jahres zwischen dem II. und III. Kongreß der Kommunistischen Internationale endete eine Reihe der Aufstände und Kämpfe der Arbeiterklasse mit teilweisen Niederlagen. [Die Offensive der Roten Armee gegen Warschau im August 1920, die Bewegung des italienischen Proletariats im September 1920, der Aufstand der deutschen Arbeiter im März 1921.]

Die erste Periode der revolutionären Bewegung nach dem Kriege, die durch eine elementare Stoßkraft, durch eine Formlosigkeit der Methoden und Ziele und durch das Hervorrufen einer außerordentlichen Panik innerhalb der herrschenden Klassen charakterisiert war, erscheint als im wesentlichen abgeschlossen. Das Selbstvertrauen der Bourgeoisie als Klasse und die äußerliche Festigkeit ihrer staatlichen Organe erstarkten zweifellos... Die Führer der Bourgeoisie brüsten sich sogar mit der Macht ihres Staatsapparats und sind in allen Ländern zur Offensive gegen die Arbeitermassen übergegangen, sowohl an der wirtschaftlichen als auch an der politischen Front.“ [2] Der nüchterne Versuch, die tatsächliche Lage einzuschätzen, wie unangenehm auch immer sie war, und die Fähigkeit, sich danach zu richten, waren das Kennzeichen der Komintern zu Lenins Zeiten – nicht die revolutionäre Rhetorik.

Die Genesung des Kapitalismus war wankend und ungleichmäßig. Das Jahr 1921 brachte den Anfang einer ernsthaften, wenn auch kurzlebigen, Wirtschaftskrise mit sich. Trotzdem bedeutete die zurückgehende revolutionäre Welle von 1919-20, daß die unmittelbare Perspektive, von der Sinowjew 1920 gesprochen hatte, der Weltkongreß der Sowjetrepubliken, jetzt irreal war. Revolutionäre Situationen konnten noch in den nächsten paar Jahren entstehen, und taten es auch. Aber die internationale Bewegung in ihrer Gesamtheit mußte sich mit der neuen Situation abgeben.

In Rußland brachte das Jahr 1921 die Aufgabe des „Kriegskommunismus“ und die Annahme der Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) mit sich, deren Wesen darin bestand, „daß wir ... einen strategischen Rückzug eingeleitet haben wir an der ökonomischen Front eine ziemlich schwere ökonomische Niederlage erlitten haben.“ [3]

Die NÖP war in erster Linie ein Zugeständnis an die bäuerliche Mehrheit der Bevölkerung, die sich gegen Ende des Bürgerkriegs zunehmend gegen das Sowjetregime wandte. Die Zwangseintreibungen von Getreide, um die Armee und die Städte während des Bürgerkriegs zu ernähren, wurden aufgegeben, und eine feste und mäßige Steuer (in Natura, denn das Geld war wertlos geworden) an ihre Stelle gesetzt. Der private Handel und die private Kleinproduktion wurden legalisiert und ermuntert. Eine neue Währung auf Goldbasis wurde eingeführt, und die staatseigenen Banken setzten den Maßstab der Profitabilität bei der Vergabe oder Verweigerung von Krediten sowohl an private wie auch, mit wenigen Ausnahmen, an staatliche Unternehmen an. Unweigerlich machte sich die Arbeitslosigkeit in den Städten wieder breit – sie blieb noch für die meiste Zeit bis Ende des Jahrzehnts –, und der Kleinkapitalismus blühte.

Es gab keine Alternative zu diesen Maßnahmen, außer einer verstärkten Unterdrückung der bäuerlichen Mehrheit, und das hätte natürlich den Arbeiterstaat von innen her innerhalb kürzester Zeit zerstört, denn die schwache, verkleinerte Arbeiterklasse selbst war von der bäuerlichen Unzufriedenheit stark angesteckt. Die NÖP war eine Notoperation, nicht eine langfristige Lösung für die Probleme der belagerten Revolution. Eine solche Lösung hing davon ab, ob die Arbeiter „eines oder mehrerer fortgeschrittener Länder“ die Macht nahmen und behielten, so Lenin. Währenddessen mußte man einen anderen Kurs einschlagen.

Auch auf dem internationalen Feld war ein entsprechender Wechsel unabdingbar. Es ging dabei überhaupt nicht darum, die Ereignisse in Rußland einfach widerzuspiegeln. Die veränderte Situation in der Welt außerhalb Rußlands, vor allem in Europa, war eben einer der zwei Hauptfaktoren, die den Rückzug zur NÖP erzwungen hatten.

Diese veränderte Lage setzte die europäischen Kommunisten (und der Kommunismus war 1921 immer noch in erster Linie eine europäische Bewegung) vor eine klare Entscheidung: Wege und Mittel zu finden, revolutionäre Politik sinnvoll und wichtig für Arbeiter in einer (zeitweilig) nichtrevolutionäre Situation zu machen, oder die Zurückstellung zu einem Zustand von revolutionären Sekten ohne ernsthaften Einfluß auf den Gang der Ereignisse hinzunehmen.

„Die Kommunistische Internationale hat vom ersten Tage ihrer Bildung an“ erklärten die Thesen über Taktiken des Dritten Weltkongresses, „klar und unzweideutig sich zum Zwecke gesetzt nicht die Bildung kleiner kommunistischer Sekten, die nur durch Propaganda und Agitation ihren Einfluß auf die Arbeitermassen herzustellen suchen, sondern die Teilnahme an dem Kampfe der Arbeitermassen, die Leitung dieses Kampfes in kommunistischem Sinne und die Bildung im Kampfe erprobter, großer revolutionärer kommunistischer Massenparteien.“ [4]

Nachdem sie nochmals bekräftigt hatten, daß es keine dauerhafte reformistische Lösung für irgendeins der Probleme, mit denen die Arbeiterklasse konfrontiert war, gebe, und sie nochmals festgehalten hatten, daß die Zerstörung des Kapitalismus „ihr leitendes Ziel“ bleibe, argumentieren die Thesen weiter: „Um aber diese Aufgabe zu erfüllen, haben die kommunistischen Parteien Forderungen aufzustellen, deren Erfüllung ein sofortiges, unaufschiebbares Bedürfnis der Arbeiterklasse bildet, und sie haben diese Forderungen im Kampfe der Massen zu verfechten, unabhängig davon, ob sie mit der Profitwirtschaft der kapitalistischen Klasse vereinbar sind oder nicht ...

Es ist die Aufgabe der kommunistischen Parteien, diese unter der Losung konkreter Forderungen sich entwickelnden Kämpfe auszubreiten, zu vertiefen und zu verbinden ...

Jeder Einwand gegen die Aufstellung solcher Teilforderungen, jede Anklage des Reformismus wegen dieser Teilkämpfe ist ein Ausfluß derselben Unfähigkeit, die lebendigen Bedingungen der revolutionären Aktion zu erfassen, wie sie zum Ausdruck kam in der Gegnerschaft einzelner kommunistischer Gruppen gegen die Teilnahme an den Gewerkschaften, gegen die Ausnützung des Parlamentarismus. Nicht darauf kommt es an, dem Proletariat nur die Endziele zuzurufen, sondern darauf, den praktischen Kampf zu steigern, der allein imstande ist, das Proletariat zum Kampfe um die Endziele zu führen.“ [5]

Starke Tendenzen in einer Reihe von wichtigen Kommunistischen Parteien lehnten diese Herangehensweise ab. Für sie schmeckte der Kampf um „partielle und unmittelbare Forderungen“ nach Reformismus. Eine Reihe von ultralinken Änderungsvorschlägen zu den Thesen und Taktiken wurde von den deutschen, österreichischen und italienischen Parteien eingebracht.

Lenin schrieb später: „Auf diesem [Dritten] Kongreß stand ich auf dem äußersten rechten Flügel. Ich bin überzeugt, daß dies die einzig richtige Stellung war.“ [6]

Ultralinke Ideen hatten Aufschwung bekommen im Verlauf des Kampfes gegen den Zentrismus, eines Kampfes, der 1921 bei weitem noch nicht beendet war. Beide Tendenzen bestärkten sich gegenseitig sogar bis zu einem gewissen Grad. Das kann man anhand der gegensätzlichen Beispiele von Italien und Deutschland sehen. Das Debakel, in das die zentristische Führung der italienischen Partei die Arbeiterklasse im Herbst 1920 geführt hatte, ermunterte das ultralinke Abenteuertum der „Theorie der Offensive“ in Deutschland.

 

 

Das italienische Debakel

Die derzeitige Phase des Klassenkampfes in Italien ist die Phase, die entweder der politischen Machtergreifung durch das revolutionäre Proletariat... oder einer gewaltigen Reaktion durch die Kapitalisten und die regierende Kaste vorangeht. Jede Art von Gewalt wird eingesetzt werden, um die Arbeiterklasse auf dem Land und in der Industrie zu unterjochen.

Gramsci, in einer Mai-Ausgabe von 1920 der L’Ordine Nuovo [7]

ITALIEN GING AUS DEM ERSTEN WELTKRIEG als der schwächste unter den „Siegern“ hervor. Die Herrschenden hatten wenig anzubieten als Gegenleistung für die halbe Million Tote und die riesigen Kriegsschulden. Die Lebenshaltungskosten waren seit der Vorkriegszeit um das Sechsfache gestiegen und liefen immer noch davon. Das Ergebnis waren jene zwei Jahre, die in die italienische Geschichte unter dem Namen Biennio Rosso – „die Zwei Roten Jahre“ – eingegangen sind.

Sowohl in den Städten als auch auf dem Land strömten die Arbeiter in die Gewerkschaften. Die sozialistische Gewerkschaftsföderation CGL hatte am Ende des Krieges nur 250.000 Mitglieder. Bis zum Herbst 1920 waren es zwei Millionen. Katholische und revolutionäre syndikalistische Organisationen sprossen hervor. „Im ganzen Land folgte 1919 eine Welle von Streiks, Landbesetzungen, Demonstrationen, Straßenkämpfen und Konflikten auf die andere.“ [8] Im Juni und Juli 1919 nahmen landesweite Demonstrationen wegen der Lebensmittelpreise in manchen Gegenden beinahe aufständischen Charakter an. ein zweitägiger nationaler Solidaritätsstreik mit Sowjetrußland erhielt eine breite Unterstützung. Im großen Industriezentrum von Turin gingen die Metallarbeiter dazu über, Fabrikkomitees zu gründen.

Im Süden und anderen landwirtschaftüchen Gebieten besetzten die Bauern, oft unter der Führung von ehemaligen Soldaten, das Land. Und in der Armee selbst gab es eine Anzahl von Meutereien. Bei den allgemeinen Wahlen im November 1919 erzielte die Sozialistische Partei (PSI), die der Komintern bereits angeschlossen war, beinahe ein Drittel der Stimmen.

Die Streikwelle setzte sich 1920 fort und erreichte einen neuen Höhepunkt im April, als eine halbe Million Arbeiter in der Turiner Gegend zur Verteidigung ihrer Fabrikkomitees streikten. Kaum zwei Monate später konnte Serrati, der Anführer der zentristischen Mehrheit in der PSI (bekannt als die „Maximalisten“) vor dem II. Weltkongreß der Komintern erklären: „So sind die politischen und ökonomischen Bedingungen in Italien derart, daß sie unweigerlich zur Revolution drängen. Die Partei ist so mächtig, daß man sagen kann, daß das italienische Proletariat beinahe bereit ist, die Macht zu ergreifen.“ [9]

Die PSI hatte allerdings überhaupt keinen solchen Plan. Wie wir bereits gesehen haben, hatten sich Serrati und der Rest der maximalistischen Führung der PSI geweigert, die Landbesetzungen durch die Bauern zu unterstützen mit dem Argument, daß sie „demagogisch und kleinbürgerlich“seien. sie hatten die Fabrikrätebewegung in Turin als „zum Reich des Irrsinns“ gehörig verurteilt. Die Maximalisten duldeten auch in den Reihen der Sozialistischen Partei eine Minderheit offener Reformisten, die nicht nur in der Parlamentsfraktion der Partei stark waren, sondern auch die massive Gewerkschaftsföderation CGL kontrollierten. Im April hatten sowohl die Maximalisten als auch die CGL-Führer passiv beiseitegestanden, während die Turiner Arbeiter zur Verteidigung ihrer Fabrikräte streikten und in die Niederlage taperten.

