Antoine Boulangé

Das Kopftuch, Rassismus und der Staat

Der Kopftuchstreit in Frankreich

(März 2004)


Antoine Boulangé, The hijab, racism & the state, International Socialism 2:102, London, März 2004
Aus dem Englischen: Rosemarie Nünning in Zusammenarbeit mit David Paenson und Einde O’Callaghan
Übersetzung © 2004 Verein für Geschichte und Zeitgeschichte der Arbeiterbewegung (VGZA) e.V.
HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für REDS – Die Roten.


Vorwort

Zu Beginn des neuen Schuljahrs 2003 wurden zwei junge Frauen, Alma und Lila, eines Gymnasiums in dem Pariser Vorort Aubervilliers verwiesen, weil sie ein muslimisches Kopftuch, den Hidschab, trugen. Diese neue „Kopftuchaffäre“ hat eine seit fünfzehn Jahren anhaltende Debatte über die Stellung des Islams in der Schule und in der Gesellschaft im Allgemeinen wiederbelebt.

Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin erklärte, er werde bei diesem Thema „unnachgiebig“ bleiben. Anlässlich des Ausschlusses von zwei Schülerinnen von einem Gymnasium in Seine Saint Denis, die sich weigerten, ihr Kopftuch abzulegen, sagte er: „In Bildungsangelegenheiten muss die Republik über dem Glauben stehen und, wie die letzten Ereignisse zeigen, stehen uns die Mittel dazu zur Verfügung.“ [1] Monatelang hat die Raffarin-Regierung darüber geredet, einen Gesetzesentwurf zur Säkularität und zum Platz der Religion in der Schule vorzulegen – einen Gesetzesentwurf, der jetzt Gesetz geworden ist. Das wirkliche Ziel ist der Islam, wie der frühere Ministerpräsident Alain Juppé zugegeben hat: „Religiöser Extremismus ist eine Bedrohung für die Republik. Das Tragen auffälliger Zeichen kann nicht hingenommen werden. Der Gesetzgeber muss seiner Verantwortung hinsichtlich des Tragens des islamischen Kopftuchs nachkommen.“ [2] Einige rechte Parlamentsabgeordnete gingen so weit, offen zu sagen, dass das Kopftuch verboten werden sollte, nicht nur in der Schule, sondern auch an öffentlichen Orten und auf der Straße. Claude Imbert, Leitartikler für Le Point, erklärte sogar:

Man soll ehrlich sein. Ich bin so etwas wie ein Islamfeind, und es ist mir nicht peinlich, das zuzugeben ... Ich habe das Recht zu denken, und ich bin nicht der Einzige in diesem Land, der denkt, dass der Islam – und ich spreche vom Islam als Religion, nicht nur über Islamisten – rückwärtsgewandt und ungesund ist. Er vertritt eine Haltung gegenüber Frauen, in der sie systematisch abgewertet werden ... und will die Gesetze des Korans zum Staatsgesetz erheben. All das macht mich zum Islamfeind. [3]

Die Institution, der er angehört und die verantwortlich für das Schicksal von Einwanderern in Frankreich ist (der Hohe Rat für Integration), stellte sich hinter ihn. Kein einziger Rechter verurteilte diese Äußerung.

Dieser Angriff auf den Islam gehört zur rassistischen Offensive der Regierung. Das Ziel ist, Immigranten zu Sündenböcken zu machen und die Aufmerksamkeit von den wirklichen Problemen in der Gesellschaft abzulenken. Das ist besonders wichtig im Bildungsbereich – einem Bereich, der in der Streikbewegung gegen Raffarins Politik an vorderster Front stand und der im Jahr 2000 durch Lehrerstreiks Claude Allègre, den sozialistischen Bildungsminister, zum Rücktritt zwang. Seit mehreren Jahren stehen Lehrer im Zentrum des Widerstands. Die Regierung versucht die Initiative zurückzugewinnen, indem sie das Kopftuchthema zum Zweck des Teilens und Herrschens unter Schülern, Lehrern und Eltern benutzt – um leichter die Kontrolle zurückzugewinnen. Indem sie das Kopftuch in den Mittelpunkt rückt, ist es ihr möglich, die wirklichen Probleme der Schulen (soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit, unsicherer Aufenthaltsstatus, Diskriminierung und Privatisierung) dahinter zu verbergen, statt sie anzugehen:

Die Idee eines Gesetzes, das das Kopftuchtragen in Schulen verbietet, setzt die fremdenfeindliche Offensive um Recht und Ordnung von Innenminister Nicolas Sarkozy fort. Die Verteufelung der muslimischen Bevölkerung, ob Immigranten oder jene mit einem Immigrantenhintergrund, die seit langem für Arbeitslosigkeit und Jugendkriminalität verantwortlich gemacht wird, wurde seit dem 11.9. durch die Fantasie von einer „terroristischen Konspiration, die in den Plattenbausiedlungen an den Stadträndern ausgebrütet wird“, verstärkt. [4]

Es gibt außerdem den globalen Zusammenhang. Um seinen grenzenlosen Krieg rechtfertigen zu können, hat Bush den Islam und Muslime zum Vorwand für einen neuen „Kreuzzug“ genommen. Mit dieser Propaganda kann der wirkliche Grund und der Einsatz, um den es bei diesem Krieg geht, der in Wirklichkeit eine Fortsetzung des Wirtschaftskriegs ist, verschleiert werden. Um diese neue „imperiale Ordnung“ jedoch durchsetzen zu können, müssen jede Form des Widerstands gebrochen, die Menschen gegeneinander gestellt und Rassismus verbreitet werden. Auf jeweils eigene Weise übernehmen die europäischen Regierungen dieselbe Logik wie die USA – mit geringeren Ausgaben für die staatliche Wohlfahrt und mehr für öffentliche Ordnung werden die Armen und Einwanderer zur Zielscheibe. Es muss ein Grund gefunden werden, um die wachsenden Haushalte für Rüstung und innere Sicherheit zu rechtfertigen (im Jahr 2004 werden die USA 400 Milliarden Dollar ausgeben und zusätzlich 87 Milliarden Dollar allein für den Irak – Frankreich wird 3,9 Prozent mehr ausgeben als im Vorjahr, eine Steigerung auf 43 Milliarden Euro, und 90 Milliarden Euro zusätzliche Investitionen für 2003 bis 2008). Während des Kalten Krieges nannte die herrschende Klasse „die kommunistische Bedrohung“ als Begründung. Nach dem Fall der Berliner Mauer brauchte sie eine neue. Diese Rolle spielt der Islam für Bush und die westlichen herrschenden Klassen: „Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns.“ In den Tagen nach dem 11. 9. wurden tausende Muslime in den USA festgenommen. In einem Monat wurden über 100 Moscheen zerstört oder niedergebrannt. Frankreich erlebte in den letzten Jahren ebenfalls einen stetigen Anstieg antimuslimischer Vorfälle.

Gerade deswegen muss in der Frage des Kopftuchs das Recht dieser Schülerinnen auf Bildung verteidigt werden. Wie Pierre Tévanian sagt:

Sich gegen den Ausschluss von Alma und Lila zu stellen, sollte selbstverständlich sein. Die staatliche Bildung muss allen offen stehen ... Wenn das weltliche Schulsystem auszuwählen beginnt und sagt, dass diese oder jene Gruppe nicht weltlich genug ist, um ein Recht auf staatlichen Unterricht zu haben, ist es nicht mehr weltlich: Es wird bestimmten Schülerinnen und Schülern vorbehalten. [5]

Bedauerlicherweise ist dies heute nicht die Mehrheitsmeinung bei den Linken. Die ehemaligen Minister Laurent Fabius und Jack Lang und fast die gesamte Sozialistische Partei haben sich gegen das Kopftuchtragen in Schulen ausgesprochen. Das ist nicht überraschend. In der Regierung verfolgten sie praktisch dieselbe Politik wie die Rechten und scheuten sich nicht, dieselben rassistischen Waffen zu benutzen, um ihre neoliberale Tagesordnung durchzusetzen. Dass die radikale Linke in dieser Frage gespalten ist, ist möglicherweise überraschender. Doch in Aubervilliers waren es Lehrer der Organisation Lutte Ouvrière (LO – Arbeiterkampf), die mit der Kampagne zum Ausschluss von Alma und Lila begannen. Und einer der Führer der Ligue Communiste Révolutionnaire (LCR), der Alma und Lila unterrichtete, stimmte bei der Disziplinaranhörung für ihre Verweisung von der Schule. In der LCR als Gesamtorganisation ist diese Position jedoch noch nicht geklärt. Es gibt eine anhaltende Debatte darüber, in der einige ihrer Mitglieder und ihre Jugendorganisation eindeutig gegen den Ausschluss aus der Schule auftreten.

Natürlich sind die radikale Linke und die gegen die Zerstörung der öffentlichen Dienste streikenden Lehrer nicht rassistisch und reaktionär geworden. Sie leisten nach wie vor Widerstand gegen die Regierung, kämpfen gegen Rassismus und demonstrieren zur Verteidigung der Sans Papiers. [6] Diejenigen, die für den Ausschluss aus der Schule waren, stützen sich auf zwei Hauptargumente: Eins lautet, dass das Kopftuch der Unterdrückung von Frauen dient, und das andere, dass es das Prinzip der Säkularität untergräbt.

