John Molyneux

 

Marxismus und die Partei

 

Einleitung

 

Der Bankrott und die Barbarei des Kapitalismus sind für alle deutlich zu sehen. In den fortgeschrittenen Ländern wird das Lebensstandard drastisch herabgesetzt, der Sozialstaat wird gekürzt, demokratische Rechte werden untergraben, die Massenarbeitslosigkeit ist wiedergekehrt und der Rassismus wächst geschwind. In der Dritten Welt sehen wir, daß die ewigen Probleme des Imperialismus – Unterentwicklung, Armut und Hunger – bleiben ungelindert, während eine Reihe von Militärputschen alle Möglichkeit der Reform oder der Verbesserung ausschließt.

Was tun? Der Weg der Reform, ob sozialdemokratisch oder eurokommunistisch, führt bloß zur Einverleibung ins System. Zuflucht aus blinder Verzweiflung zum individuellen Terrorismus verstärkt bloß die autoritären Neigungen des kapitalistischen Staates. Der einzige Ausweg ist durch den Massenkampf der Arbeiterklasse. Aber die ganze Geschichte des Klassenkampfs zeigt, daß die Arbeiterklasse die Macht nicht bloß spontan erringen kann: Sie braucht Organisation und Führung. Diese können jedoch nicht in einem Tag aufbauen: Sie müssen geduldig lange vor der entscheidende revolutionären Krise zusammengebaut werden. Worüber wir hier sprechen, ist die revolutionäre Partei der Arbeiterklasse.

Für den Aufbau der Partei muß es eine bestimmte theoretische Klarheit geben. Warum ist eine Partei notwendig? Wie muß ihre Struktur Aussehen? Vor allem, was ist ihr Verhältnis zur Klasse und was ist ihre Rolle im revolutionären Prozeß?

Diese Fragen sind nicht neu. Alle führenden Theoretiker der marxistischen Bewegung seit Marx selbst haben diese Fragen gestellt und geantwortet. Wenn eine revolutionäre Partei aufgebaut werden sollte, dann muß diese angehäufte Menge Wissen von einer breiten Schicht aufgenommen werden.. An sich reicht das selbstverständlich nicht aus. Genauso wichtig und viel schwieriger sind die konkrete Analyse der aktuellen Lage und die Entwicklung der Strategie und der Taktik, die fähig sind, Revolutionäre und revolutionäre Ideen mit der wirklichen Bewegung der Arbeiterklasse zu verbinden. Nichtsdestotrotz ist das Erlernen der lehren der Vergangenheit eine wesentliche Voraussetzung dafür, die Probleme von heute zu bewältigen.

Das, kurz gefaßt, ist das Ziel dieses Werks; die Hauptideen der hervorragenden marxistischen Theoretiker über das Wesen und die Aufgaben der revolutionären Partei so zusammenhängend wie möglich darzustellen.

 


Zuletzt aktualisiert am 17.3.2001