Der wirkliche Test für die Politik der PSI-Führung kam im September 1920. Vom Mai an hatte die Metaller-Sektion der CGL Tarifverhandlungen geführt. Die Verhandlungen brachen endgültig im August zusammen, und eine außerordentliche Konferenz der Metallarbeitergewerkschaft beschloß daraufhin einen Bummelstreik. Am 30. August sperrte ein Unternehmer in Mailand seine Arbeiterschaft aus. Sofort besetzten die Arbeiter Mailands alle ihre Fabriken in der Stadt. Am 31. August dehnten Metallarbeitgeber die Aussperrung auf das ganze Land aus – und bis zum 4. September hatten eine halbe Million Metallarbeiter in ganz Italien ihre Fabriken besetzt.

Diese berühmte „Besetzung der Fabriken“ war keine übliche Lohnauseinandersetzung. Fabrikräte kontrollierten die besetzten Anlagen. „Rote Garden“ verteidigten sie. Die besetzenden Arbeiter setzten die Produktion fort, wobei ihnen das nötige Material oftmals von der Eisenbahnergewerkschaft angeliefert wurde. In einer Anzahl von Fällen dehnten sich die Besetzungen auf benachbarte Gaswerke und chemische Betriebe aus.

Folgende Geschichte faßt die Stimmung zusammen. Der Vertreter einer Transportfirma rief bei den Fiat-Werken in Turin an in der Hoffnung, den Manager zu sprechen:

„Hallo. Wer ist da?“ – „Hier ist der Fiat-Sowjet.“ – „Äh! ... Entschuldigung ... Ich rufe wieder zurück ...“ [10]

Diese Stimmung war nicht zuletzt der Propaganda der maximalistischen Führung der PSI während der vorhergehenden Jahre zu verdanken. Wie Trotzki kurz darauf erklärte: „Was die Avanti [die Tageszeitung der Partei, D.H.] schrieb, und was die Redner aus der Sozialistischchen Partei sagten, wurde von der breiten Arbeitermasse als Aufruf zur proletarischen Revolution aufgefaßt. Diese Propaganda drang in die Herzen der Arbeiter ein, rüttelte ihren Willen auf, und das Ergebnis war die Septemberaktion.“

Aber, wie Trotzki hinzufügte: „Wenn man die Partei [PSI] vom politischen Standpunkt aus beurteilt, muß man annehmen, – denn dies ist die einzige Erklärung die man finden kann, – daß die Sozialistische Partei Italiens, deren Politik dem Worte nach revolutionär war, sich über die möglichen Folgen dieser Politik nie Rechenschaft ablegte. Die ganze Welt weiß, daß die Septemberereignisse niemanden mehr ins Bockshorn jagten, als die Sozialistische Partei Italiens, die diese Ereignsse ja selbst vorbereitet hatte.“ [11]

Trotzkis Urteil war keineswegs übertrieben. Während die revolutionäre Glut in den Betrieben am Steigen war, trafen sich die maximalistischen Führer der PSI und die reformistischen Führer der CGL (die, wohlgemerkt, ebenfalls Mitglieder der PSI waren) in Mailand. Zuerst fragten die Gewerkschaftsführer die Vertreter der Turiner Arbeiter aus. Würde Turin die Freundlichkeit besitzen, den bewaffneten Aufstand einzuleiten? Im Bewußtsein, daß diese gleichen Gewerkschaftsführer die Turiner Arbeiter im April alleingelassen hatten, sagten die Turiner Vertreter natürlich nein.

Die Führer der CGL wandten sich nun der nationalen Leitung der Sozialistischen Partei zu. „Ihr glaubt, daß dies der Augenblick für die Revolution ist. Ihr übernehmt die Verantwortung. Wir reichen unseren Rücktritt ein“ Der Bluff der Maximalisten wurde jetzt auf die Probe gestellt. Und sie machten einen Rückzieher mit der Begründung, daß dies „eine allzu schwere Verantwortung“ sei.

Stattdessen wurde die Frage auf einem außerordentlichen Kongreß der CGL am 11. September beraten. Es gab zwei Anträge. Einer, von den CGL-Führern eingebracht. forderte einen Kampf für die „gewerkschaftliche Kontrolle“ der Produktion (denn jetzt erkannten sogar die reformistischen Gewerkschaftsführer, daß es keine Möglichkeit gab, den Kampf auf der Basis von Lohnerhöhungen allein zu beenden). Der zweite Antrag, von den Führern der Sozialistischen Partei, forderte, daß der Kampf unter ihre Führung gestellt wird, damit er „in Richtung auf die maximale Lösung des sozialistischen Programms“ gelenkt wird. Wie voraussehbar gewann der Antrag der Gewerkschaftsführer – mit 591.245 Stimmen zu 409.569. Die maximalistischen Führer müssen einen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen haben. Jedenfalls hatten sie es eilig zu betonen, daß sie willens seien, die „demokratische Entscheidung“ zu respektieren.

Bis zum Ende des Monats waren alle Fabriken den Unternehmern wieder ausgehändigt worden im Gegenzug für eine Lohnerhöhung und für die Aufstellung einer Kommission zur Ausarbeitung eines Gesetzesvorschlags für die „gewerkschaftliche Kontrolle“. Trotz aller revolutionären Rhetorik hatte die Führung der PSI vollkommen versäumt, eine konkrete Führung für die hunderttausend Arbeiter anzubieten, die sie direkt beeinflußte, und für die Millionen, die diese ihrerseits beeinflußten. Stattdessen hatte sie eine bürokratische Scharade mit den reformistischen Gewerkschaftsführern in Mailand gespielt.

Die Komintern hatte sich bemüht, die Maximalisten von der Ferne aus von ihrer Linie abzubringen. lm späten August hatte die Exekutive der Komintern einen Brief von Bucharin, Lenin und Sinowjew an die PSI geschickt:

Sämtliche Hauptbedingungen für eine siegreiche, das ganze Volk umfassende, große proletarische Revolution sind jetzt in Italien vorhanden ... Tagtäglich treffen Nachrichten von Unruhen in Italien ein. Sämtliche Augenzeugen – darunter auch die italienischen Delegierten selbst – behaupten, wir wiederholen es, daß die Situation in Italien durch und durch revolutionär ist. Trotzdem aber steht die Partei in vielen Fällen bloß als „zurückhaltendes Element“ auf, ohne nach Vereinheitlichung der Bewegung zu streben, ihr Losungen zu geben, ihr einen planmäßigen organisierten Charakter zu verleihen, sie in einen entscheidenden Ansturm gegen die Feste des Kapitals zu verwandeln. [12]

Am 22. September, zu einem Zeitpunkt also – wie sich später herausstellte – als es schon zu spät war, schickte die Komintern einen weiteren dringenden Appell an die Parteiführer. „Durch die Besitzergreifung der Fabriken und Werke allein könnt Ihr nicht siegen... Wir ziehen den Schluß, ... daß die Bewegung erweitert werden muß bis zum allgemeinen Aufstand zwecks Sturz der Bourgeoisie durch die Besitzergreifung der Macht durch die Arbeiterklasse und Organisation der Diktatur des Proletariats. Nur darin liegt die Rettung. Andernfalls ist die Auflösung und der Zusammenbruch der begonnenen vortrefflichen Bewegung unvermeidlich.“ [13]

Das alles blieb ohne Wirkung. Die PSI versäumte es, der Massenbewegung eine übergreifende politische Richtung zu verleihen, versäumte es, sie in Richtung auf die Machtübernahme zu lenken, versäumte es, die technischen Vorbereitungen für einen Aufstand zu treffen. „Das Auseinanderfallen und der Zusammenbruch“ setzten, wie vorausgesehen, unweigerlich ein.

Das Ergebnis war katastrophal. Die durch und durch erschreckte, aber immer noch intakte herrschende Klasse begann, sich dem Faschismus zuzuwenden. „Mussolinis Bewegung, die vor September 1920 noch schwach und vernachlässigbar war, wuchs mit außerordentlicher Schnelligkeit in den drei letzten Monaten des Jahres an.“ [14]

Die Besetzung der Fabriken hatte bewiesen, daß die PSI, obwohl der Kommunistischen Internationale bereits seit einem Jahr angeschlossen, nicht eine wirkliche kommunistische Partei war. Es war bezeichnend, daß sich Serrati und der überwiegende Teil der übrigen maximalistischen Führer immer noch weigerten, die offen reformistische Tendenz unter Führung von Turati – und darunter natürlich auch die Führer der CGL – aus der Partei auszuschließen.

Nach dem Debakel vom September 1920 forderten sowohl die Internationale als auch die Linke in der PSI einen Bruch. Er kam auf dem Kongreß der PSI in Livorno im Januar 1921 zustande. Aber im Gegensatz zu den Abspaltungen in der französischen Sozialistischen Partei und der deutschen USPD im vorhergenden Jahr, gelang es der PSI-Linken, eine Mehrheit weg von den Zentristen herüberzuziehen. Die – Stimmenabgabe nach Karten in Livorno ergab 14.695 Stimmen für Turatis offene Reformisten, 58.785 für die Linke und 98.028 für Serratis Zentrumsgruppe. Die Linke verließ den Kongreß auf der Stelle und gründete die italienische Kommunistische Partei (PCI).

Das Kräfteverhältnis wäre auch danach nicht so ungünstig gewesen, wenn die PCI eine aggressive aber gleichzeitig flexible Strategie gehabt hätte, um jene Arbeiter zu gewinnen, die Serrati noch folgten. Aber sie hatte keine solche Strategie. Die dominierende Kraft innerhalb der ehemaligen PSI-Linken, und jetzt die dominierende Kraft in der neuen Kommunistischen Partei, waren die Anhänger von Amadeo Bordiga. Sosehr er als Mann von eisernen Prinzipien beeindruckte, Bordiga war auch ein unbeugbar ultralinker Dogmatiker. Seine Fraktion in der PSI war ursprünglich auf der Basis des Abstentionismus von Parlamentswahlen aus Prinzip gebildet worden. Er hatte die Turiner Fabrikräte als „ökonomistisch“ verurteilt. Und jetzt wandte er sich mit aller Entschiedenheit gegen jeden Versuch der Einheitsfrontpolitik mit der Sozialistischen Partei.

Erst Mitte der 20er Jahre wurde die Vorherrschaft der Ultralinken in der PCI endgültig gebrochen. Es war aber schon zu spät. Der Faschismus hatte gesiegt.

 

 

Deutschland: Die Märzaktion

Das Wesen der Sache besteht darin, daß Levi politisch in sehr vielem recht hat. Leider hat er eine Reihe von Handlungen begangen, die die Disziplin verletzen, wofür ihn die Partei ausgeschlossen hat. Die Thesen Thalheimers und Bela Kuns sind politisch grundfalsch. Phrasen und linksradikale Spielerei.