Vorliegender Aufsatz soll eine Antwort auf diese Argumente sein. Er beginnt nicht bei den Fantasien, die über den Islam in Frankreich verbreitet werden, sondern bei der Realität. Der Islam stellt nicht die Bedrohung dar, die uns manche glauben machen wollen. Was jede Religion kennzeichnet, ist ihre Zweideutigkeit. Sie ist ein Beherrschungswerkzeug für jene, die das System lenken. Aber sie kann auch ein Werkzeug des Widerstands für die Unterdrückten sein. Der Islam ist nicht einheitlich. Den Staatsislam im Nahen Osten sollten wir nicht mit dem der Einwanderer in Frankreich vermengen, die staatlichem Rassismus ausgesetzt sind. Olivier Roy, eine Autorität in dieser Frage, unterstreicht diesen Punkt:

Die meisten Jugendlichen radikalisieren sich im Westen. Diejenigen, die vom radikalen Islamismus angezogen sind, sind in der Regel „wiedergeborene Muslime“. Sie wurden im Westen islamisiert. Was sie in Frage stellen, ist etwas sehr Modernes: den US-Imperialismus, Kapitalismus und so weiter. Mit einem Wort: Sie haben das Feld der intellektuellen Debatte besetzt, das vor dreißig Jahren der proletarischen Linken gehörte, vor 20 Jahren den „Spontis“ und vor einem Jahrhundert der „Bonnot-Bande“ [7] etc. Wir sprechen hier von einem Feld militanter Debatte, das von der radikalen Linke geräumt wurde. Es ist das Einzige, das den jungen Leuten zur Verfügung steht, die das System „kaputtmachen“ wollen. [8]

Wir brauchen eine stimmige linke Antwort auf die Diskriminierung, unter der Muslime, und besonders muslimische Frauen, leiden. Das Ziel von Sozialisten ist, die rassistischen Spaltungen zu bekämpfen und die Einheit aller zu stärken, die ein Interesse daran haben, die Welt zu verändern. Der wirkliche Feind ist das System, Kapitalismus, der die überwiegende Mehrheit der Menschen auf der Erde ausbeutet und unterdrückt. Wir müssen deshalb die Mehrheit der Ausgebeuteten und Unterdrückten vereinen, unabhängig von ihrer Religion oder ihrem Geschlecht, wenn wir uns die Mittel aneignen wollen, die Welt zu verändern. Beim Aufbau dieser Einheit können wir eine wirkliche politische Alternative entwickeln (eine, die der Islam nicht anbietet). Sie kann der Motor für den radikalen Umsturz dieser Gesellschaft werden.

 

 

Die Stellung des Islams in Frankreich

Frankreichs muslimische Bevölkerung umfasst etwa 3 bis 4,5 Millionen Menschen. Die meisten sind Einwanderer aus Afrika (dem Maghreb [9] oder Schwarzafrika) oder stammen von Immigranten ab. Die Behauptung, mit der die Rechtsextremen hausieren gehen, dass Frankreich „islamisiert“ worden ist, ist eine Fantasie. Die Bevölkerungszahlen sind seit Anfang der 1980er Jahre relativ gleich geblieben. Bis zum Anfang der 1970er Jahre waren die meisten Immigranten aus Schwarzafrika und dem Maghreb Männer, die in der Regel nach einigen Jahren Arbeit in ihre Herkunftsländer zurückkehrten. Da sich jedoch seit den 1970er Jahren die Situation in Afrika auf Grund von Wirtschaftskrise, neoliberalen Angriffen und Strukturanpassungsprogrammen tragisch verschärft, wollen immer mehr Einwanderer in Europa bleiben. Durch ihre dauerhafte Ansässigkeit hat sich die so genannte zweite und dritte Einwanderergeneration entwickelt.

Der Islam wurde damit zur zweiten Religion in Frankreich. Durch die Einwanderungskontrollen und Familienzusammenführungspolitik von Präsident Giscard d’Estaing von 1974 hat sich die Einwandererbevölkerung verändert. Weibliche Einwanderer oder Frauen aus Einwanderfamilien nahmen zahlenmäßig zu. Ehemänner ließen sich in Frankreich nieder und ihre Ehefrauen folgten. Die Kinder von Immigranten bilden die zweite und dritte Generation.

Die Verbindung zwischen Immigration und muslimischer Religion zu verstehen, ist entscheidend, da sie ein Licht auf die Tatsache wirft, dass im Westen nicht alle Religionen gleichbehandelt werden. Der Islam ist überwiegend die Religion von Immigrantinnen und Immigranten und ist das Opfer von Rassismus. Der Islam ist in Frankreich eine unterdrückte Religion.

 

 

Rassismus und Kolonialismus

Der Rassismus entwickelte sich mit dem Kapitalismus und Kolonialismus. Islamfeindlichkeit ist ein Ergebnis davon:

Es gibt ein rassistisches Milieu für Islamfeindlichkeit, das der 11. 9. widerbelebt hat und das tief in der französischen Kolonialgeschichte wurzelt. Lesen wir die juristischen Texte von 1865, die den besonderen Status der Kolonisierten rechtfertigen, können wir sehen, dass dies kein biologischer Rassismus, sondern ein kultureller Rassismus ist – einer, der die Kolonisierten dem muslimischen Recht zuordnete, das als „im Gegensatz zur Moral“ stehend bewertet wurde. [10]

Offiziell wurde die Rassentrennung in Algerien auf Religion gestützt. Vor 1962 kennzeichnete die französische Verwaltung die algerische Bevölkerung als „muslimische Franzosen“. Rassismus und Islamfeindlichkeit spielen deshalb eine bedeutende Rolle bei der Spaltung und Schwächung der Arbeiterklasse als Ganze.

Der moderne Rassismus mit seiner Rhetorik über kulturelle Unterschiede greift stillschweigend alte Vorstellungen über rassische Minderwertigkeit auf. Die kapitalistische Entwicklung beruht auf der Ausbeutung der freien Lohnarbeit. Aber die Arbeiterklasse, die ihre Arbeitskraft an das Kapital verkauft, ist in sich gespalten. Die kapitalistische Produktion beruht auf Arbeitsteilung (Handarbeit und Kopfarbeit, die Zersplitterung der Produktionsaufgaben), in der jeder Arbeiter nur ein Glied in einer riesigen Kette ist. Der Kapitalismus bildet eine Hierarchie heraus, in der Arbeiter auf dem Arbeitsmarkt ständig gegeneinander konkurrieren. [11]

Der Kapitalismus entwickelt sich jedoch auch weltweit, über Grenzen hinweg, und saugt Arbeiter unterschiedlicher nationaler Herkunft in sich auf. Kapitalisten beschäftigen Einwanderer, weil sie davon profitieren. Einwanderung erhöht die Flexibilität der Arbeitskräfte. In den 1960er Jahren wurden afrikanische Immigranten in großer Zahl nach Frankreich geholt, weil Arbeitskräfte knapp waren und die Arbeitslosigkeit fast gegen null ging. Mit dem Beginn der Krise seit Anfang der 1980er Jahre waren sie in ihrem Gastland nicht mehr erwünscht. Sehr oft waren sie wegen ihrer unsicheren Lage gezwungen, niedrigere Löhne und schlechtere Arbeitsbedingungen hinzunehmen.

Einwanderung ermöglicht den Kapitalisten, die Arbeitskosten zu senken und die Profite aufrechtzuerhalten. Im September 1963 erklärte der damalige Ministerpräsident Georges Pompidou: „Einwanderung bietet eine Möglichkeit, die Lage auf dem Arbeitsmarkt zu entspannen und dem sozialen Druck zu widerstehen.“ [12] Karl Marx hatte schon lange zuvor auf die Spaltung zwischen englischen protestantischen Arbeitern und irischen katholischen Einwanderern im England des 19. Jahrhunderts hingewiesen:

Dieser Antagonismus wird künstlich wach gehalten und gesteigert durch die Presse, die Kanzel, die Witzblätter, kurz, alle den herrschenden Klassen zu Gebot stehenden Mittel. Dieser Antagonismus ist das Geheimnis der Ohnmacht der englischen Arbeiterklasse, trotz ihrer Organisation. Er ist das Geheimnis der Machterhaltung der Kapitalistenklasse. Letztre ist sich dessen völlig bewusst. [13]

Die kapitalistische Klasse muss diese für sie wesentliche rassistische Ideologie aufrechterhalten, während sie gleichzeitig eine multikulturelle Arbeiterschaft erschafft. In den 1930er Jahren wurden die Spanier, Portugiesen und Juden stigmatisiert. Heute sind es die Araber und Muslime.

 

 

Die Wahrheit über das Kopftuch an den Schulen

Die herrschende Klasse erhält den Rassismus aufrecht, indem sie Vorurteile verbreitet, die tatsächlich keine Grundlage haben, die jedoch dem Bewusstsein der Mehrheit Schaden zufügen. Uns wird glauben gemacht, dass es zurzeit ein Muslimproblem an französischen Schulen gibt, selbst wenn die Realität dem völlig widerspricht.