Lenin, Brief an Sinowjew, 6. Juni 1921 [15]

IN ITALIEN, in der zweiten Hälfte von 1920, wurde eine echt revolutionäre Massenbewegung, eine Bewegung, die den Sturz des italienischen bürgerlichen Staates, ein Sowjetitalien, und somit eine grundsätzliche Veränderung der Kräfteverhältnisse in Europa zugunsten der Arbeiterklasse hätte einleiten können, von der Haltlosigkeit einer zentristischen Parteiführung gebrochen.

In Deutschland, im März 1921, als eine landesweite revolutionäre Massenbewegung fehlte, versuchte eine Parteiführung, das Tempo zu beschleunigen und sich auf die eigenen Parteiaktivisten anstelle der Massenbewegung zu stützen. Das Ergebnis war eine ernsthafte Niederlage. Es war zwar keine Katastrophe im italienischen Maßstab, aber nichtsdestoweniger eine Niederlage, die einen tiefgreifenden und ungünstigen Einfluß auf die deutsche Arbeiterbewegung ausüben sollte.

Es gab einen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen. Oberflächlich betrachtet betraf er die Führung der deutschen Kommunistischen Partei (KPD), Paul Levi, der herausragende KPD-Führer, hatte dem Kongreß der PSI in Livorno beigewohnt. Nach dem Kongreß hatte er die taktische Plumpheit der Vertreter der Internationale kritisiert. Es handelte sich um Kristo Kabakchiev, einen Bulgaren, den Trotzki als einen „leblosen Doktrinären“ beschrieb, und Matyas Rakosi, einen ungarischen „Parteimann“, einen „Apparatschik“ ohne jeden ernsthaften politischen Gedanken in seinem Kopf, der viele Jahre später (1944-56) der stalinistische Boß von Ungarn wurde.

Levis Kritik, die im großen und ganzen korrekt gewesen sein mag, brachte Rakosi dazu, von der deutschen Parteiführung die ausdrückliche Bestätigung seiner Aktionen und die Abmahnung Levis zu verlangen. Er bekam seine Befriedigung, mit 28 zu 23 Stimmen. Levi, Clara Zetkin, die herausragende Frauenführerin der KPD und zuvor der SPD, Ernst Däumig, prominenter Führer der Berliner Betriebsrätebewegung während des Kriegs und jetzt Führer des „Militärapparats“ der KPD, sowie zwei weitere Mitglieder des rechten Flügels der Parteiführung traten aus Protest zurück. Die Linke erhielt eine Mehrheit.

Diese Veränderung des politischen Gleichgewichts im „Generalstab“ der KPD hatte weitreichende Konsequenzen. Sie gewährte eine vorübergehende Vormachtstellung einer Gruppe von Linken – Maslow, Fischer, Thalheimer, Frölich und anderen –, die an die „Theorie der Offensive“ glaubten: jene Sichtweise, „wonach die Arbeiterklasse nur durch eine Serie von Offensivaktionen in Bewegung gesetzt werden könne“, wie es Fischer ausdrückte. [16]

Über die Märzaktion schrieb Fischer später: „In den Monaten, die dem Kronstädter Aufstand vom März 1921 vorausgingen, wurde von der Sinowjew-Bela-Kun-Gruppe in der russischen Partei eine Aktion für Deutschland ausgeheckt, um die russischen Arbeiter von ihren eigenen Sorgen abzulenken.“ [17] Es stimmt zwar, daß Sinowjew und Bucharin mit der Vorstellung liebäugelten, daß sich die deutschen Arbeiter durch eine „Offensive“ seitens der Parteiaktivisten vielleicht „anfeuern“ ließen, und daß sie grob unverantwortlich handelten, als die Bela Kun als Kominternvertreter mit nicht näher bestimmten Befugnissen nach Deutschland schickten. Kun, „mein lieber Bela Kun“ wie Lenin von ihm zu sagen pflegte, „der auch einer dichterisch begabten Nation angehört und sich verpflichtet fühlt, immer linker als links zu sein“ [18], war ein feuriger Anwalt der „Offensive um jeden Preis“. ein weiterer Kominternvertreter, Guralski, (auch unter dem Namen „Kleine“ bekannt), der den Ruf hatte, Sinowjew nahe zu stehen, vertrat die gleiche Linie. die KPD-Führung konnte von der begründeten Annahme ausgehen, daß die Komintern die „Offensive“ befürwortete, obwohl die Kominternexekutive – der Lenin und Trotzki immer noch angehörten – in Wirklichkeit keinen solchen Beschluß gefällt hatte. Trotzdem tragen alle Mitglieder der Exekutive eine Teilverantwortung für die Aktionen der KPD-Führung, sei es durch ausdrückliche Beauftragung (Sinowjew und Bucharin), sei es durch Unterlassung.

Das ist aber nur die eine Seite der Geschichte: denn Kuns abenteuerliche Tendenzen trafen auf große Bereitwilligkeit seitens der neuen deutschen Führung. Sogar der nüchterne Brandler ließ sich von Kun überzeugen. Tatsache ist, daß unter den Mitgliedern der USPD, die für die Kommunistische Internationale nach dem Kongreß in Halle gewonnen wurden, eine starke Neigung zur unmittelbaren revolutionären Aktion bestand. Die Linke um Maslow und Fischer verlieh dieser Ungeduld Ausdruck, entwickelte gar eine theoretische Rechtfertigung dafür und benutzte sie, um ihre Fraktionsgegner in der Führung zu stürzen. Diese Gegner, die Gruppe um Levi, bemühten sich damals schon, die Partei entlang der Linie, die Lenin und Trotzki der gesamten Internationale nach dem Dritten Weltkongreß aufprägten, anzuleiten. Aber Levi besaß nicht die Autorität, die Geduld und das taktische Geschick, die für diese Aufgabe nötig waren.

Am 26. März 1921 befahl der sozialdemokratische Oberpräsident von Sachsen, Otto Hörsing, seiner Polizei, die Mansfelder Kupferminen, ein kommunistisches Bollwerk, und eine Reihe von Fabriken zu besetzen, unter dem Vorwand, daß sich „Raub und Plünderungen“ breitmachten. Das war mit Sicherheit eine kalkulierte Provokation. Die Polizei und die sozialdemokratischen Führer waren sich im klaren, daß die „Offensive“ im Kommen war, und Hörsing zog es vor, damit zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt fertig zu werden. [19]

Das unmittelbare Ergebnis war tatsächlich eine Art Aufstand, eine Serie von bewaffneten Zusammenstößen zwischen Arbeitern und der Polizei und Soldaten in der Mansfelder Region und im Chemiewerk von Leuna bei Halle. Nebst den Vorräten des Militärapparats der KPD besaßen die Arbeiter eine Menge Waffen, die von 1919 übriggeblieben waren. Für eine kurze Zeit beherrschten Garden unter der Führung des anarchistischen Guerillakämpfers Max Hölz die Mansfelder Gegend. Die Aktion blieb aber eine lokale Angelegenheit.

Eine solche Situation wäre sogar für die nüchternste Parteiführung schwierig zu meistern gewesen. Wie bei den „Julitagen“ in Petersburg 1917 schritten die Arbeiter in einem Zentrum zum bewaffneten Aufstand, während die Masse der Arbeiterklasse von einem solchen Gedanken weit entfernt blieb. Die Aufgabe war, die fortgeschrittensten Abteilungen zurückzuhalten und einen Rückzug mit minimalsten Verlusten zu organisieren, eine überaus schwierige und knifflige Aufgabe.

Die linken Führer der KPD, berauscht von romantischen Vorstellungen, verfolgten einen genau entgegengesetzten Kurs. Sie riefen zu einem Generalstreik und zu bewaffneten Aktionen gegen den Staat auf. Die Militäreinheiten der Partei erhielten den Befehl, die Staatsmacht „herauszufordern“ um so die Arbeiter „in Bewegung zu setzen“ „Mehrere Bomben explodierten in Breslau und Halle; andere für Berlin geplante Bombenattentate wurden nicht ausgeführt.“ [20] Da wo der Streikaufruf auf Taube Ohren fiel – was meistens der Fall war –, erhielten Parteiaktivisten den Befehl, die Arbeiter rauszuzwingen.

„Auf der Kruppschen Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen“, stand in einem von Levi zitierten Parteibericht, „ist es am Donnerstag morgen zu heftigen Kämpfen gekommen zwischen Kommunisten, die das Werk besetzt hielten, und Arbeitern, die zur Arbeit wollten. Die Arbeiter gingen schließlich mit Knüppeln auf die Kommunisten los und erzwangen sich den Zutritt zur Arbeitsstelle mit Gewalt. Dabei gab es acht Verwundete.“ [21] Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen in den Hamburger Werften zwischen sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeitern. In Berlin versuchte die Partei, die Arbeitslosen zu organisieren, damit sie die Betriebe besetzen und die Arbeiter raushalten! Überall, außer in einem begrenzten Gebiet Zentraldeutschlands, wo sie eine reale Unterstützung hatten, handelte eine Minderheit von kommunistisch beeinflußten Arbeitern ohne, und oftmals gar gegen, die Mehrheit der Arbeiterklasse.

Dem unvermeidlichen Zusammenbruch des Abenteuers folgte eine blindwütige Unterdrückung. Die KPD wurde verboten. Es gab einen katastrophalen Rückgang der Mitgliedszahlen auf 150.000 oder weniger noch, und Tausende von Aktivisten wurden in die Gefängnisse geworfen.

 

 

Auf die Einheitsfront zu

Die Eroberung des ausschlaggebenden Einflusses auf die Mehrheit der Arbeiterklasse, das Hineinführen ihrer entscheidenden Teile in den Kampf ist gegenwärtig die wichtigste Frage der Kommunistischen Internationale. Denn trotz der objektiv revolutionären ökonomischen und politischen Lage ... steht die Mehrheit der Arbeiterklasse noch nicht unter dem Einfluß des Kommunismus.

Resolution des Dritten Weltkongresses (1921) [22]

DIE KOMMUNISTISCHEN PARTEIEN stammten aus der Spaltung der Arbeiterbewegung von 1914 und waren im Verlauf des Kampfes gegen die zentristischen Führer 1919-20 gewachsen – eines Kampfes, der weitere Spaltungen mit sich brachte. Es war vielleicht unvermeidlich, daß die Feindschaft gegen und die Verachtung für die reformistischen und zentristischen Führer in eine gefährliche Rücksichtslosigkeit gegenüber jenen Arbeitern, die diesen Führern immer noch folgten, zu münden drohten. Die Verrücktheit der Märzaktion war das Alarmsignal. Eine scharfe Wendung „nach rechts“ war unerläßlich, wenn sich die Internationale von der zunehmenden Isolierung von der Klasse, die sie anzuführen versuchte, bewahren wollte.

Trotzki behauptete später: „Auf dem dritten Weltkongreß hat die überwiegende Mehrheit desselben diejenigen Elemente der Internationale zur Ordnung gerufen, von deren Seite die Gefahr drohte, daß die Avantgarde durch übereiltes Vordrängen an der Passivität oder Unreife der großen Masse der Arbeiterklasse und an der noch bestehenden Festigkeit des kapitalistischen Staates zerschelle. Darin lag die größte Gefahr.“ [23]

In Wirklichkeit war die Mehrheit alles andere als überwältigend. Die Thesen über die Taktik bedeuten sicherlich eine unausgesprochene Verurteilung des Putschismus und Abenteuertums wie auch der passiven, propagandistischen Variante des Linksradikalismus. Es bedurfte aber eines harten Kampfes, bis sie vom Kongreß angenommen wurden.

Über die Märzaktion selbst mußte sich Lenins „extrem rechter Flügel“ mit einer zweideutigen Resolution zufrieden geben, die erklärte: „Die Märzaktion war ein der VKPD [KPD] durch den Angriff der Regierung auf das mitteldeutsche Proletariat aufgezwungener Kampf. In diesem ersten großen Kampfe, den sie nach ihrer Gründung zu bestehen hatte, machte die VKPD eine Reihe von Fehlern, von denen der wichtigste darin bestand, daß sie den defensiven Charakter des Kampfes nicht klar hervorhob ... Der III. Kongreß der Kommunistischen Internationale hält die Märzaktion der VKPD für einen Schritt vorwärts ... Der Kongreß ist der Meinung, daß die VKPD desto erfolgsicherer ihre Massenaktionen durchzuführen in der Lage sein wird, wenn sie in der Zukunft ihre Kampflosungen den wirklichen Situationen besser anpaßt.“ [24]

Dieser unglückliche Kompromiß war zum Teil das Ergebnis von Paul Levis öffentlichem Angriff gegen die KPD, der zu seinem Ausschluß führte. Levi veröffentlichte eine Broschüre unter dem Titel Unser Weg wider den Putschismus, die eine in ihren Grundzügen richtige, wenn auch übertriebene, Kritik der Parteiführer enthielt und in einem außerordentlich heftigen Ton gehalten wurde („der größte Bakunisten-Putsch der bisherigen Geschichte“) und den Behörden wertvolles Material gegen die Partei lieferte. Aber der Hauptgrund für den Kompromiß war die bleibende Stärke der Linken. Erst nach dem Kongreß fühlte sich die Kominternexekutive stark genug, um die logischen Konsequenzen aus der neuen „inie zu ziehen und die Schlußfolgerungen formell auszusprechen.

Im Dezember erklärte die Exekutive, sie sei „der Meinung, daß die Parole des III. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale „Zu den Massen“ und die allgemeinen Interessen der kommunistischen Bewegung, überhaupt von den kommunistischen Parteien und der Kommunistischen Internationale als Ganzes die Unterstützung der Parole der Einheitsfront der Arbeiter und die Übernahme der Initiative in dieser Frage fordern.“ [25] (Betonung im Original)

Es wurde auch deutlich herausgearbeitet, was diese Strategie bedeutete: Einen ernsthaften Versuch zu unternehmen, um die Führungen der reformistischen und zentristischen Organisationen zu einer begrenzten Zusammenarbeit in konkreten Fragen zu zwingen, indem man ihre Anhänger für die Einheit in der Aktion gewinnt, und nicht bloß den Versuch, diese Anhänger hinter den Kommunistischen Parteien in Aktionen reinzuziehen.

Im Januar 1922 rief das Exekutivkomitee der Komintern öffentlich auf zur „Errichtung einer einheitlichen Front aller sich auf das Proletariat stützenden Parteien, ohne Rücksicht auf die sie trennenden Gegensätze, vorausgesetzt, daß sie gemeinsam für die nächsten unaufschiebbaren Bedürfnisse des Proletariats kämpfen wollen... Alle Arbeiter – ob Kommunisten, ob Sozialdemokraten, ob Syndikalisten, sogar ob christliche oder liberale Gewerkschafter – wollen keine weitere Minderung der Löhne zulassen. Sie wollen nicht hungernd und frierend weiter arbeiten, und darum gilt es, sie zu einer gemeinsamen Front gegen die Offensive der Unternehmer zu vereinigen.“ [26] (Betonung im Original)

Das war ein großer Rückzug hinter den Positionen von 1919–20. Unter den neuen Bedingungen war er jedoch unabdingbar. Die neue Linie selbst war mit Schwierigkeiten und Gefahren gespickt, vor allem der Gefahr, daß die Kommunistischen Parteien ihre revolutionäre Energie und ihre Fähigkeit verlieren, sich beim nächsten Aufschwung rasch nach links zu wenden, aber diese Gefahren waren unvermeidlich.

Die Taktik der Einheitsfront wird öfter mißverstanden als beinahe jedes andere Element der revolutionären sozialistischen Tradition. Sie ist eine Methode des Kampfes um Einfluß und Unterstützung von einer Position der Defensive heraus und setzt die organisatorische und politische Unabhängigkeit der revolutionären Organisation voraus.

Die Taktik geht von der Annahme aus, daß eine nichtrevolutionäre Situation herrscht, in der die Revolutionäre Unterstützung nur unter einer Minderheit der Arbeiterklasse finden. Das wird erst auf der Basis eines steigenden Niveaus der Klassenkämpfe zu ändern sein, an denen sich große Anzahlen von Arbeitern beteiligen, unter denen viele Anhänger der reformistischen Organisationen sein werden. Die Einheitsfront ist eine Taktik, die darauf abzielt, diese Arbeiter für die Unterstützung der revolutionären Organisationen zu gewinnen, was unter günstigen Bedingungen verwirklichbar ist. Sie ist kein Block für gemeinsame Propaganda zwischen revolutionären und reformistischen Organisationen, sondern eine begrenzte Vereinbarung zu irgendeiner Aktion.

Trotzki faßte das Denken der Kominternführung in dieser Frage im Februar 1922 zusammen:

Die Aufgabe der Kommunistischen Partei ist es, die proletarische Revolution zu führen ... um dies zu erreichen, muß sich die Kommunistische Partei auf die überwältigende Mehrheit der Arbeiterklasse stützen ... Die Partei kann dies nur erreichen, wenn sie eine absolut unabhängige Organisation mit klarem Programm und strikter interner Disziplin bleibt. Deshalb auch mußte die Partei unweigerlich mit den Reformisten und Zentristen ideologisch brechen ... Nachdem sie für die vollkommene Unabhängigkeit und ideologische Homogenität in ihren eigenen Reihen gesorgt hat, kämpft die Kommunistische Partei um Einfluß über die Mehrheit der Arbeiterklasse... Es ist aber vollkommen klar, daß das Klassenleben des Proletariats während dieser Vorbereitungsphase vor der Revolution nicht eingefroren ist. Zusammenstöße mit den Unternehmern, mit der Bourgeoisie, mit der Staatsmacht, auf Initiative der einen oder anderen Seite, laufen weiter.

In diesen Zusammenstößen erfahren die Arbeiter – soweit sie die Lebensinteressen der gesamten Arbeiterklasse, deren Mehrheit oder auch des einen oder anderen Teils der Klasse berühren – die Notwendigkeit der Aktionseinheit, der Einheit in der Verteidigung gegen das Kapital... oder der Einheit in der Offensive dagegen. Eine Partei, die sich diesem Bedürfnis mechanisch entgegenstellt.... wird im Bewußtsein der Arbeiter unausbleiblich verurteilt werden.

Deshalb ist die Frage der Einheitsfront keineswegs, weder ihrem Ausgangspunkt noch ihrem Inhalt nach, eine Frage der gegenseitigen Beziehungen zwischen der Kommunistischen Parlamentsfraktion und der der Sozialisten, oder zwischen den Zentralkomitees beider Parteien...

Das Problem der Einheitsfront ergibt sich aus der dringenden Notwendigkeit, ungeachtet der aktuell unvermeidlichen Spaltung der politischen Organisationen, die sich auf die Arbeiterklasse stützen, dieser die Möglichkeit der Einheitsfront im Kampf gegen die Kapitalisten zu sichern ... überall dort, wo die Kommunistische Partei eine große, organisierte Kraft darstellt, nicht aber die entscheidende Macht ist ... wird sie mit der Frage der Einheitsfront in all ihrer Dringlichkeit konfrontiert ...

Die Einheit an der Front verlangt von uns daher die Bereitschaft, innerhalb gewisser Grenzen und in spezifischen Fragen, in der Praxis unsere Aktionen mit denen der reformistischen Organisationen abzustimmen, insofern letztere heute noch den Willen bedeutender Sektionen des kämpfenden Proletariats vertreten.

Haben wir mit ihnen denn nicht schon gebrochen? Doch, weil wir mit ihnen in den grundsätzlichen Fragen der Arbeiterbewegung nicht übereinstimmen.

Und trotzdem suchen wir mit ihnen eine Übereinkunft? Ja, überall dort, wo die Massen, die ihnen folgen, bereit sind, sich an einem gemeinsamen Kampf mit den Massen, die uns folgen, zu beteiligen, und wo sie, die Reformisten, in größerem oder minderem Umfang gezwungen werden, zu einem Instrument des Kampfes zu werden... in vielen Fällen und vielleicht sogar in der Mehrheit der Fälle werden organisatorische Vereinbarungen nur halb oder vielleicht gar nicht erreicht. Es ist aber notwendig, den kämpfenden Massen immer die Gelegenheit zu geben, sich selbst davon zu überzeugen, daß das Nichterreichen der Einheit in der Aktion nicht das Ergebnis unserer formalistischen Unversöhnlichkeit, sondern der tatsächlichen Willenlosigkeit zum Kampf seitens der Reformisten ist. [27]

Es entstehen enorme praktische Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieser Herangehensweise in jeder konkret gegebenen Situation. Denn jede solche Situation ist unterschiedlich; jede ist zwangsläufig durch einzigartige Merkmale gekennzeichnet. Es gibt keinen Ersatz für das „Wissen, die Erfahrung und ... das politische Gespür“ von denen Lenin schrieb, bei der Lösung komplizierter politische Probleme. Die einfache Wiederholung von Formeln wird nicht ausreichen.

Die Kominternparteien waren selbst von Beginn an für eine Reihe von Hindernissen verantwortlich. Denn Tatsache war, daß die Komintern die „vollkommene Unabhängigkeit und ideologische Homogenität in ihren eigenen Reihen“ von denen Trotzki sprach, nicht erreicht hatte. In Italien widersetzte sich die extreme Linke um Bordiga dieser neuen Taktik. In Frankreich stieß sie auf den Widerstand sowohl der Zentristen in der Führung als auch der Syndikalisten, für die „Politik“ im wesentlichen etwas Getrenntes vom kämpferischen Gewerkschaftertum war. In Deutschland waren die unreuigen Mitautoren des Märzabenteuers um Friesland, Maslow und Fischer ein stetiger Dorn in der Seite der Führung um Meyer und Thalheimer, die die Taktik der Einheitsfront umsetzen wollten und dafür als „weich“, „opportunistisch“ und „sozialdemokratisch“ gebrandmarkt wurden.

Trotzdem verbuchte die KPD einige Erfolge bei der Anwendung der Einheitsfronttaktik zwischen 1922–23. Nach der Ermordung des Regierungsministers Rathenau durch die extreme Rechte forderte die KPD die SPD auf, darum zu kämpfen, die paramilitärische Rechte zu entwaffnen und die Armee zu säubern. Sie rief zur Bildung von bewaffneten Arbeitergruppen – den „proletarischen Hundertschaften“ – auf, an denen sich bald viele nichtkommunistische Arbeiter beteiligen sollten. Sie gründete Betriebsräte, um sich der Unternehmeroffensive zu widersetzen und die davonschnellenden Preissteigerungen zu kontrollieren. Immer wieder rief die KPD zu gemeinsamen Aktionen gegen die Bosse und die faschistische Rechte auf. Dank dieser Methoden konnte sie nach dem Märzabenteuer von 1921 nicht nur ihre eigenen Kräfte wieder aufbauen, sondern auch ihren Einfluß tief in die Organisationen der Arbeiterklasse hineinverbreiten.

Für die Theorie und die Praxis der Einheitsfronttaktik sind zwei Elemente von zentraler Bedeutung. Erstens kann sich eine revolutionäre Minderheitspartei nicht darauf beschränken, bloß Propaganda und Agitation vom Rande der Arbeiterbewegung aus zu betreiben – obwohl sie auch diese Sachen leisten muß. Zweitens betrifft die Einheitsfronttaktik Kämpfe der Arbeiterklasse und Organisationen der Arbeiterklasse, egal wie reaktionär diese sein mögen, und ist grundsätzlich und im Prinzip von der „Volksfront“ und den „breiten demokratischen Bündnissen“ zu unterscheiden. Diese zwei zentralen Elemente werden im Lichte späterer Ereignisse der 30er Jahre deutlich erhellt.