Unter 5 Millionen Gymnasiasten gab es nach Angaben der Regierung rund 150 Problemfälle in den Jahren 1990 bis 1992. In einem Interview für Humanité erklärte Anifa Chérifi, die Beauftragte der Regierung, zu diesem Thema, dass im Jahr 1994 mit 300 solcher Fälle die Spitze erreicht wurde (was mit der rassistischen Offensive des damaligen Innenministers Charles Pasqua zusammenfiel), dass jetzt jedoch die Rate auf jährlich 150 gesunken sei. Andere Forscher sprechen von etwa 100 Fällen. Wie ein paar hundert junge Frauen eine Bedrohung für das Schulsystem sein könnten, ist schwierig nachzuvollziehen. Im Jahr 1989 ordnete der Staatsrat an, dass Kopftücher in der Schule getragen werden dürften (obwohl er zweideutig war, da er „auffällige Zeichen“ verbot). Dennoch gab es keine deutliche Zunahme. In Untersuchungen wird geschätzt, dass nicht mehr als ein paar tausend junge Frauen Kopftücher in der Schule tragen (also eine sehr deutliche Minderheit) und dass es keinen Hinweis auf eine neuere Zunahme gibt. Trotzdem tappten einige radikale und revolutionäre Organisationen in die Falle, irrtümlich das Gegenteil zu behaupten. Am 26. September lautete die Schlagzeile von Lutte Ouvrière zu Almas und Lilas Schulausschluss in Aubervilliers: „Der Schleier ist ein Angriff auf die Schulen“ [14], womit gesagt wurde, dass dies zu einem großen Problem werde und das Tragen von Kopftüchern dramatisch zunehme. Wir müssen geduldig erklären und beweisen, dass dies nicht wahr ist.

Häufig wird gesagt, dass das Kopftuch in der Schule die Tür zum „Kommunitarismus“, der Abschottung in Gemeinden, öffne und so die republikanische Weltoffenheit untergrabe. Damit wird jedoch verdeckt, dass „Gemeinden“ bereits bestehen – in den wohlhabenden Gegenden der Hauptstadt wie dem 16. Arrondissement oder Neuilly und an exklusiven Schulen für die Reichen wie dem Louis-Le-Grand- oder Henri-IV-Gymnasium. Die Gesellschaft ist ungleich, und die sie bildenden sozialen Klassen sind real. Die Verurteilung des angeblich von Muslimen oder Einwanderern praktizierten Kommunitarismus durch die Rechte ist absolut heuchlerisch. Sie sind diejenigen, die als Erste ihre Kinder in Privatschulen für die Reichen schicken, wo soziale Auslese stattfindet. Der niedrige Status von Immigranten in westlichen Gesellschaften ist der Hauptgrund, warum sie dazu neigen, sich auf sich selbst zurückzuziehen. Die Geschichte der Muslime in Frankreich ist die

... einer Arbeiterschaft, die bei der Arbeit ausgebeutet und häufig bei der Wohnungsbeschaffung extra ausgebeutet wird; einer Arbeiterschaft, die Teil der Gesellschaft, aber kulturell und politisch von ihr ausgeschlossen ist ... Die jüngeren Generationen, die ihre Nachkommen sind, wurden im Großen und Ganzen sozial ausgeschlossen ... Rassismus kennzeichnet eine doppelte Zurückweisung durch die französische Gesellschaft, sozial wie kulturell ... Das hat großes Gewicht, wenn es um die Bestätigung einer vom Islam gestützten Identität geht: „Ihr sagt, ich bin anders? Gut, ich bin anders, ich bin Muslim, und darin finde ich die Stärke, in dieser Gesellschaft zu leben und zu überleben.“ [15]

Was bekämpft werden muss, sind deshalb die Ursachen dieser Situation, nicht die Unterdrückten selbst.

Es wird viel geredet über eine fundamentalistisch-islamische Bedrohung, die von den Moscheen und den Randgebieten der Städte ausgeht. Keine ernsthaften Studien unterstützen diese Behauptung. Xavier Ternisien, ein Journalist von le Monde, hat ihre Ergebnisse zusammengefasst. Sie alle beweisen das genaue Gegenteil dessen, was die Medien und das gesamte politische Establishment uns weismachen will:

Jede Untersuchung vor Ort zeigt, dass Moscheen in Frankreich mit einigen seltenen Ausnahmen keine Zentren des radikalen Islamismus sind. Wer so etwas heute behauptet, setzt sich dem Vorwurf aus, in Wolkenkuckucksheim zu leben. Die Tatsachen sprechen dennoch dagegen – Moscheen und Gebetsräume sind keine Orte, an denen der heilige Krieg gepredigt wird. [16]

Die ständige Vermengung einer angeblichen Tendenz zum Islamismus in Frankreich mit dem, was in Afghanistan oder Algerien geschieht, entbehrt jeder Grundlage. Von politischen oder ideologischen Voraussetzungen auszugehen statt von der Realität, hindert uns daran zu verstehen, warum wir uns der systematischen Unterdrückung junger Muslime durch den französischen Staat entgegenstellen müssen.

Es gibt zum Beispiel eine lautstarke intellektuelle Strömung um Bernard-Henri Levy, Alain Finkielkraut und Pierre-André Taguieff [17] (eine Gruppe ehemaliger Linker) in den Massenmedien, die sich gerne selbst als demokratisch und progressiv darstellt. Diese Leute führen jetzt eine Kampagne für den Ausschluss junger muslimischer Frauen von der Schule. Die Fassade ist respektabel, aber dahinter verbirgt sich die Realität eines immer klarer werdenden antiarabischen Rassismus, der mit einer bedingungslosen Unterstützung für die Kolonialpolitik des israelischen Staats verbunden ist:

Auffallend ist, dass diejenigen, die sich besonders für das Verbot des Kopftuchs an der Schule einsetzen, Oriana Fallaccis rassistisches und islamfeindliches Skandalbuch außerordentlich freundlich aufnahmen. Alain Finkielkraut und Pierre-André Taguieff zeigten gegenüber diesem Machwerk große Nachsicht, während Bernard-Henri Levy es scharf verurteilte – wegen seiner formellen Exzesse. [18]

 

 

Der Hintergrund der Angriffe auf Muslime

Seit dem 11. 9. 2001 wurde die Gleichsetzung von Islam mit Fundamentalismus und Terrorismus wiederbelebt. Ein paar Tage nach dem Angriff in New York kam es zu einer Explosion in der petrochemischen AZF-Fabrik in Toulouse. Hassan Jandoubi, ein Fabrikarbeiter, der bei dem Unfall umkam, wurde beschuldigt, einen Angriff verübt zu haben, weil er „zwei Paar Hosen übereinander und vierfach Unterwäsche trug, zwei Paar Unterhosen und zwei Paar Boxershorts“ – eine Kleidung, die an „Kamikaze-Mythologie“ erinnere. [19] Tagelang bauschten die Presse und das Fernsehen diese Geschichte auf. Der Reihe nach gingen Journalisten zu Hassans Moschee, um uns zu erzählen, dass der Imam ein gefährlicher Islamist sei. Es war einfach eine Lüge, um von der Verantwortung der Firma Total für den Unfall abzulenken, eine Lüge, die den antimuslimischen Rassismus stärkte.

Dieselbe Art Manipulation der öffentlichen Meinung wiederholt sich regelmäßig. Im Dezember 2002 ließ Sarkozy eine Reihe Verhaftungen bei „islamistischen Netzwerken“ in La Courneuve, Romainville, Bondy und so weiter vornehmen. Wiederum handelte es sich um reine Propaganda, um uns glauben zu machen, dass Bin Laden vor der Tür stehe. Zur selben Zeit verkündeten sämtliche Medien die Entdeckung eines ABC-Schutzanzugs (atomar, bakteriologisch, chemisch) in Seine Saint Denis. Vorbereitungen für islamistische Angriffe seien im Gange! Die terroristische Ausrüstung erwies sich dann als Schutzkleidung eines Malers. In derselben Woche verhaftete die Polizei Abderazak Besseghir, einen Gepäckabfertiger am Flughafen Roissy. Sie hatten Waffen im Kofferraum seines Autos entdeckt. Innerhalb von Stunden wurde er zum Terroristen Nummer eins. Menschen mussten für schuldig erklärt werden, um zu beweisen, dass die Bedrohung real sei. [20] Es war eine einzige große Lüge, und ein paar Wochen später wurde er freigelassen. In derselben Zeit wurde 200 Angehörigen des Flughafenbodenpersonals von Roissy die Arbeitserlaubnis entzogen. Ihr Verbrechen war, dass ihre Gesichtszüge falsch waren – und die Polizei dachte, dass der Besuch einer Moschee gefährlich sei. Immer noch sitzen Dutzende junger Menschen, denen islamistischer Terrorismus vorgeworfen wird, in Gefängnissen, obwohl es nicht den Hauch eines Beweises gegen sie gibt. Rassismus wird alltäglich und Polizeischikane zur täglichen Erscheinung.

 

 

Das Kopftuch und Frauenunterdrückung

Ein wesentliches Argument für den Schulausschlusses lautet, dass das Tragen des Kopftuchs Unterdrückung sei. In Wahrheit reproduziert Religion die herrschenden Ideen und Muster einer Gesellschaft. Jede Religion hält Familienwerte hoch, deren Zweck es ist, Frauen eine untergeordnete Rolle zuzuweisen, lediglich geschätzt für ihre Reproduktionsfähigkeit, während die Autorität des Vaters idealisiert wird. Aber das ist nicht nur im Islam so. In der westlichen Gesellschaft verurteilt die katholische Religion Verhütung und Abtreibung, verbietet Scheidung und rechtfertigt Ungleichheit zwischen den Geschlechtern.

Sich der reaktionären Werte bewusst zu sein, die durch Religion verbreitet werden, rechtfertigt aber keinesfalls den Ausschluss. Selbst wenn wir akzeptieren, dass junge, Kopftuch tragende Frauen unterdrückt sind, macht es keinen Sinn, sie von der Schule ausgeschlossen sehen zu wollen, wo sie gemeinsam mit anderen jungen Frauen, die kein Kopftuch tragen, lernen, und wo für sie die Möglichkeit besteht, sich zu emanzipieren. Jene, die Ausschlüsse verteidigen, befinden sich deshalb in einer völlig widersprüchlichen Position – die jungen Frauen, die Kopftücher tragen, werden als Opfer betrachtet und gleichzeitig gezwungen, unter Unterdrückung zu leiden. In Wahrheit verstärkt der Ausschluss die Unterdrückung.