 

 

Der Vierte Weltkongreß

Die Existenz selbständiger kommunistischer Parteien und deren vollständige Aktionsfreiheit gegenüber der Bourgeoisie und der konterrevolutionären Sozialdemokratie ist die wichtigste historische Errungenschaft des Proletariats, auf die die Kommunisten unter keinen Umständen verzichten werden. Die kommunistischen Parteien allein verfechten die Interessen des gesamten Proletariats.

Die Taktik der Einheitsfront bedeutet auch keinesfalls sogenannte „Wahlkombinationen“ der Spitzen, die diese oder jene parlamentarischen Zwecke verfolgen. Die Taktik der Einheitsfront ist das Angebot des gemeinsamen Kampfes der Kommunisten mit allen Arbeitern, die anderen Parteien oder Gruppen angehören, und mit allen parteilosen Arbeitern zwecks Verteidigung der elementarsten Lebensinteressen der Arbeiterklasse gegen die Bourgeoisie ...

Das Wichtigste in der Taktik der Einheitsfront ist und bleibt die agitatorische und organisatorische Zusammenfassung der Arbeitermassen. Der wirkliche Erfolg der Einheitsfronttaktik erwächst von „unten“, aus den Tiefen der Arbeitermasse selbst. Die Kommunisten können dabei aber nicht darauf verzichten, unter gegebenen Umständen auch mit den Spitzen der gegnerischen Arbeiterparteien zu unterhandeln. Über den Gang dieser Unterhandlungen müssen die Massen jedoch dauernd und vollkommen unterrichtet sein. Die Selbständigkeit der Agitation der Kommunistischen Partei darf auch während der Verhandlungen mit den Spitzen keinesfalls eingeschränkt werden.

Thesen über die Taktik der Kommunistischen Internationale, angenommen vom Vierten Weltkongreß der Kommunistischen Internationale, Dezember 1922 [28]

DER VIERTE WELTKONGRESS, der im November-Dezember 1922 zusammentraf, war der letzte Kominternkongreß, dem Lenin beiwohnte (und mit Ausnahme einer einzigen Rede war er bereits zu krank, um aktiv daran teilzunehmen) Es war auch der letzte Kongreß, den die spätere trotzkistische Tradition für einen wirklich revolutionären kommunistischen Kongreß hielt.

Was war seit dem Ersten Kongreß erreicht worden? Der Kapitalismus hatte die Stürme von 1919-20 überstanden – mit der unverzichtbaren Hilfe der Sozialdemokraten und Zentristen. Trotzdem existierten jetzt beträchthche revolutionäre Arbeiterparteien in einer Anzahl wichtiger europäischer Länder. Die Parteien führten typischerweise nur Minderheiten in der Arbeiterklasse an, was in Zeiten des Abschwungs nur natürlich war, aber sie waren oft immerhin groß genug, um einen ernsthaften Faktor darzustellen. Daher auch die Aktualität der Einheitsfronttaktik. Das Kräftepotential zur Ergreifung der Möglichkeiten, die sich in zukünftigen revolutionären Situationen eröffnen würden, war unvergleichlich größer als 1919. Die 343 stimmberechtigten Delegierten aus 58 Ländern auf dem Kongreß stellten die mächtigste revolutionäre Arbeiterbewegung dar, die es je gegeben hatte.

Wie jede lebendige Massenbewegung war sie natürlich mit einer Menge von Fehlern und Verzerrungen behaftet. Sie litt unter internen Konflikten, die in der letzten Analyse den Druck fremder und feindlicher sozialer Kräfte widerspiegelten. Sie litt auch unter jenen internen Konflikten, die eine Begleiterscheinung der Unreife sind, des Fehlens von stabilen, anerkannten nationalen revolutionären Führungen, die sich in der Aktion entwickelt und geprüft haben und das Vertrauen der Masse der Mitglieder und zumindest einiger Arbeiter über die Mitgliedschaft hinaus genießen. Die überwältigende Autorität der internationalen Führung, von Lenin, Trotzki, Sinowjew und, in der Tat, von allen Russen, stellte alle anderen in den Schatten.

Diese Autorität gründete sich noch nicht auf Manipulierungen, bürokratische Manöver oder gar die Stimmenübermacht der russischen Kommunistischen Partei. Sie gründete sich auf die offensichtliche Tatsache, daß die Russen nicht nur „ihre Revolution gemacht“ hatten, sondern auch in den Auseinandersetzungen innerhalb der Komintern seit 1919 im Recht waren, und daß dies schließlich von den verantwortlichsten Militanten auch so gesehen wurde. Im Recht gegen die Ultralinken, deren Sieg die Bewegung zu einer Sekte reduziert hätte. Im Recht gegen die Zentristen, deren Sieg die Bewegung zurück in den sozialdemokratischen Sumpf geführt hätte. Ohne das Prestige der russischen Revolution, und dadurch von Lenin und seinen Mitarbeitern, hätte sich die Komintern nicht zu einer Massenorganisation entwickeln können, wenn sie überhaupt wirklich ernsthaft Gestalt genommen hätte.

Diese Situation verbarg in sich aber den Keim einer allzu offensichtlichen Gefahr. Es war eine Sache, unter den Russen „zur Schule zu gehen“, und eine ganz andere, sich immer mehr auf die Lehrer zu verlassen, um die komplexen Probleme der deutschen, polnischen, britischen, amerikanischen oder sonstigen Parteien zu lösen. Die Lehren, die die Russen aus ihrer eigenen revolutionären Erfahrung weitervermitteln konnten, waren die am weitesten entwickelten in jenen frühen Jahren. Aber ein wichtiges Ziel jeder wirklichen Erziehung ist es doch, den Schüler von der übertriebenen Abhängigkeit vom Lehrer zu emanzipieren. Lenin erkannte die Gefahr. Die einzige Rede, die er auf dem vierten Kongreß halten konnte, enthält folgende Passage:

Auf dem III. Kongreß 1921 haben wir eine Resolution angenommen über den organisatorischen Aufbau der kommunistischen Parteien und über die Methoden und den Inhalt ihrer Arbeit. Diese Resolution ist ausgezeichnet, aber sie ist fast ausgesprochen russisch, d.h. ... fast kein Ausländer [kann] sie lesen – ich habe diese Resolution noch einmal durchgelesen, bevor ich das sage.

Erstens ist sie zu lang, sie hat 50 oder mehr Paragraphen. So etwas können Ausländer gewöhnlich nicht lesen. Zweitens, wenn sie doch gelesen wird, so kann kein Ausländer sie verstehen, eben weil sie zu russisch ist. Nicht als ob sie russisch geschrieben wäre – sie ist ausgezeichnet in alle Sprachen übersetzt –, sondern weil sie durch und durch von russischem Geist durchdrungen ist.

Und drittens, wenn ein Ausländer sie auch ausnahmsweise versteht, so kann er sie nicht durchführen. Das ist der dritte Mangel ... Mein Eindruck ist, daß wir mit dieser Resolution einen großen Fehler gemacht haben, nämlich daß wir uns selbst den Weg zu einem weiteren Fortschritt versperrt haben ... Alles, was in der Resolution gesagt wird, ist toter Buchstabe geblieben. Und wenn wir das nicht begreifen, werden wir nicht vorwärtskommen. [29]

Rückschauend ist es klar, daß das Problem viel tiefer lag, viel tiefer noch, als Lenin selbst glaubte. Je mehr der Einfluß der Russen gestärkt wurde, desto größer wurde die Abhängigkeit der internationalen Bewegung vom Ausgang des postrevolutionären Machtkampfes in einem rückständigen und isolierten Land, in dem sich die Arbeiterklasse selbst auflöste.

Die Führung der russischen Kommunistischen Partei war 1922 jedoch immer noch unvergleichlich überlegen verglichen mit den Führungen der europäischen Parteien. Sie verstärkte noch ihre Autorität in den Kämpfen von 1922-23 gegen die Führer der französischen und norwegischen Parteien.

Hierin liegt die Tragödie der späteren Entwicklung der Komintern. Der komplexe Vorgang der ungleichen und kombinierten Entwicklung sowohl des Kapitalismus als auch der Arbeiterbewegungen hatte nicht nur Marx’ und Engels’ Annahme widersprochen, daß die Arbeiterrevolution zuerst in jenen Ländern stattfinden würde, die damals wirtschaftlich und politisch am fortgeschrittensten waren – Großbritannien, Frankreich und Deutschland –, er hatte auch zur russischen Vorherrschaft in der revolutionären Bewegung genau zu einem Zeitpunkt geführt, als die Arbeiterbewegung in Rußland selbst verkümmerte.

Denn bereits 1921 hatte Lenin in seiner Verteidigung der Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) argumentiert, daß „durch den Krieg und die furchtbare Verwüstung und Zerrüttung [das Proletariat] deklassiert, d.h. aus seinem Klassengeleise geworfen ist und aufgehört hat, als Proletariat zu existieren... Soweit die kapitalistische Großindustrie zerstört ist, soweit Fabriken und Werke stillgelegt sind, ist das Proletariat verschwunden. Es wurde wohl manchmal der Form nach als Proletariat gerechnet, aber es hatte keine ökonomischen Wurzeln.“ [30]

Das Moskau, in dem die Delegierten zusammengekommen waren, stand bereits unter der Leitung einer Bürokratie, die zwar ganz oben noch von einer dünnen Schicht von Revolutionären kontrolliert wurde, aber im wesentlichen einen Ersatz für die Arbeitermacht darstellte.

Der Vierte Kongreß traf verschiedene Entscheidungen, die die Einheitsfronttaktik erweiterten und entwickelten. „Als allgemeine propagandistische Parole ist die [Forderung nach einer] Arbeiterregierung (evtl. Arbeiter- und Bauernregierung [31]) fast überall zu gebrauchen.“ [32] Dies bedeutete: „Die Kommunisten sind bereit, auch mit jenen Arbeitern zu marschieren, die die Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats noch nicht erkannt haben. Die Kommunisten sind also auch bereit, unter gewissen Bedingungen und unter gewissen Garantien eine nicht rein kommunistische, ja sogar eine bloß scheinbare Arbeiterregierung (liberale und sozialdemokratische) zu unterstützen.“ [33]

Es gab einen wichtigen Präzedenzfall. Noch vor dem Kongreß in Halle und unmittelbar nach dem Kapp-Putsch von 1920 hatte der extrem rechte Führer des Gewerkschaftsverbandes ADGB, Karl Legien, ein Bündnis zwischen der SPD, der USPD, und den Gewerkschaften vorgeschlagen, um für eine „Arbeiterregierung“ zu kämpfen, die den deutschen Staatsapparat „republikanisieren“ sollte, indem sie die Armee und den Staatsdienst von rechten Offizieren säubert, begrenzte Sozialreformen, darunter eine Landreform zur Brechung der Macht der landbesitzenden, aristokratischen Junker und die Verstaatlichung der Bergwerke, durchführen.

Die KPD, die damals erst 50-60.000 stark war, wurde in die Verhandlungen einbezogen. Legien suchte ihre Beteiligung wegen ihres Einflusses auf aufständische Arbeiter, die die effektive Macht in einer Reihe von Orten in Sachsen und im Ruhrgebiet innehatten. Der Vorschlag, der der KPD gemacht wurde, beinhaltete ihre „kritische Unterstützung“ für eine solche Regierung unter Beibehaltung ihrer Aktionsfreiheit in anderen Fragen. Die „kritische Unterstützung“ umfaßte den Verzicht auf jeden unmittelbaren bewaffneten Kampf gegen die Weimarer Republik und gegen die vorgeschlagene „Arbeiterregierung“.

Paul Levi, zur Zeit der vorherrschende Führer der KPD, und seine Vertreter, Jacob Walcher und Wilhelm Pieck, waren für eine solche Vereinbarung. Die Partei als ganzes betrachtete dies als beinahen Verrat.

Wer hatte recht? Es ist keine Frage, man hätte die Vereinbarung mit beiden Händen aufgreifen müssen. Die SPD-Führer waren durch den Kapp-Putsch stark erschüttert, denn dieser war das Ergebnis ihrer Unterstützung für die Gründung der Reichswehr, des neuen Berufsheeres, und sie verloren schnell an Boden zugunsten der Linken (vor allem der USPD). Gleichzeitig hatte die Mehrheit der zwölf Millionen oder mehr Arbeiter, die Widerstand geleistet und den Putsch niedergeschlagen hatten, dies im Namen der Verteidigung der Weimarer Republik getan. Die Behauptung, daß diese Republik, unter einer neuen Führung, die extreme Rechte wirklich zerschlagen und zumindest einen Teil der Probleme der arbeitenden Leute lösen könnte, mußte in der Praxis getestet werden – natürlich nicht, um die Kommunistischen Militanten, sondern um die Mehrheit der Arbeiterklasse zu überzeugen. Denn eine SPD-USPD-Regierung hätte ihre Versprechungen natürlich nicht halten können. Umso besser für die KPD. Denn, und dies muß betont werden, von einer Beteiligung der KPD an der „Arbeiterregierung“ war niemals die Rede.

Aus dem ganzen Vorhaben wurde jedenfalls nichts, und der Kongreß von Halle, der zur Spaltung der USPD und zu einem massiven Zustrom von neuen Mitgliedern in die KPD führte, verwandelte die Situation für die Partei. Die KPD war eine kleine Minderheit vor dem Haller Kongreß gewesen, nach dem Kongreß war sie immer noch eine Minderheit, wenn auch eine beachtenswerte. Ein bewaffneter Kampf wäre deshalb nichts mehr als Abenteuertum gewesen. Die KPD mußte zuerst die entscheidenden Sektionen der Arbeiterklasse auf ihre Seite ziehen – und die kritische Unterstützung für eine „Arbeiterregierung“ im oben beschriebenen Sinne, hätte diesen Prozeß sehr erleichtern können.

Die Verhandlungen mit Legien fanden mehr als ein Jahr vor der Annahme der Losung „Zu den Massen“ und der Einheitsfronttaktik durch den Dritten Weltkongreß statt. Auf dem Vierten Kongreß wurde die Angelegenheit ein ganzes Stück weiterentwickelt. Es ist lohnend, die Kongreßresolution im Detail zu betrachten. Nachdem festgehalten wurde, daß die Idee der „Arbeiterregierung“ „als eine allgemeine Propagandalosung“ benutzt werden sollte, fährt sie fort:

Als aktuelle politische Losung aber hat die Arbeiterregierung die größte Bedeutung in denjenigen Ländern, wo die Lage der bürgerlichen Gesellschaft besonders unsicher ist, wo das Kräfteverhältnis zwischen den Arbeiterparteien und der Bourgeoisie die Entscheidung der Regierungsfrage als praktische Notwendigkeit auf die Tagesordnung setzt. In diesen Ländern ergibt sich die Losung der Arbeiterregierung als unvermeidliche Schlußfolgerung aus der ganzen Taktik der Einheitsfront.

Die Parteien der 2. Internationale versuchen, in diesen Ländern die Lage dadurch zu „retten“, daß sie eine Koalition der Bürgerlichen und der Sozialdemokraten propagieren und verwirklichen ... Einer offenen oder maskierten bürgerlich-sozialdemokratischen Koalition stellen die Kommunisten die Einheitsfront aller Arbeiter und eine Koalition aller Arbeiterparteien auf ökonomischen und politischem Gebiete zum Kampfe gegen die bürgerliche Macht und zu ihrem schließlichen Sturz gegenüber. Im vereinten Kampf aller Arbeiter gegen die Bourgeoisie soll der ganze Staatsapparat in die Hände der Arbeiterregierung gelangen, und dadurch sollen die Machtpositionen der Arbeiterklasse gestärkt werden.

Die elementarsten Aufgaben einer Arbeiterregierung müssen darin bestehen, das Proletariat zu bewaffnen, die bürgerlichen, konterrevolutionären Organisationen zu entwaffnen, die Kontrolle der Produktion einzuführen, die Hauptlast der Steuern auf die Schultern der Reichen abzuwälzen und den Widerstand der konterrevolutionären Bourgeoisie zu brechen.

Eine solche Arbeiterregierung ist nur möglich, wenn sie aus dem Kampfe der Massen selbst geboren wird, sich auf kampffähige Arbeiterorgane stützt, die von den untersten Schichten der unterdrückten Arbeitermassen geschaffen werden. [34]

Zweck der Losung der „Arbeiterregierung“ war es, „das Proletariat zusammenzuschließen und revolutionäre Kämpfe auszulösen“. [35] In einer solchen Situation, wie der unmittelbar nach dem Kapp-Putsch, hätte sie sehr wohl zu einem solchen Ausgang beitragen können, vorausgesetzt natürlich, es handelte sich um eine kritische Unterstützung für eine Arbeiterregierung durch eine unabhängige Kommunistische Partei. Die Resolution ging jedoch viel weiter.

Sie hielt eine Beteiligung der Kommunistischen Partei an einer „Arbeiterregierung“ „unter bestimmten Umständen“ für möglich. Es stimmt zwar, daß eine solche Beteiligung mit einer Reihe von Einschränkungen versehen wurde, aber die Sache ist offensichtlich im Prinzip falsch. In der Tat machen einige der Einschränkungen die Sache noch schlimmer: nur „wenn Garantien dafür vorhanden sind, daß die Arbeiterregierung wirklich einen Kampf gegen das Bürgertum im oben angegebenen Sinne führen wird“ [36] – wenn aber die Sozialdemokraten und Zentristen das tun könnten („die Arbeiter bewaffnen... den Widerstand der konterrevolutionären Bourgeoisie brechen“), dann würden sie aufhören, Reformisten zu sein. Dazu kam noch, daß trotz allen Geredes von den „Kämpfen der Massen“ die Losung von der Arbeiterregierung die Hauptaufmerksamkeit unweigerlich auf parlamentarische Mehrheiten verschob, und im Deutschland von 1923 sehr wohl auch so verstanden wurde.

1921 stammte die Opposition gegen die Einheitsfronttaktik in erster Linie von der Ultralinken. 1922–23 kam sie in erster Linie von der Rechten, von zentristischen und linksreformistischen Tendenzen, die immer noch eine Stütze in einer Reihe von Kommunistischen Parteien besaßen. Sie kam auch, in Taten eher als in Worten, von Tendenzen, die man am besten als „neo-kautskianische“ bezeichnen könnte – Tendenzen, die vom Kautskianismus von vor 1914 stammten, die einen abstrakten Revolutionismus, den Glauben, daß der Sozialismus das Ergebnis „unvermeidlicher“ historischer Entwicklung sein würde, und eine passive Herangehensweise an den Klassenkampf beinhalteten.

In Frankreich stürzte sich die zentristische Gruppe unter Führung von Frossard auf die Opposition gegen die Einheitsfronttaktik als ein Mittel, um die Opposition gegen „Moskau“ und für die „Autonomie“ zusammenzutrommeln. In Wirklichkeit richtete sich ihre Opposition gegen den Aufbau einer revolutionären Partei in ihrem eigenen Land. Sie widersetzten sich dem aktiven und aggressiven Versuch, die Basis der Sozialistischen Partei in die Aktion einzubeziehen gerade deswegen, weil sie sich immer mehr den Führern der Sozialistischen Partei näherten.

Wie Trotzki scharfsinnig bemerkte: „In der Frage der Einheitsfront sehen wir dieselbe passive und unentschiedene Tendenz, aber diesmal gekennzeichnet durch verbale Unvereinbarkeit. Auf den ersten Blick sticht einem folgendes Paradoxon in die Augen: Die rechten Parteielemente mit ihren zentristischen und pazifistischen Tendenzen, die offen oder verdeckt die Zeitung Journal Du Peuple unterstützen, stehen gleichzeitig an vorderster Linie als die unversöhnlichsten Gegner der Einheitsfront und bedecken sich mit dem Banner der revolutionären Unnachgiebigkeit. Im Gegensatz dazu sind jene Elemente, die bis zum Kongreß von Tours und unter den schwierigsten Umständen an der Position der Dritten Internationale festgehalten hatten, heute für die Einheitsfront. In Wirklichkeit wird die Maske der pseudorevolutionären Unnachgiebigkeit heute von den Befürwortern der zögerlichen und passiven Taktik getragen“ [37]

Die Fraktion von Frossard erhielt eine Mehrheit auf dem Parteikongreß im Oktober 1922, wenn auch eine schmale. Die Vertreter des Komitees der Kominternexekutive auf dem Kongreß, Humbert Droz und Manuilsky, traten für eine paritätische Besetzung der führenden Parteigremien durch Linke und Rechte gleichermaßen ein. Nachdem dies abgelehnt wurde, handelten sie im Geiste der Mehrheitsmeinung der damaligen Kominternexekutive, die durch Sinowjews Losung „Frieden ist besser“ – in anderen Worten, neue Spaltungen fast um jeden Preis vermeiden – am besten charakterisiert werden kann, und setzten ihre ganzen Energien ein, um die Linke zur Unterwerfung zu bewegen.

„Die Linke erhielt Anweisungen von Manuilsky, sich der Entscheidung zu fügen... Aber diese Anweisungen zeigten ein mangelndes Verständnis für die Stimmung der Rechten. Frossard hatte vor, ... [seinen Sieg – D.H.] voll auszuschöpfen. Alle Posten in allen Parteiorganen wurden mit Kandidaten der Rechten besetzt.“ [38]

Frossard und seine Mitarbeiter benutzten diesen Erfolg, um die Spaltung und die Rückführung der Partei zur Einheit mit der reformistischen Minderheit vorzubereiten. Die Sache ging dann so aus, daß Frossard die Spaltung voreilig im Januar 1923 in die Wege leitete. Obwohl er „die meisten Politiker, Journalisten, Stadträte und ähnliches“ [39] mitnahm, blieb die Mehrheit der Arbeitermitgliedschaft treu, und die Kommunistische Partei konnte sich nach der Spaltung vergrößern. Frossard wurde später Generalsekretär der (reformistischen) SFIO.

In Norwegen war der Ausgang weniger günstig. Die zentristischen Führer Tranmael und Lie (letzterer wurde später erster Generalsekretär der UNO) hatten die Spaltung seit dem Sommer 1920 vorbereitet, sie aber geschickt hinausgezögert, obwohl dies die Norwegische Arbeiterpartei (DNA) dazu verpflichtete, die 21 Bedingungen der Komintern (in Worten) zu akzeptieren, bis die revolutionäre Flut deutlich verebbte.