 

 

Sexismus in der Gesellschaft

„Das Kopftuch ist ohne Frage ein Zeichen der Diskriminierung gegen Frauen und in einem Land wie dem unseren, in dem Rechte respektiert werden, nicht hinnehmbar.“ [21] Viele Befürworter eines Ausschlusses im Namen von Frauenrechten vergessen, wie stark Frauen in unserer eigenen Gesellschaft unterdrückt sind. Die westliche Welt, so wird uns erzählt, ist „progressiv“ und „fortschrittlich“ – die Stellung der Frauen ist gut und kann als Modell für „rückständige“ Muslime gelten. Müssen wir wirklich daran erinnern, wie sexistisch „unsere“ Gesellschaft ist? In Frankreich liegt der Durchschnittslohn von Männern um 25 Prozent höher als der von Frauen mit vergleichbaren Tätigkeiten; 85 Prozent der Teilzeitarbeitsplätze sind von Frauen besetzt; Frauen in Beziehungen erledigen 98 Prozent des Putzens, 96 Prozent der Hausarbeit und 80 Prozent des Einkaufens; gerade 12 Prozent der französischen Parlamentsabgeordneten sind Frauen.

Einwanderer- und Muslimfamilien weisen dasselbe Muster auf. Es muss betont werden, dass es keine Statistiken gibt, die für muslimische oder Einwandererfamilien, die unter vergleichbaren Umständen leben, einen höheren Grad häuslicher Gewalt aufweisen würden. Tatsächlich leben viel mehr Einwandererfamilien in armen Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit. Es geht nicht darum zu leugnen, dass muslimische Frauen unterdrückt sind. Aber diese Unterdrückung wurzelt nicht im Islam – sie wurzelt in der Rolle der Familie im Kapitalismus. Das Kopftuch symbolisiert die Herrschaft von Männern über Frauen, das ist eins seiner Aspekte. Dennoch kann niemand ernsthaft glauben, dass Unterdrückung durch Stigmatisierung dieses Symbols, dadurch, die religiöse Frage in den Mittelpunkt zu stellen, bekämpft werden kann.

Unsere eigene „säkulare und demokratische“ Gesellschaft ist voller Symbole und Strukturen, die diese Unterdrückung reproduzieren. Heirat ist das wichtigste Beispiel, aber es geht viel weiter, denn „die Idee des Eigentums reicht weit über die Grenzen der gesetzlichen Ehe hinaus“ (Alexandra Kollantai). Der Hauptort der Gewalt gegen Frauen, von Vergewaltigung und Kindesmisshandlung ist die kapitalistische Familie (in 90 Prozent der Vergewaltigungsfälle gehört der Vergewaltiger zur Familie oder zum Umfeld der Familie [22]). Niemand würde jedoch auf die Idee kommen zu argumentieren, dass alle, die heiraten, Frauenunterdrückung reproduzieren oder dafür verantwortlich sind. Das ist jedoch die Schlussfolgerung vieler linker Aktivisten zur Rechtfertigung von Ausschlüssen – junge muslimische Frauen, unterdrückt als Musliminnen und als Frauen, werden so noch größerer Unterdrückung unterworfen.

 

 

Das Gewicht des Fundamentalismus

Den jungen, Kopftuch tragenden Frauen wird häufig vorgeworfen, sie seien von Fundamentalisten manipuliert. Alain Finkielkraut behauptete selbstsicher, dass sie, „wenn sie zum Gymnasium gehen, gezwungen werden, Kopftücher zu tragen. Weil diese in den Institutionen nichts zu suchen haben, stehen die jungen Frauen unter ständiger Beobachtung ihrer Imame, die die Ausgänge der Schulhöfe kontrollieren, um zu überprüfen, ob die Kopftücher ordentlich getragen werden.“ [23]

Diese pure Fantasie wird bei jeder Gelegenheit von Politikern, der Presse und dem Fernsehen verbreitet. Eine ausgezeichnete Studie der französischen Soziologin Françoise Gaspard hat gezeigt, wie unbegründet sie ist:

Die Vorkommnisse, die zu den Schulausschlüssen in Mantes oder Lille, Straßburg oder Goussainville führten, haben ebenfalls den Beweis erbracht, dass in vielen Fällen das Kopftuch nicht von der Familie aufgezwungen, sondern freiwillig gewählt wurde ­– es wird nicht als Unterwerfung erfahren, sondern als Selbstbestätigung. Diese jungen Frauen sind das Produkt einer Gesellschaft, die sich seit zehn Jahren in der Verfolgung von Einwanderern aus Nordafrika übt. [24]

Das Buch von Gaspard und Khosrokhavar bietet einige überraschende Erkenntnisse:

Wir haben mehrere Schleier tragende junge Frauen getroffen, die uns modernen Haltungen näher zu stehen schienen als einige Erwachsene und junge Frauen ohne Schleier. Viele sind gegen die Polygamie, gegen das Verbot, außerhalb der Wohnung zu arbeiten, gegen rechtliche Ungleichstellung in bestimmten Bereichen und so weiter ... Wenn man mit ihnen diskutiert, sind sie nicht bereit, ihre Autonomie aufzugeben. Sie wollen nicht zu Hause bleiben oder eine arrangierte Ehe akzeptieren ... Trotz ihrer Kopfbedeckung folgen ihre Bewegungen dem Körperempfinden der französischen Gesellschaft, nicht dem der traditionellen islamischen Gesellschaft. In den Pausen zeigt sich das sehr deutlich daran, wie sie sich bewegen, und an der Art, wie sie sich zu Mädchen und Jungen verhalten. Sie vermeiden nicht den Körperkontakt mit anderen: Sie befinden sich nicht innerhalb eines „Schamraumes“, in den Jungen nicht eindringen können; sie haben keine Angst davor, mit ihnen Umgang zu haben. Nur auf sehr flüchtige Weise verkörpern sie den strikten Ethos der traditionellen Mittelmeergesellschaften. [25]

In einem früheren Fall, im Jahr 1994, schickte der Bildungsminister François Bayrou in Vertretung für die Regierung zwei Frauen mit Einwandererhintergrund in Gespräche mit jungen, Kopftuch tragenden Frauen. Der Bericht, der kaum verbreitet wurde, widerspricht jedem Vorurteil. Eine Regierungsvertreterin berichtete:

Paradoxerweise geht es bei diesem Phänomen um Emanzipation. Mit dem Kopftuch fühlen sie sich befreit. Indem sie sich der Autorität Gottes unterstellen, fühlen sie sich von der Autorität ihrer Väter und Brüder befreit ... Eine junge Frau erzählte mir sogar, dass sie zu Debatten und Konferenzen gehe, seit sie den Schleier trage. [26]

Pierre Tévanian betont, wie sehr vereinfachend die Gleichsetzung von „Kopftuch“ mit „Unterordnung“ ist. Junge Frauen können das Kopftuch als Mittel der Befreiung einsetzen, auch wenn sie in anderer Hinsicht beherrscht werden. Dabei geht es nicht darum, die Rolle der Religion zu idealisieren, die auch ein Werkzeug der Beherrschung ist, sondern zu zeigen, dass sie in einer rassistischen Gesellschaft, in der Einwanderer und Muslime unterdrückt sind, dazu beitragen kann, eine Identität zu schmieden und Widerstand zu leisten. Und in Wirklichkeit geht die Zunahme des staatlichen Rassismus in letzter Zeit einher mit ständigen Sparmaßnahmen, die ganze Schichten der Bevölkerung an den Rand drängen.

Diejenigen, die die Ausschlüsse verteidigen, messen dem Islam eine Sonderrolle bei: „Der Schleier ist kein offenes religiöses Symbol wie das von Mädchen und Jungen um den Hals getragene Kreuz“, er ist „der gelbe Stern, der das Fraudasein kenn­zeichnet.“ [27] Der Islam wird mit dem Faschismus verglichen, weshalb er bekämpft werden muss. Ein rechter Parlamentsabgeordneter verdeutlichte dies, als er argumentierte, das Gesetz solle sich nicht gegen religiöse Symbole im Allgemeinen wenden, sondern speziell gegen das islamische Kopftuch, das stigmatisiert werden müsse, weil es eine besondere Bedrohung darstelle. Das Kopftuch in Frankreich mit Faschismus zu vergleichen, ist absolut absurd.