Tranmael und Lie setzten die Spaltung auf dem 1923er Kongreß mit 169 zu 110 Stimmen, vordergründig wegen der wohlbekannten Frage der „Autonomie“, durch und nahmen die Mehrheit der Mitgliedschaft mit. Bis in die späten 20er Jahre hinein mußte die DNA allerdings mit einer beträchtlichen Kommunistischen Partei rechnen. Bei den Wahlen 1924 erhielt die DNA 18 Prozent der Stimmen und 24 Abgeordnete, während die norwegische Kommunistische Partei auf 6 Prozent und 6 Delegierte kam. [40] Wichtiger war, daß die Kommunistische Partei einen guten Teil der organisierten Arbeiterbasis mit sich nahm. Aber im Gegensatz zur französischen Kommunistischen Partei war die norwegische Partei von Anfang an eine Minderheitspartei, sogar unter den organisierten Arbeitern. Tranmael und die DNA legten die Mehrheit der organisierten Arbeiter auf eine zentristische Linie fest; sie redeten links, bewegten sich aber nach rechts. Sie hüteten sich, der wiederaufgebauten reformistischen Internationale beizutreten, und fuhren fort, „links zu reden“, bis der Augenblick kam, wo sie 1936 die Regierung seiner Norwegischen Hoheit bildeten.

 

 

Internationale Manöver

Die Vertreter der II. und der zweieinhalbten Internationale brauchen die Einheitsfront, denn sie hoffen, uns durch übermäßige Zugeständnisse von unserer Seite zu schwächen; sie hoffen, in unseren, den kommunistischen Raum, ohne jede Bezahlung einzudringen; sie hoffen, die Arbeiter mittels der Einheitsfronttaktik von der Richtigkeit der reformistischen und der Unrichtigkeit der revolutionären Taktik zu überzeugen. Wir brauchen die Einheitsfront, weil wir die Arbeiter vom Gegenteil zu überzeugen hoffen.

Lenin, Wir haben zuviel bezahlt (April 1922) [41]

AUF DEM KONGRESS, der im Februar 1919 in Bern mit dem Ziel zusammentraf, die Zweite Internationale wieder zu konstituieren, fehlten eine Reihe von Mitgliedsparteien – die Belgier verweigerten ihre Teilnahme, weil sie nicht an einem Tisch mit den Deutschen sitzen wollten, die Italiener und Schweizer wollten nicht mit den Anti-Zimmerwalder Parteien zusammenkommen, die Bolschewiki waren dem ganzen Ansinnen gegenüber äußerst feindlich eingestellt, und so weiter.

Einige der Zentristen, insbesondere die USPD, waren anwesend, es handelte sich aber im wesentlichen um einen Kongreß des rechten Rumpfes der alten Internationale. Er blieb wegen der Frage der „Kriegsschuld“ gelähmt, nachdem die französischen Rechten den Versuch unternommen hatten, die ausschließliche Verantwortung für den Krieg den Zentralmächten zuzuschieben – entlang der schändlichen „Kriegsschuld“-Klausel des Versailler Vertrages – und somit nur die deutschen und österreichischen Sozialdemokraten wegen ihrer Unterstützung für den Krieg zu verurteilen. Der Kongreß beschränkte sich darauf, ein Aktionskomitee zu errichten, „um in kürzester Zeit die Wiederherstellung der Internationale zu erreichen“ [42], in anderen Worten, um die durch nationale Differenzen zerspaltene Rechte gegen die Revolutionäre wiederzuvereinigen.

Bis dieses Gremium in der Lage war, einen weiteren Kongreß im August 1919 in Luzern einzuberufen, war die Kommunistische Internationale bereits gegründet worden, und die revolutionäre Flut in Europa schwoll mächtig an. Achtzehn Parteien waren anwesend (in Bern waren es 23 gewesen), und es gab anscheinend eine starke Verschiebung nach links. Von der deutschen „Kriegsschuld“ war nicht mehr die Rede, im Gegenteil, der ganze Versailler Vertrag wurde ausdrücklich verurteilt, ebenso auch die militärische Intervention der Alliierten gegen die russische und die ungarische Revolutionen.

Diese verbalen Zugeständnisse an die Linken verfehlten aber ihren Zweck, die Zentristen unter ihrem rechten Fittichen zu behalten. Unter dem wachsenden Druck ihrer radikalisierten Mitgliedschaften brachen die französische (zur Zeit unter zentristischer Führung), die österreichische, die amerikanische, die norwegische und die spanische Partei, sowie auch die USPD, mit der wiedergegründeten Zweiten Internationale noch vor ihrem Genfer Kongreß im Juli 1920. Eine neue zentristische Internationale, die „zweieinhalbte Internationale“ oder Wiener Union, wurde ins Leben gerufen und formell im Februar 1921 konstituiert. Ihren Kern bildete die österreichische sozialdemokratische Partei, deren Führer jede größere Abspaltung nach links vermieden, indem sie ihre Unterstützung für den Wiederaufbau des bürgerlichen Staates in Österreich (in Form einer bürgerlichen demokratischen Republik) mit revolutionärer Rhetorik vertuschten.

Die Zweieinhalb-Internationale war im Grunde ein Versuch, dieses Manöver im europäischen Maßstab zu wiederholen, um weitere Fortschritte der Kommunistischen Internationale zu verhindern und möglichst viele derjenigen wiederzugewinnen, die 1920 zu ihr übergewechselt waren. Das Losungswort der Wiener Union war „Einheit“. Die USPD und die SFIO, die inzwischen ihre Kongresse in Halle bzw. Tours hinter sich hatten, die britische ILP und die russischen Menschewiki nahmen Teil. Insgesamt beanspruchte die Wiener Union für sich die Mitgliedschaft von zwanzig Parteien in dreizehn Ländern.

Im Januar 1922 veröffentlichte das Büro der zweieinhalbten Internationale einen Aufruf für „die Einberufung einer ‚allgemeinen internationalen Konferenz des klassenbewußten Weltproletariats‘.“ [43] Das Exekutivkomitee der Komintern erklärte sich sofort zur Teilnahme bereit. Die Exekutive der wiederbelebten Zweiten Internationale erhob eine Reihe von Einwänden, die darauf abzielten, die Konferenz zu torpedieren, wurde aber schließlich aus Furcht vor weiteren Verlusten an die Linken zur Teilnahme gezwungen.

Die Konferenz kam dann schließlich im Reichstagsgebäude in Berlin (eine Gefälligkeit der SPD) im April 1922 zusammen. Clara Zetkin verwarf im Namen der Komintern jeglichen Gedanken an eine „organisatorische Einigung“, an eine einzige Internationale, wie sie von den „Zweieinhalbern“ vorgeschlagen wurde, betonte aber die Notwendigkeit, „daß sich die Arbeiterklasse ‚trotz aller sie trennenden tiefen Gegensätze ... zu einem Abwehrkampf gegen die Offensive des Weltkapitals zusammenballen muß‘.“ [44]

Verständlicherweise waren die Delegierten der Zweiten Internationale – unter ihnen war Ramsay McDonald, zukünftiger Labour- und später dann konservativer Premierminister von Großbritannien, an vorderster Reihe an sowas nicht interessiert. Sie bestanden darauf, die Frage des kaukasischen Georgiens, wo eine ursprünglich unter britischer militärischer Obhut gebildete menschewistische Regierung soeben von der Roten Armee gestürzt worden war, sowie die Frage der Gerichtsverfahren gegen Konterrevolutionäre in Rußland usw. zu diskutieren.

Zugeständnisse der Kominterndelegation, die Lenin später als unzulässig brandmarkte, verhinderten ein sofortiges Auseinandergehen der Konferenz, aber die „Zweieinhalber“ erzielten bald eine Verständigung mit der Rechten. Gemeinsam beriefen sie eine weitere Konferenz ein, aus der sie die Kommunisten ausschlossen, und auf der sie ihre Kräfte vereinten, um eine Arbeiter- und Sozialistische Internationale im Mai 1923 zu gründen. Diese Körperschaft führte ein papierenes Dasein bis zu ihrem schmählichen Auseinanderfallen beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939.

Es gab auch die zwei Gewerkschaftsinternationalen: Die Internationale Gewerkschaftsföderation (IFTU) war von der extrem rechten Führung des deutschen Gewerkschaftsdachverbandes ADGB 1913 – in erster Linie als Geste der Unabhängigkeit von der Parteikontrolle – gegründet worden. Sie brach im darauffolgenden Jahr zusammen, als ihre zwei größten Bestandteile (der britische TUC und der deutsche ADGB) ihre jeweilige „eigene“ Regierung beim Ausbruch des Krieges unterstützten.

Die IFTU wurde auf einem Kongreß in Amsterdam im Juli 1919 wiedererrichtet. Sie war eine Hochburg der Rechten, wobei die europäischen Rechten noch zusätzliche Schützenhilfe durch die stark antisozialistische American Federation of Labour erhielten. Auf dem Gründungskongreß beanspruchte man, fast achtzehn Millionen Gewerkschafter zu vertreten: „Die sogenannte Gewerkschaftsinternationale, die ist leider noch etwas, und zwar ist sie das Bollwerk der internationalen Bourgeoisie“ [45], sagte Sinowjew 1920.

Die Rote Gewerkschaftsinternationale (bekannt als die Profintern) war zum Teil als Gegengewicht zur IFTU und zum Teil als Mittel zur Heranführung der syndikalistischen Gewerkschaftsföderationen in Frankreich (CGT) und in Spanien (CNT) und kleinerer Gruppierungen anderswo in eine engere Beziehung zur Komintern konzipiert.

Die zehnte der 21 Bedingungen für den Beitritt der Parteien zur Komintern hatte „einen hartnäckigen Kampf gegen die Amsterdamer ‚Internationale‘ der gelben Gewerkschaften“ gefordert. Jede Partei „muß unter den gewerkschaftlich organisierten Arbeitern die Notwendigkeit des Bruches mit der gelben Amsterdamer Internationale nachdrücklichst propagieren. Mit allen Mitteln hat sie die entstehende internationale Vereinigung der roten Gewerkschaften, die sich der Kommunistischen Internationale anschließen, zu unterstützen.“ [46]

Erst im Juli 1921 konnte die Rote Gewerkschaftsinternationale ihren Gründungskongreß abhalten: Die italienische, bulgarische und norwegische Gewerkschaftsföderationen waren anwesend, zusammen mit den Russen und einer Reihe kleinerer Organisationen. Man erhob den Anspruch, daß die 380 Delegierte aus 41 Ländern „siebzehn Millionen aus einer Gesamtzahl von vierzig Millionen Gewerkschaftern in der ganzen Welt“ [47] vertraten, was ein äußerst dubioser Anspruch war. Zu dieser Zeit und im Zuge des Abflauens der revolutionären Flut trat die Einheitsfronttaktik immer mehr in den Vordergrund, und es ist fraglich, ob unter diesen Umständen die Gründung der Roten Internationale ein nützliches Unterfangen war.

Drei Jahre später gab Sinowjew zu: „Die RGI wurde gegründet in einem Moment, wo es schien, wir würden die Front des Feindes in frontaler Attacke durchbrechen können und die Gewerkschaften rasch erobern... Es war dies eine Zeit, wo wir glaubten, wir werden die Mehrheit der Arbeiter ganz schnell gewinnen.“ [48]

Dies entspricht nicht den Tatsachen. Eine solche Perspektive wurde 1920 vertreten, nicht mehr aber im Sommer 1921. Sie entspricht aber in der Tat dem Gedanken, der hinter dem ursprünglichen Entschluß steckte, zu versuchen, der IFTU auf ihrem eigenen Feld entgegenzutreten und sie zu besiegen.

Jedenfalls, obwohl die italienische Gewerkschaftsföderation in Bälde durch die Faschisten zerschlagen wurde, und sich die Norweger schon bald wieder zurückzogen, bekam das Profinternskelett durch die Spaltungen der französischen und tschechischen Gewerkschaftsbewegungen etwas mehr Fleisch auf die Knochen.

Die CGT, die einzige französische Gewerkschaftsorganisation von Bedeutung, hatte 1906 eine revolutionäre syndikalistische Position (verkörpert in der Charte von Amiens) eingenommen. Der Krieg bewies allerdings, daß die Gegnerschaft zu sozialistischen Parteien, die man zu Recht des Reformismus verdächtigte – was der Kern der syndikalistischen Position war – keinesfalls eine Garantie darstellte, daß die Syndikalisten vom kapitalistischen Staat unabhängig bleiben würden. Die CGT selbst produzierte sehr schnell reformistische Prokriegstendenzen nebst revolutionären Antikriegstendenzen, und dazwischen eine vorübergehend mehrheitsfähige „Zentrums“-Tendenz, die pro Zimmerwald aber antibolschewistisch war.

Der rechte Flügel, der beobachten konnte, wie die vereinten Kräfte der Linken und des Zentrums dabei waren, eine beträchtliche Mehrheit zu gewinnen, spaltete die CGT nach dem Kongreß von Lille (im Juli 1921), stahl den Namen und den Großteil des Apparats und zwang somit die Linke, die CGTU im Juni 1922 zu gründen. Damals hatte die CGTU die Unterstützung der Mehrheit der organisierten Arbeiter in Frankreich, sodaß ihr Beitritt zur Roten Internationale einen ernsthaften Schlag gegen die IFTU bedeutete. Er veränderte auch den Charakter der Roten Internationale selbst. Denn der syndikalistische Mehrheitsflügel in der CGTU-Führung setzte die Entfernung von Kominternern-Anhängern aus der Exekutive der Roten Internationale erfolgreich durch.

Im nächsten Jahr schlossen die rechten chauvinistischen Bosse der tschechischen Gewerkschaftsföderation eine Reihe von Gewerkschaften aus, in denen die Mehrheit der tschechischen Gewerkschafter organisiert war. Die ausgeschlossene Linke gründete das Multinationale Gewerkschaftszentrum – „multinational“ bezog sich auf die deutsche, slowenische, ruthenische, ungarische und polnische Minderheiten, die zusammengenommen die Mehrheit der Bevölkerung im tschechischen Staat, wie er durch den Versailler Vertrag am Ende des Ersten Weltkriegs geschaffen worden war, ausmachten. Das Multinationale Gewerkschaftszentrum schloß sich nun der Roten Internationale an.

Die spanische CNT lehnte jedoch zum Schluß sowohl Amsterdam als auch Moskau ab. Ihr anarcho-syndikalistischer Flügel verbuchte einen entscheidenden Sieg auf einem Kongreß in Saragossa im Juni 1922, der den Anschluß an eine syndikalistische Internationale, die AIT, beschloß. Die CNT blieb auch der einzige Verband von Bedeutung, der sich der AIT anschließen sollte.

Die Rote Internationale hatte von Anfang an gegen die ultralinke Vorstellung gekämpft, daß Individuen oder Gruppen von Sympathisanten aus den IFTU-Gewerkschaften ausscheren sollten. Auf ihrem ersten Kongreß wurde folgende Resolution verabschiedet: „Diese Taktik des Zurückziehens von revolutionären Elementen aus den Gewerkschaften... spielt in die Hände der konterrevolutionären Gewerkschaftsbürokratie und sollte deshalb scharf und kategorisch zurückgewiesen werden.“ [49]

Ein wenig später wurde entschieden, daß Einzelgewerkschaften in Föderationen, die der Amsterdamer IFTU angeschlossen waren, nicht dazu ermuntert werden sollten, sich abzuspalten. Aber allein schon die Existenz der Roten Internationale erschwerte die notwendige Aufgabe des Kampfes um die gewerkschaftliche Einheit, obwohl dies die offizielle Plattform der Roten Internationale war. Der Kampf um die Losung der Gewerkschaftseinheit – „In den Ländern, wo zwei Gewerkschaftszentralen nebeneinander bestehen (Spanien, Frankreich, Tschechoslowakei etc.), sollen die Kommunisten für die Verschmelzung der nebeneinander bestehenden Organisationen kämpfen“ [50] – wurde kaum durch die Existenz eines parallelen internationalen Zentrums gefördert, das unweigerlich seine eigene selbstrechtfertigende Trägheit und seinen eigenen Apparat entwickelte.

Der Vierte Weltkongreß der Komintern wiederholte den Aufruf zur Einheit – er machte „es allen kommunistischen Parteien zur Pflicht, alles zu tun, was in ihren Kräften steht, um die Gewerkschaftsspaltung zu verhindern, um die Einigkeit der Gewerkschaftsbewegung, dort, wo sie zerstört ist, wiederherzustellen“ [51] – und setzte sich auch mit der Frage der „Autonomie“, dem syndikalistischen Losungswort, auseinander.

Der Einfluß der Bourgeoisie auf das Proletariat findet seinen Ausdruck in der Theorie der Neutralität: die Gewerkschaften dürfen sich ausschließlich rein zünftlerische, eng wirtschaftliche Ziele stecken, und keineswegs allgemeine Klassenziele... Die Bourgeoisie hat immer die Tendenz, die Politik von der Wirtschaft zu trennen, da sie vollkommen begreift, daß, wenn es ihr gelingt, die Arbeiterklasse in den Rahmen der Zunftinteressen hineinzudrängen, keine ernsthafte Gefahr ihre Herrschaft bedroht.

Dieselbe Grenze zwischen Wirtschaft und Politik wird auch durch die anarchistischen Elemente der Gewerkschaftsbewegung gezogen, um die Arbeiterbewegung von dem politischen Wege abzulenken unter dem Vorwande, daß jede Politik gegen die Arbeiter gerichtet sei. Diese Theorie, im Grunde rein bürgerlich, wird den Arbeitern dargeboten als diejenige der gewerkschaftlichen Unabhängigkeit, und man versteht die letztere als Gegensatz der Gewerkschaften zu den kommunistischen Parteien und als eine Kriegserklärung an die kommunistische Arbeiterbewegung, immer im Namen der berüchtigten Unabhängigkeit und Autonomie. [52]

Das war eine treffende Diagnose. Die Ereignisse sollten bald unwiderlegbar zeigen, daß syndikalistische Gewerkschaftsbürokraten, darunter nicht zuletzt die der französischen CGT und der spanischen CNT, den Initiativen von unten und dem kommunistischen Einfluß gegenüber genauso feindlich eingestellt waren wie ihre sozialdemokratischen Gegenspieler auch. Die Autonomiefrage, die vor 1914 einen revolutionären (oder öfter noch einen pseudorevolutionären) Inhalt gehabt hatte, wurde reaktionär, nachdem sich die besten syndikalistischen Kämpfer der Komintern angeschlossen hatten, welche Organisation die übrigen syndikalistischen Führer dann bald als ihren gefährlichsten Gegner einstuften.

 

 

Anmerkungen

Mit * versehene Zitate konnten aus Zeitgründen nicht endgültig;ltig in deutschen Originaltexten geortet werden. Sie sind also aus dem Englischen übersetzt worden.

1. Trotsky, The First Five Years Of The Communist International, New Park Publications, London 1973, Bd.1, S.346-7.

2. Die Kommunistische Internationale, Thesen und Resolutionen, Buchverlag Dröge, Dortmund 1978, S.8-9.

3. Lenin, Werke, Bd.33, S.43.

4. Die Kommunistische Internationale. Thesen und Resolutionen, S.35.

5. ebenda, S.46-8.

6. Lenin, Werke, Bd.33, S.192.

7. Gramsci, in einer Mai-Nummer von L’Ordine Nuovo.*

8. Williams, Proletarian Order, S.68.

9. Degras, The Communist International 1919-43: Documents, London 1956, Bd.1, S.188.

10. Spriano, The Occupation of the Factories, S.65.

11. Protokolle des III. Kongresses der Kommunistischen Internationale, Reprint Bd.1, S.391f.

12. Die Kommunistische Internationale, Bd.3. Nr.13, S.290.

13. Die Kommunistische Internationale, Bd.3. Nr.14, S.290.

14. Cammett, Antonio Gramsci and the Origins of Italian Communism, Stanford 1967, S.132.

15. Lenin, Brief an Sinowjew, 6. Juni 1921 *

16. Fischer, Stalin und der deutsche Kommunismus, Frankfurt o.J., Verlag der Frankfurter Hefte, S.215.

17. ebenda, S.213.

18. Zetkin, Ausgewählte Reden und Schriften, Dietz-Verlag Berlin, 1960, Bd.3, S.108.

19. Borkenau, a.a.O., S.214

20. Fischer, a.a.O., S.213.

21. Levi, Unser Weg wider den Putschismus, Berlin 1921, A. Seehof & Co Verlag, S.40.

22. Die Kommunistische Internationale, Thesen und Resolutionen, Bd.II. S.35.

23. Protokolle des IV. Weltkongresses, Erlangen 1972, Reprint Karl Liebknecht Verlag, Bd.1, S.293.

24. Die Kommunistische Internationale, Thesen und Resolutionen, Bd.II, S.52f.

25. Die Tätigkeit der Exekutive und des Präsidiums des E.K. der Kommunistischen Internationale, Feltrinelli Reprint 1967, S.348.

26. ebenda, S.363 u. 368.

27. Trotsky, The First Five Years, Bd.2, S.91-95 (erweitertes EKKI-Plenum Ende Februar 1922) * Material für Bericht über die Frage des französ. Kommunismus. 2.3.22.

28. Protokoll des IV. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, (Reprint), Erlangen 1972, Bd.2, S.1014 u. 1015.

29. Lenin, Werke, Bd.33, S.416.

30. Lenin, Werke, Bd.33, S.46.

31. Die Frage, was das genau bedeutete, blieb eine strittige Frage zwischen Linken und Rechten in der Internationale. Für Trotzki war die „Arbeiterregierung eine Form der Diktatur des Proletariats“. Die Thesen billigten jedoch ausdrücklich die Teilnahme an einer „Regierung der Arbeiter und ärmeren Bauern. Eine solche Möglichkeit besteht auf dem Balkan, der Tschechoslowakei usw. Arbeiterregierung mit Teilnahme der Kommunisten“. Aber was waren diese, im Gegensatz zur „wirklichen revolutionären proletarischen Arbeiterregierung, die in reiner Form nur durch die Kommunistische Partei verkörpert werden kann“. (Protokoll des IV. Weltkongresses, S.1017.)

32. Protokoll des IV. Weltkongresses, Bd.2, S.1015.

33. ebenda, S.1017.

34. ebenda, S.1015f.

35. ebenda, S.1016.

36. ebenda, S.1016.

37. Trotsky, The First Five Years, Bd.2, S.127–8. Journal du Peuple war eine Zeitschrift mit einer zentristischen Linie, betrieben als persönliches Projekt von Henri Fabre, einem Kommunistischen Parteimitglied, den Frossard und andere vor einem Ausschluß zu schützen versuchten. (EKKI 12. Mai 1922, an das ZK der KPF)

38. Carr, The Bolshevik Revolution, Bd.3, S.416.

39. Borkenau, a.a.O., S.228.

40. Upton, The Communist Parties of Scandinavia and Finland, London 1973, S.481.

41. Lenin, Werke, Bd.33. S.320.

42. Braunthal, a.a.O., Bd.2. S.173.

43. ebenda, S.259.

44. ebenda, S.264.

45. ebenda, S.192, Fußnote.

46. Protokoll des II. Weltkongresses, S.392.

47. Carr, The Bolshevik Revolution, Bd.3, S.397; KI, Nr.18, 8.10.21.

48. Protokoll des V. Weltkongresses, S.912.

49. Carr, a.a.O., Bd.3, S.545 (l. Kongreß RGI, Resolution S.49-50, Juli 21).*

50. Die Kommunistische Internationale, Thesen und Resolutionen, Bd.2, IV. Weltkongreß, S.32.

51. Protokoll des IV. Weltkongresses, S.1060.

52. ebenda, S.1055.

 


Zuletzt aktualisiert am 24.4.2002