Eine weit verbreitete (und besonders schockierende) Verwirrung bei einigen Leuten zeigt sich daran, wie sie den Islam in Frankreich mit dem Islam in Ländern vermengen, wo er Staatsreligion ist (Saudi-Arabien, Iran). Die beiden können nicht gleichgesetzt werden. Junge Frauen, die in Frankreich das Kopftuch tragen, können nicht für die Situation dort verantwortlich gemacht werden. Einige sagen jedoch, dass das Tragen des Kopftuchs in Frankreich dazu dient, die Angriffe auf Frauen in jenen Ländern zu rechtfertigen. Das ist völlig absurd. Junge Frauen, die in Frankreich das Kopftuch tragen, wollen ihre Rechte schützen. Sie kämpfen um das Recht, in staatlichen Schulen zu lernen, nicht darum, religiöse Schulen zu besuchen. Eine Studentin von der Universität Censier meinte: „Du kannst hier für das Recht auf das Kopftuchtragen kämpfen und gleichzeitig den Kampf der Frauen im Iran um das Recht unterstützen, es nicht zu tragen.“ [28]

 

 

Der Kampf um Frauenrechte und gegen den Rassismus

In Frankreich kommt heute die Hauptbedrohung für Frauenrechte von der Regierung, nicht den jungen muslimischen Frauen. Die Rechten möchten das Muttergeld wieder einführen und die Frauen zurück an den Herd schicken. Ihre Rentenreform trifft gerade Frauen. In Bezug auf die Argumente, die durch das Kopftuchthema hochkommen, ist die Antwort der Rechten offen sexistisch und reaktionär – der Minister für Schulbildung, Xavier Darcos, äußerte sich kürzlich über junge Frauen, die ihren Nabel oder Tanga offen zeigen: „Es ist völlig normal, junge Frauen, die langsam begehrenswert werden, aufzufordern, sich nicht provokativ zur Schau zu stellen.“ [29] Andere stellen gemischte Schulen in Frage. Die Sozialistische Partei, die behauptet, die Sache der Frauen zu unterstützen, indem sie Ausschlüsse unterstützt, hatte keine entsprechenden Skrupel, als sie wieder Nachtarbeit für Frauen einführte. Der Kampf muss sich also gegen alle Versuche richten, das Recht auf Abtreibung oder Verhütung abzuschaffen. Wir kämpfen für die Bereitstellung von mehr Mitteln zur Frauenemanzipation: für den umfangreichen Ausbau von Kindergärten, für uneingeschränktes Scheidungsrecht, für wirkliche Gleichheit am Arbeitsplatz, nicht nur für formelle Rechte.

Weil Diskriminierung eine Realität ist, können die Unterdrückten dazu verleitet werden zu glauben, die Unterdrückung sei die Hauptursache für die Lage, in der sie sich befinden. Weil Muslime in Frankreich diskriminiert werden, können sie auf die Idee kommen, dies liege daran, dass der Islam nicht respektiert oder umgesetzt werde. Junge Araber in Frankreich können auf die Idee kommen, dass die einzige Gemeinschaft, in der sie Solidarität in einer rassistischen Gesellschaft finden können, die muslimische Gemeinde sei. Das bringt sie dann dazu, einen Platz für die muslimische Religion zu fordern. Auf konfuse und oft unbewusste Weise ist diese Bekräftigung der eigenen muslimischen Religion in einer rassistischen und islamfeindlichen Gesellschaft bereits eine Form des Widerstands, weil sie zur Konfrontation mit rassistischen Vorurteilen führt. Malcolm X und der Boxer Muhammad Ali [30] begründeten in den 1960er Jahren ihren Beitritt zur Nation of Islam damit, dass die Nachfahren der Sklaven mit der Religion der Sklavenhalter brechen müssten. Das führte sie in die Konfrontation mit dem unterdrückerischen, rassistischen US-amerikanischen Staat.

Viele Linke und Linksradikale rechtfertigen ihre Unterstützung für Ausschlüsse heute mit dem Kampf gegen Frauenunterdrückung – selbst wenn das bedeutet, gegen statt mit diesen Frauen zu kämpfen. Solch eine Vorstellung von Kampf führt zu der Idee, dass eine Minderheit mit besten Absichten und im Besitz der Wahrheit eine Mehrheit überzeugen könne – unabhängig von jedem Prozess, in dem das Bewusstsein durch Erfahrung im Kampf und das Aufeinanderprallen von Ideen entwickelt wird.

Junge muslimische Frauen werden so zu einer Bedrohung, die bekämpft und isoliert werden muss. Sie werden ausgeschlossen von einem gemeinsamen Kampf gegen Rassismus, durch den sie für andere Kämpfe gewonnen werden können – gegen Sexismus und gegen Kapitalismus. Wir sind dieser Art Schlussfolgerungen unter anderen Umständen begegnet. Eine Rechtfertigung für den Afghanistankrieg lautete, dass afghanische Frauen von ihrer Unterdrückung, von der Burka, befreit würden. In Wahrheit konnte die Emanzipation nicht von außen eingeführt werden kann, schon gar nicht, mittels eines Staates, der selbst rassistisch und imperialistisch ist. Oder wie Yves Sintomer auf einem Forum zur Schulverweisung in Aubervilliers sagte: „Junge Frauen gewaltsam zu emanzipieren“ [31], ist eine völlige Illusion. Nach unserer Vorstellung kann es nur Selbstemanzipation geben. Die Unterdrückten und die Ausgebeuteten können sich selbst nur durch ihren eigenen Kampf befreien.

Ausschlüsse können nur das Gegenteil bewirken. Sie isolieren junge muslimische Frauen von anderen und bestärken sie stattdessen in ihrem Weltbild, dass hier ein Konflikt zwischen Muslimen und Nichtmuslimen ausgetragen wird.

 

 

Das Kopftuch und Säkularität

Das andere Argument, das am häufigsten benutzt wird, um die Ausschlüsse zu rechtfertigen, führt die Notwendigkeit an, die Säkularität zu verteidigen, die durch junge Frauen mit Kopftüchern untergraben würde. Die Hauptdefinition von Säkularität lautet, Schulbildung ist „unabhängig von allen religiösen Konfessionen. [32] Das heißt nicht, dass Schüler keine religiösen Überzeugungen haben. Diejenigen, die das jetzige System leiten, halten an der Theorie fest, dass die säkulare Bildung wertfrei sei. Schulen müssten eine unpolitische „Zuflucht“ sein, die Kinder vor Erwachsenenstreitigkeiten schützt. Säkulare Schulen sind jedoch alles andere als wertfrei, wie die Geschichte zeigt.

 

 

Die Geburt der säkularen Bildung

Im Feudalismus gab es eine weitgehende Verschmelzung von weltlicher Macht, ausgeübt durch den König, und geistlicher Macht, ausgeübt durch die Kirche (zumindest im Westen). In ihrem Kampf um die Macht versuchte die Bourgeoisie deshalb die Ideologie der Religion zu Fall zu bringen. Säkularität, die zur Zeit der Französischen Revolution aufkam, wurde zum Schlachtfeld für verschiedene Kämpfe im 19. Jahrhundert. Die siegreiche Bourgeoisie machte sich daran, die Bastionen der alten Gesellschaftsordnung eine nach der anderen zu schleifen. Sie musste der katholischen Kirche die Kontrolle über die Bildung entreißen, um den Menschen die Siegerideologie der neuen machthabenden Klasse einzutrichtern. Der Wunsch der Bourgeoisie, Bildung zugänglicher zu machen, hatte eine progressive Seite. Gleichzeitig gab die Bourgeoisie der Säkularität einen elitären Aspekt: Das Leistungsprinzip war das Mittel, soziale Ungleichheiten rechtfertigen zu können.

Angesichts des Wachstums der ersten Gewerkschaften und sozialistischen Parteien begriffen die aufgeklärtesten Teile der Bourgeoisie, dass republikanische Bildung auf die arbeitenden Klassen ausgedehnt werden müsste. Jules Ferry, der angebliche Begründer der säkularen Bildung, machte das sehr deutlich:

In religiösen Schulen erhält die Jugend eine Ausbildung, die sich vollständig gegen moderne Institutionen richtet. Die alte Gesellschaftsordnung wird gelobt, ebenso die alten Sozialstrukturen. Wenn dieser Zustand weiterbesteht, fürchten wir, dass andere Schulen mit absolut entgegengesetzten Lehrprinzipien – Schulen, die den Söhnen von Arbeitern und Bauern offen stehen – gegründet werden, möglicherweise beseelt von einem sozialistischen oder kommunistischen Ideal, das an die jüngsten Ereignisse anknüpft, zum Beispiel die gewalttätige und beunruhigende Zeit vom 18. März bis 24. Mai 1871. [33]

Die Daten, die er erwähnt, sind die der Entstehung und der blutigen Niederschlagung der Pariser Kommune. Bildung war zu einer entscheidenden Frage geworden. Im Jahr 1880 gab es 75.000 Schulen, zuständig für 5,6 Millionen Schüler in Armenasylen und in privat und öffentlich geführten Grundschulen. [34]

Im Jahr 1881 ließ Jules Ferry das Parlament ein Gesetz verabschieden, mit dem kostenfreie Schulpflicht eingeführt wurde. Im Jahr 1882 wurde die säkulare öffentliche Schulbildung gesetzlich festgeschrieben. Somit war schließlich die republikanische Bildung geboren.

Der verpflichtende, kostenfreie Schulbesuch wurde zur staatlichen Aufgabe und den Familien unter der Aufsicht einer örtlichen Bildungsbehörde aufgezwungen. Und es musste dafür gesorgt werden, dass 6- bis 13-Jährige zu einer Zeit, als im Jahr 1880 noch viele Kinder außer vom achten bis zehnten Lebensjahr die Schule nur unregelmäßig besuchten, der Schulpflicht nachkamen. Längerer und regelmäßigerer Schulbesuch war das Ziel – um abzusichern, dass der Schulunterricht wirksam und umfassend seine Doppelrolle der Erziehung und Ausbildung erfüllen konnte. Durch staatliche Bildung sollte die Mehrheit der Bevölkerung so geprägt werden, dass sie dem durch die Industrialisierung und die Entwicklung des Kapitalismus wachsenden Bedarf an einer Facharbeiterschaft gerecht werden konnte. Damit sollte auch eine Wiederholung der Pariser Kommune verhindert werden. Jules Ferrys Brief an Grundschullehrer, die berühmten „Husaren der Republik“, muss in diesem Zusammenhang gesehen werden: „Liebe für die Republik ist Nationalpolitik: Diese können und müssen Sie unter Anwendung angemessener Methoden den Köpfen der Jugend eintrichtern.“ [35]

Die angebliche Wertfreiheit konnte das wirkliche ideologische Monopol der Regierung über die Bildung nicht verschleiern. Schulbildung wurde in den Dienst kolonialer und militärischer Staatspolitik gestellt. Im Jahr 1885 berichtete Ferry, mit Spitznamen „Tonkin-Ferry“ (Tonkin war der Name der Kolonialisten für Nordvietnam), der Nationalversammlung, dass Kolonisierung gerecht sei, weil „die überlegenen Rassen gegenüber den unterlegenen Rassen das Recht und die Pflicht haben, die unterlegenen Rassen zu zivilisieren“. [36] Yves Gaulupeau, der Leiter des Nationalen Bildungsmuseums, hat darauf verwiesen:

Dies war die Zeit der „Schulbataillone“ – einer republikanischen Erfindung, die auf Paul Bert zurückgeht und 1882 verwirklicht wurde. Dahinter stand die Idee, die Zeit der Schüler in der Grundschulausbildung zu nutzen, ihnen durch militärische Übungen die Idee von der „patriotischen Bürgerschaft“ nahe zu bringen. Die Kinder mussten mit an hölzernen Spielgewehren befestigten Bajonetten paradieren. Sie wurden aber auch auf Armeeübungsgelände außerhalb der Schule gebracht, wo sie mit echten Kugeln Schießen lernten. Als Belohnung gab es Kopien des „Ehrenkreuzes“, einer militärischen Auszeichnung, und bei Bestrafungen, tat der Lederriemen gute Dienste. [37]

Für Jules Ferry war die Schule ein Mittel, die ignoranten Massen durch die zivilisierte Elite, die republikanische Bourgeoisie, zu „dressieren“. Die Schule sollte das Mittel sein, Mythen über die Nation und die Geschichte Frankreichs zu schaffen und zu verbreiten:

Das Bild von Frankreich als einer „Person“ war in einer Schriftkultur geboren und wurde von Jahrhundert zu Jahrhundert überliefert. Es war der einer Elite von Schreibern und Adligen, von aristokratischen und bürgerlichen Intellektuellen vorbehaltene Bereich, ererbt von der Bourgeoisie, die die Dritte Republik gründete. Letztere schuf für das staatliche Schulwesen eine Vulgärgeschichte eines unteilbaren Frankreichs, geschaffen von Königen und übernommen von der revolutionären Nation. Die Leerstelle der früheren königlichen Religion wurde mit einer Religion von Frankreich gefüllt, inspiriert von nationalistischen und jakobinischen Versionen der Revolution. Dies wurde der Sockel, auf dem die fantasierte Republik stand. [38]

Wie Marx schon vor über 150 Jahren erklärte: „Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse.“ [39] Die republikanische Ideologie ist keine Ausnahme. Jules Ferry strebte zu keiner Zeit eine wertfreie Bildung an. Sein Ziel war ein Schulwesen im Dienste der Bourgeoisie. Bei all seinem Ansehen als Gründer der republikanischen, säkularen Bildung zögerte Jules Ferry nie, ein Zugeständnis nach dem anderen an die Konservativen zu machen:

Unter den Republikanern herrschte Übereinstimmung, die Regelungen, die dem Klerus Kontrolle über die Bildungseinrichtungen gab, abzuschaffen. Bis zu einem gewissen Grad öffnete dies der Gedankenfreiheit die Tür. Im Namen der Gewissensfreiheit wollte Jules Ferry jedoch Religion als Wahlfach beibehalten. Schließlich setzte sich eine andere Lösung durch: ein schulfreier Tag wöchentlich, um die Katechismusstunden leichter beibehalten zu können. [40]

In den meisten Schulen war es der katholischen Kirche möglich, Kaplansämter weiterzuführen. Der Schulkalender richtete sich nach dem katholischen Kalender. Das Kreuz blieb in den meisten Klassenzimmern hängen. Jules Ferry selbst lobte christliche Werte und die Notwendigkeit für Grundschullehrer, geistige Werte zu entwickeln. In dem Maße, wie die Kontrolle des Staats über die Bildung zunahm, konnte er sich auch für private, elitäre und reaktionäre Schulen erwärmen. Im Jahr 1880 lernten an konfessionell gebundenen, zumeist katholischen Schulen 500.000 Schüler, diese Zahl stieg bis zur Jahrhundertwende auf 1.125.000. [41]

Staatliche Bildung war keineswegs wertfrei. Sie war ein wesentliches ideologisches und politisches Werkzeug der Kolonialpolitik. Der Staat hatte hohen Bedarf an Personal, um die „weißen“ Vorposten in seinen Kolonien personell zu besetzen und diese Länder schamlos ausbeuten und plündern zu können. Während der gesamten Kolonialzeit waren katholische Missionen für diese Aufgabe hervorragend geeignet. Mit einem Gewehr in der einen und einem Kruzifix in der anderen Hand, begann der französische Staat Afrika und Asien zu zivilisieren. Säkularität maskierte das wahre Gesicht der kapitalistischen Schule.

Erst 1905 wurde die Trennung von Staat und Kirche offiziell verkündet. Die religiösen Orden hatten sich offen gegen Alfred Dreyfus, einen Offizier jüdischer Herkunft, gestellt und waren die Träger der schlimmsten antisemitischen Kampagnen. [42] Die ersten faschistischen Vereinigungen entstanden in dieser Zeit. Das Massaker an den Kommunarden hatte nicht gereicht, den Widerstand der Arbeiterklasse zu brechen. Ein Teil der Linken um Jean Jaurès war in der Unterstützungskampagne sehr aktiv und schließlich erfolgreich gewesen, Dreyfus nach einem Jahrzehnt des Kampfes zu entlasten. Im Jahr 1905 jährte sich die Gründung des Gewerkschaftsverbands CGT zum zehnten Mal, und in diesem Jahr wurde auch die Sozialistische Partei gegründet. Unter Druck von den Linken hatte die Bourgeoisie keine andere Wahl, als der Trennung von Staat und Kirche zuzustimmen.

Dennoch wurde die Stellung der Religion in der Schule niemals ernsthaft in Frage gestellt. Weil die Bourgeoisie ständig einer Ideologie und einer Mythologie bedurfte, um ihre Herrschaft zu stützen, bekämpfte sie religiöse Institutionen niemals konsequent. Stattdessen war sie häufig mit der katholischen Hierarchie verbündet. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 wurde das Gesetz zum Verbot religiöser Orden außer Kraft gesetzt. Das Vichy-Regime hob es 1940 schließlich auf. Als der Erste Weltkrieg im Jahr 1918 endete, weigerte sich die Bourgeoisie, das Gesetz von 1905 auf das Elsass-Mosel-Gebiet (das zuvor zu Deutschland gehört hatte) auszudehnen, weil sie ein Bündnis mit der reaktionären katholischen Hierarchie brauchte, um die Zunahme der durch die Russische Revolution inspirierten Arbeiterkämpfe einzudämmen.

Im Jahr 1951 wurde ein neues Zugeständnis gemacht. Privaten Einrichtungen wurde erlaubt, auf öffentliche Gelder zuzugreifen. Im Jahr 1959 wurden religiösen Einrichtungen zusätzliche Mittel angeboten – Verträge, in denen die Kosten des Unterrichts an den Tagesschulen vom Staat übernommen wurden.

Nach ihrem Wahlsieg von 1981 reagierte die Linke schnell, um eine Konfrontation mit dem traditionell rechten Milieu, das die katholische Schulbildung unterstützte, zu vermeiden. Mitterand hatte das „Spulen“ versprochen, ein Kürzel für eine einheitliche und säkulare öffentlich-staatliche Bildung. Ihr Zweck war, die konfessionelle Bildung zu beseitigen. Im Jahr 1984, als die Rechte zur Verteidigung der privaten Schulbildung mobilisierte, gab die linke Regierung diese Idee auf. Alain Savary, der eine Untersuchung zu den Privilegien der privaten Bildung durchführen wollte, wurde durch Jean Pierre Chevènement ersetzt, der auf das konservative Debré-Gesetz von 1959 zurückgriff.

 

 

Recht auf Bildung für alle

Wir glauben, dass Säkularität als das Recht eines jeden auf öffentliche Bildung definiert werden muss. In diesem Sinne wird Säkularität jedoch nicht geachtet. Der Staat weigert sich, Geld für Arbeitskräfte auszugeben, neue Schulgebäude zu bauen oder Ausstattung zu kaufen. Nach der Schülerbewegung von 1998, an der 500.000 Menschen teilnahmen, spendete die Regierung „großzügig“ 200 Millionen Francs, die sich die Gymnasien teilen sollten. Das ist die gleiche Summe, mit der der Staat sich 1997 an den Weltjugendtagen während des Papstbesuches beteiligte.

Bei der Säkularität, die wir verteidigen, geht es um die Trennung der Religion vom Unterricht – nicht um eine Haltung gegenüber dem religiösen Glauben der Schülerinnen und Schüler. Wir sind gegen jede Art Verbindung zwischen Unterricht und religiösen Einrichtungen. Dieser Kampf ist noch lange nicht beendet. Ein 14-jähriges Mädchen weigerte sich hartnäckig, an Unterrichtsstunden in Katholizismus an der staatlichen Schule von Hagondange in Mosel teilzunehmen. Im Dezember 1999 wurde ihrer Mutter durch das Sozialamt aufgrund einer Anweisung des Schulinspektors das Kindergeld verweigert. Ihr wurde sogar mit einem Gerichtsprozess gedroht. [43] In Elsass-Mosel ist die Teilnahme am Religionsunterricht Pflicht. Die sozialistische Regierung unter Jospin schuf sogar eine gymnasiale Qualifikation in Religion für Katholizismus-, Protestantismus- und Judaismuslehrer (aber nicht für Islamlehrer, obwohl der Islam die zweitgrößte Religion in Frankreich ist). Auf nationaler Ebene ist die Privatbildung, die zu 95 Prozent katholisch ist, im Wesentlichen durch den Staat finanziert. Es gibt 1.500 Kaplansämter innerhalb der staatlichen Schulen. [44] Nicht einmal der Schulkalender ist wertfrei. Muslimische Schülerinnen und Schüler werden kritisiert, wenn sie während Bayram, dem Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan, nicht am Schulunterricht teilnehmen, aber Schulferien gibt es entsprechend dem katholischen Kalender zu Weihnachten, Ostern und Allerheiligen. Der Bildungsminister Luc Ferry will Unterricht in „religiösen Tatsachen“ wieder einführen. Dieser soll dann von Priestern, protestantischen Pastoren oder öffentlichen Einrichtungen gegeben werden. Wenn es darum geht, die Säkularität zu verteidigen, dann gibt es viele weitere Kämpfe zu führen, statt ein paar tausend junge muslimische Frauen zur Zielscheibe zu machen. [45]

Zurzeit die Säkularität zu verteidigen, kann bedeuten, reaktionäre Ideen zu verteidigen und eine Reihe Errungenschaften von 1968 rückgängig zu machen. Völlig zu Recht verurteilen einige Linke wie auch Rechte die Art, in der Logos auf T-Shirts, Schuhen und Büchern die Klassenzimmer überschwemmen. Ihre Antwort lautet, die Schuluniform wieder einzuführen. Eine begründete Sorge kann zu reaktionären Schlussfolgerungen führen, wenn sie nicht mit dem Kampf verbunden ist. Uniformen sind keineswegs progressiver als Logos. Sie waren niemals ein Angriff auf soziale Ungleichheit. Die Forderung, dass sie wieder getragen werden sollten, kennzeichnet eine Rückkehr zu Autoritarismus und „moralischen Werten“. Luc Ferry ist ein gutes Beispiel für diesen reaktionären Kampf. Er selbst sagte, dass wir „gegen den Geist von 1968 kämpfen müssen“. [46] Er hat seine Politik in einem Forum in Le Monde offen dargelegt:

Die Botschaft, die an die jüngere Generation durch die Ideologie, die hinter dem Gesetz zur 35-Stunden-Woche steht, vermittelt wird, ist Besorgnis erregend. Sie betrachtet Arbeit als Feind und sieht als einzigen Lebenszweck die Ausweitung der Freizeit – völlig zu Unrecht. Dieser Irrtum könnte sogar unser gesamtes Bildungssystem destabilisieren, das schon heute mehr von der Angst vor Langeweile bestimmt ist als von einer Vorliebe für Anstrengung. [47]

Indem er die Politik des französischen Unternehmerverbands Medef übernimmt, ignoriert er ganz bewusst die wirklichen Probleme der Menschen (Entlassungen, Arbeitsplatzunsicherheit, die wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten der Familien, die zunehmende Zerstörung des öffentlichen Dienstes), um am Ende ein noch ungleicheres Bildungssystem, Teile davon privatisiert, geschaffen zu haben. Raffarins Bildungspolitik wird dieselben Ergebnisse zeitigen wie die von Reagan oder Thatcher – nämlich größere Ungleichheit an der Schule. Um das zu erreichen, muss er die Jugendlichen angreifen, jene, die gegen Jean-Marie Le Pen oder George W. Bush auf die Straße gingen, oder die zum antikapitalistischen Festival im Larzac kamen. Luc Ferrys giftiges Rezept lautet: „Die pädagogische Illusion schlechthin, die jahrzehntelang verheerende Wirkungen hatte, ist diese: Zu lange haben wir geglaubt, dass Motivation und Zwang getrennt bleiben sollten.“ [48] Jugendliche müssen „niedergezwungen“ werden! Ferrys beigeordneter Minister Xavier Darcos sagte in seinem Angriff auf junge muslimische Frauen über Alma und Lila: „Wer die französische Republik nicht mag, muss woandershin gehen.“ [49] Der Angriff auf junge muslimische Frauen ist erst ein Anfang. Er wird dazu führen, dass Menschen sich an Gehorsam gegenüber stärkeren Autoritäten gewöhnen, eine Haltung, die danach auf den Arbeitsplatz übertragen werden soll.

Durch Senkung staatlicher Leistungen bringt Ferry – und vor ihm die sozialistischen Minister Lang und Allègre – die Schulen dazu, Verträge mit dem Privatsektor abzuschließen. Aufeinanderfolgende rechte wie linke Regierungen haben die zunehmende Beteiligung von Privatunternehmen an der staatlichen Bildung fortdauernd begünstigt. Unsere Art der Säkularität heißt: „Der Markt raus aus der Bildung!“, „Schulen stehen nicht zum Verkauf!“, und „Kostenloser Zugang zu Bildung für alle!“. Wir müssen die antikapitalistische Bewegung aufbauen und Lehrer unterstützen, die sich gegen den Ausverkauf der staatlichen Bildung wehren.

Säkularität war ein Prinzip, für das die Bourgeoisie ihren Kampf gegen die Aristokratie aufnahm. Heute braucht die Bourgeoisie selbst eine Religion, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen, wobei sie die Ideale von 1789 auf das Niveau des Mythos senkt. Wahre Säkularität hätte zwei Bedingungen: Auf der einen Seite eine völlige Trennung religiöser Einrichtungen vom Staat; auf der anderen die Schaffung einer einheitlichen und kostenlosen staatlichen Bildung, die allen offen steht, unabhängig von ihrer Religion, ob sie gläubig sind oder nicht. Sie wäre unabhängig von allen privaten Interessen.

Ein „neutrales“ Schulsystem ist eine Illusion. Wir wollen eins, das weltoffen ist, in dem die Auseinandersetzungen, die in der Gesellschaft geführt werden, ein wesentlicher Bestandteil der Bildung sind. Säkularität in ihrer heutigen Verfassung verhindert Ausdrucksfreiheit und schwächt die Unterdrückten noch mehr. Staatlicher Unterricht ist kapitalistischen Interessen unterworfen – so wie vor 100 Jahren. Mit unserem Kampf wollen wir etwas völlig anderes erreichen – ein Bildungssystem ohne Tabus, in dem die Unterdrückten und Ausgebeuteten vereint sind, in dem jede Religion studiert wird, jedes Gedankengebäude und das kulturelle Erbe jeder Gesellschaft, und in dem die menschliche Geschichte zu einem Instrument der Befreiung, nicht der Beherrschung wird. Diese Art von Bildung steht im Gegensatz zu den staatlichen Einrichtungen der Bourgeoisie und wird den Sturz der herrschenden Ordnung erfordern. Gemeinsam mit den Unterdrückten ist die Arbeiterklasse – die Mehrheitsklasse, deren Durst nach Wissen besonders groß ist, weil ihr Wissen vorenthalten wird – die einzige Klasse in der Gesellschaft, die daran ein Interesse hat.

 

 

Schlussfolgerungen

Die Auseinandersetzung über das Kopftuch wirft vielschichtige Fragen zur Unterdrückung auf, auf die Marxisten eine Antwort haben müssen. Tony Cliff zog einen aufschlussreichen Vergleich:

Wenn ich als weißer Mann im Kapitalismus in einem abgewrackten und dreckigen Zug fahre, werde ich wenigstens einen Fensterplatz haben. Die Frau oder der Schwarze muss mit einem Platz am Gang Vorlieb nehmen und noch schlechtere Bedingungen ertragen als ich. Aber das wirkliche Problem ist der Zug. Wir müssen alle den gleichen Zug ertragen. Wir haben keine Kontrolle über den Fahrer, der uns auf einen Abgrund zusteuert. [50]

Weil die Vorurteile, die die französische Bevölkerung von Arabern, Christen von Muslimen trennt, wesentliche Hindernisse auf dem Weg zur Arbeiteremanzipation sind, müssen Revolutionäre die Unterdrückten bedingungslos unterstützen. Wir können nicht fordern, dass die Unterdrückten (in diesem Fall Muslime in Frankreich) zuerst die zwiespältigen Aspekte ihres Denkens ablegen müssen, ehe sie gegen ihre eigene Unterdrückung kämpfen. Das führt dazu, die Rolle, die Unterdrückung bei der Sicherung der Macht der herrschenden Klasse spielt, zu leugnen.

In Wirklichkeit schwächt der antimuslimische Rassismus die Arbeiterklasse als Ganze und spaltet sie in ihren gemeinsamen Interessen noch weiter. Dagegen nicht vorzugehen, kann ernsthafte Folgen haben. So weigerten sich die Sozialisten um Jules Guesde vor hundert Jahren, sich gegen die Verfolgung eines Juden, Alfred Dreyfus, zu stellen, weil er als Armeeoffizier nicht zur Arbeiterklasse gehörte. Sein Fall sei für Arbeiter nicht von Interesse, argumentierte Guesde. [51] Diese Verwirrung führte dazu, dass er nicht in der Lage war, das rassistische Gift des Antisemitismus zu bekämpfen, das die Arbeiterklasse spaltete und schwächte. Guesde lief 1914 in das Lager des übelsten Nationalismus und Rassismus über. Er wurde Minister der Regierung, die französische Arbeiter ausschickte, um ihre deutschen Klassenbrüder zu massakrieren,. Wenn die radikale Linke denselben Fehler in der Frage der Islamfeindlichkeit heute wiederholt, wird sie teuer dafür bezahlen müssen.

Zur Zeit der Arbeiterkämpfe in der Autoindustrie Anfang der 1980er Jahre erklärte Pierre Mauroy, der Ministerpräsident der Sozialistischen Partei, dies sei ein „von den Ajatollahs manipulierter“ Streik. [52] Er wollte diesen Streik in einem Bereich der Industrie brechen, in dem die Mehrheit der Arbeiter Einwanderer waren. Diese Strategie funktioniert nicht immer. Als 1982 Citroën bestreikt wurde, versuchte es das Management mir einer ähnlichen Provokation. Es bot den Gewerkschaftsdelegierten, viele von ihnen Arbeiter mit islamischem Hintergrund, nur Schweinefleisch und Wein an. Was das Management nicht vorhergesehen hatte, war, dass sämtliche Delegationsmitglieder, Franzosen wie Einwanderer, ablehnen würden.

Lenin formulierte das Ganze 1902 sehr einfach: Er schrieb, dass Arbeiter, die für Lohnerhöhungen streiken, Gewerkschafter sind. Wenn sie jedoch streiken, um gegen Gewalt gegen Juden oder Studenten zu protestieren, werden sie wahre Sozialisten. Solidarität mit jungen muslimischen Frauen wird die Einheit aller Arbeiterinnen und Arbeiter unabhängig von ihrer Religion stärken. Das wird nicht nur große Auswirkungen auf den Kampf gegen den Rassismus haben. Es wird auch das Selbstbewusstein stärken, in anderen Fragen zu kämpfen.

 

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Baden-Württemberg hat als erstes Bundesland ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen in öffentlichen Schulen verhängt. Für dieses Gesetz stimmten neben CDU und FDP auch die SPD. In anderen Bundesländern soll es ebenfalls bald Verbote geben. Roland Koch in Hessen will sogar allen Frauen im öffentlichen Dienst das Kopftuch verbieten. Baden-Würtembergs Kultusministerin Annette Schavan (CDU) sagt, das Kopftuch habe keinen Platz in der Schule, denn als Teil einer Unterdrückungsgeschichte der Frau sei es nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Christliche Symbole wie die Tracht von Nonnen sollen im Südwesten aber weiterhin erlaubt sein. Sie hätten einen anderen Stellenwert, da sie die abendländische Kultur geprägt hätten. Der CDU-Abgeordnete Franz Josef Jung sagte: „Wer in Deutschland das Kopftuch an Schulen und Universitäten toleriert, der sollte auch die Einführung der von der Scharia vorgesehenen Strafen, die Auspeitschung, Amputation und Steinigung, in Betracht ziehen.“

Die Kampagne gegen das Kopftuch hat ohne Zweifel zu einem islamfeindlichen Klima mit beigetragen. Laut Umfragen meinen 60 Prozent der Menschen in der BRD, der Islam stelle „ein Problem“ dar. Aber es gibt auch Kritik am Kopftuchverbot. Der hessische Landtagsabgeordnete Tarek Al Wazir sagte mit Blick auf Roland Koch: „50.000 Menschen demonstrieren gegen Sie, und Sie streichen Lehrer- und Beamtenstellen. Die eigenen Leute zweifeln an Ihnen. Da brauchen Sie ein Thema, das schön polarisiert.“ In Berlin und Köln gab es bereits Demonstrationen gegen ein Verbot.

Diese Broschüre setzt sich mit dem Kopftuchstreit in Frankreich auseinander und liefert wertvoll Argumente für den Kampf gegen diese neue Spielart des Rassismus.

www.linksruck.de

 

 

Anmerkungen

1. Zit. n. Libération, 17. Oktober 2003

2. Zit. n. Le Monde, 29. April 2003

3. LCI, 24. Oktober 2003, Claude Imbert, islamophobe déclaré, Acrimed Online.

4. Emmanuel Sieglmann und Pauline Terminière, Rouge, Wochenzeitschrift der Ligue Communiste Révolutionnaire (LCR), 3. Juli 2003

5. P. Tévanian, L’Etincelle, Nr. 32, Oktober 2003

6. Einwanderer ohne offizielle Papiere, deren ungeschützter Status sie zum Objekt staatlicher und polizeilicher Verfolgung macht.

7. Eine Gruppe Anarchisten, deren Bankräubereien auf öffentliche Sympathie stießen, bis ein Raubüberfall zum Tod eines Bankboten führte. Ihr Prozess wurde 1913 zur politischen Sensation.

8. O Roy, in: L’avenir de l’islam en France et en Europe, Paris 2003

9. Das hauptsächlich arabischsprachige ehemalige französische Kolonialgebiet von Nordafrika.

10. P. Tévanian, L’Etincelle, Nr. 32, Oktober 2003

11. Siehe Alex Callinicos, Rassismus – Eine marxistische Analyse, Frankfurt 1999

12. Zit. n. D. Godard, Pourquoi devenir socialiste révolutionnaire, in: Socialisme International, 1994

13. Karl Marx an Sigfrid Meyer und August Vogt, 9. April 1870, in: Marx Engels Werke (MEW), Berlin, Bd. 32, S. 669

14. Le voile á l’assaut des Ecoles

15. M. Wierworka, in: L’avenir de l’islam en France et en Europe, a.a.O.

16. X. Ternisien, La France des mosquées, Editions Albin Michel, September 2002

17. Eine Gruppe ehemals linker Intellektueller

18. R. Brauman, in: Antisémitisme, L’intolérable chantage, Editions La Découverte, September 2003

19. Reuters nach der Explosion bei AZF, 21. November 2001

20. L’Etincelle, Januar 2003. Unsere Analyse wurde einige Wochen später bestätigt, als bewiesen wurde, dass die Besseghir-Affäre nichts mit Terrorismus zu tun hatte.

21. G. Salom und A. Seksig, Clarté, fermeté, laïcité, Libération, 12. November 1999. Die Autoren waren Berater des sozialistischen Ministers Jack Lang.

22. Nationale Studie zur Gewalt gegen Frauen in Frankreich

23. A. Finkielkraut, Le foulard et l’espace sacré de l’école, L’Arche, Nr. 544–545; www.col.fr/arche/

24. F. Gaspard und F. Khosrokhavar, Le foulard et la république, Edtions la Découverte, 1995

25. Ebda.

26. Liberation, 8. Dezember 1994

27. C. Djavann, Bas les voiles, Gallimard 2003

28. L’Etincelle. Dies findet sich auch in der Behauptung von Shirin Ebadi, der Friedensnobelpreisträgerin von 2003: „Der Schleier darf nicht als Vorwand benutzt werden, um junge muslimische Frauen von der Schule auszuschließen ... die Schule ist ein Ort der Freiheit für Frauen ... die Fundamentalisten wollen nicht, dass sie dahin gehen“, argumentierte sie (15. Dezember 2003).

29. Xavier Darcos, LCI, 12. Oktober 2003, Foulard et string: Ministre de la pudeur, CQFD Online, Nr. 006, November 2003. (nicht mehr bei der alten Adresse verfügbar)

30. Michael Mann (Regisseur), Ali, USA 2001

31. Ne pas émanciper les filles de force, Forum mit Irène Jami, Anne-Sophie Perriaux, Yves Sintomer und Gilbert Wasserman, Libération, 1. Oktober 2003

32. Petit Robert, Wörterbuch

33. Jules Ferry, zit. n.: S. Citron, Le mythe national, l’histoire de france en question, Edition de L’atelier EDI, 1991

34. J.M. Gaillard, Le Monde de l’Education, Juli/August 2000

35. Ebda.

36. Jules Ferry, Rede im Parlament, 28. Juli 1885, zit. n.: S. Citron, a.a.O.

37. Le Monde de l’Education, Juli/August 2000

38. S. Citron, a.a.O., S. 297

39. Manifest der Kommunistischen Partei, II. Proletarier und Kommunisten

40. Le Monde de l’éducation, Juli-August 2000

41. Ebda.

42. Dreyfus wurde 1893 des Verrats angeklagt und von einem Kriegsgericht schuldig gesprochen.

43. US Mag, Zeitschrift der SNES-FSU, der Gewerkschaft für die höheren Schulen, September 2003

44. Ebda.

45. Nach einer Studie (von der politischen Polizei) wird die Zahl der jungen, Kopftuch tragenden Frauen an den Schulen auf 1.250 geschätzt. Nach anderen Studien sollen es viermal so viel sein. Die Obergrenze wären dann 5.000 – von 5 Millionen Schülerinnen auf höheren Schulen.

46. L. Ferry, Lettre à tous ceux qui aiment l’ecole, Edition O. Jacob, 2003

47. L. Ferry, Le Monde, 15. Oktober 2003

48. Ebda.

49. X. Darcos, a.a.O.

50. Tony Cliff, Argumente: Sozialistische Texte, edition aurora 2000, S. 10

51. Jules Guesde, Les deux méthodes, 1900

52. Lutte Ouvrière, Nr. 1763, 10. Mai 2002

 


Zuletzt aktualisiert am 8 February 2010