Paul N. Siegel

 

Die Demütigen und die Militanten

 

Teil II: Die gesellschaftlichen Wurzeln der Hauptreligionen des Ostens

 

Kapitel 9
Der Islam

 

Die gesellschaftlichen Ursprünge des Islam

Der Islam entstand im Arabien des 7. Jahrhunderts n.Chr.; sie war eine Religion mit ihrem Ursprung in Mekka, eine wichtige Stadt auf den bestehenden Handelsrouten.

Ein komplexes Verhältnis bestand zwischen den Städtern und den Nomaden, die, da das Weideland in der Wüste knapp war, in Gruppen von einem Ort zum anderen auf Kamelen ritten, die lange Strecken mit wenig Nahrung und Wasser reisen konnten. Die schnellen Kamelen der kriegerischen Beduinen ermöglichte es ihnen, Überfällen auf die Handelsrouten zu machen und Schutzgelder von den Städtern zu verlangen in der Form, die immer noch in Teilen Arabiens ironisch als die „Brüderschaftssteuer“ bezeichnet wird. [1] Gleichzeitig kauften Städter oft Herden, die im privaten Besitz, aber mit kollektivem Zugang zum Weideland waren, und auf denen die Nomaden aufpassen sollten, die häufig den reichen Händlern verschuldet wurden. Umgekehrt kauften beduinische Familien, die reich geworden waren, Eigentum in den Städten, woraus einige der Häuptlinge ihre wandernde Stammesbrüder herrschten.

Theoretisch waren alle Mitglieder des Stammes gleich und die Häuptlinge wurden vom Stamm gewählt. Aber bis zur Zeit von Mohammed war die Stammesgesellschaft dabei, sich aufzulösen, mit einer nomadischen Adel, das sich gebildet hatte, und einzelnen Clans oder Unterstämmen, deren Position in der Hierarchie durch die Nähe ihrer Verwandtschaft entschieden wurde. Außerdem waren nicht alle Stämme gleich. Kleine Stämme hingen von größeren Stämmen ab und fungierten als Puffer in Konflikten zwischen den größeren Stämmen. [2]

Die Macht der Städte sowie der beduinischen Stämme stand im Verhältnis zur Macht der umliegenden Staaten, die um die Kontrolle über den arabischen Halbinsel konkurrierten. Die gegenseitige Erschöpfung des Persischen und des Byzantinischen Reichs in ihrem Kampf gegeneinander brachte Mekka, die Geburtsort von Mohammed, nach vorne als Handelszentrum.

Der Niedergang von Al-Yaman [im Süden Arabiens] als die vorherrschende Handelsmacht im Halbinsel, die Wanderung der Nomaden nach Norden und der Aufstieg von Mekka als Handelszentrum muß man im Zusammenhang der internationalen zwischenstaatlichen Verhältnisse sowie im Rahmen der Verhältnisse zwischen Stadt und Wüste betrachten ... Die langwierigen Kriege zwischen Persien und Byzanz hatten zusätzlich zur Schwächung ihrer Wirtschaften die Handelsrouten im Golf und im Roten Meer verunsichert. Das Ergebnis war, daß der Küstenhandel durch Mekka und Yathrib [später zu Medina umbenannt] zunehmend wicht wurde. Der Zustrom des Reichtums nach Mekka verursachte grundsätzliche Änderungen in seinem gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben. [3]

Diese Änderungen bewirkten eine Unterminierung der beduinischen Egalitarismus und anderer beduinischen Werte. Der reiche Händler war vielleicht Häuptling eines Clans, aber sein Reichtum stammte nicht von den Überfällen des Stammes, sondern von den eigenen Unternehmen. Er spürte deshalb nicht die traditionelle Pflicht, auf die ärmeren Mitglieder des Clans aufzupassen. Sein Geschäft kam vor seiner Solidarität mit dem Clan.

 

 

Die Wirkung seiner gesellschaftlichen Ursprünge auf den Islam

Mohammed, der sein Leben als Waise in einem niedergehenden Clan begann, wurde zum mäßig wohlhabenden Händler nach seiner Ehe mit einer begüterten Witwe. Die ersten Anhänger Mohammeds teilten seine gesellschaftliche Position. „Die einfachste Weise, die Hauptkörperschaft der Anhänger Mohammeds zu beschreiben“, sagt W. Montgomery Watt,

besteht darin, zu sagen, daß sie die Schichten der Gesellschaft gerade unter dem obersten Schicht [„der führenden, reichsten und mächtigsten Händler“] ... Die jüngeren Brüder und Vetter der wichtigsten Händler waren höchstwahrscheinlich reiche junge Männer [die aber keinen großen Einfluß in ihren Familien und Clans hatten], während die Männer aus anderen Clans, wie Abu-Bakr, kämpften wahrscheinlich darum, welche Unabhängigkeit auch immer zu schützen, die sie immer noch behielten. [4]

Der Koran widerspiegelt Mohammeds Anschauung als Händler, aber ein Händler, der eine armes Waisenkind gewesen war und der nicht Mitglied des inneren Kreises der großen Händler war. Er seit, wie Maxime Rodinson sagt, indem er eine Studie von Charles C. Torrey zitiert, „spontan mit Handelsbegriffen verziert“.

Es wird hier genügen, Torreys Zusammenfassung der praktischen Theologie der Korans zu geben, die seine präzise Untersuchung seines Wortschatzes und seiner Begriffe schließt: „Die gegenseitigen Verhältnisse zwischen Gott und Menschen sind von streng kommerzieller Natur. Allah ist der ideale Händler ..., das Musterbeispiel des ehrlichen Handelns. Das Leben ist ein Geschäft, für Gewinn oder Verlust. Der, der eine gute bzw. üble Tat macht („verdient“ Gutes bzw. Übel), bekommt seinen Lohn dafür, auch in diesem Leben. Einige Schulden werden vergeben, denn Allah ist kein zierender Gläubiger. Der Moslem macht Allah eine Anleihe; bezahlt im voraus für das Paradies; verkauft ihm die eigene Seele, ein Handel, der gedeiht. Der Ungläubige hat die göttliche Wahrheit für einen schäbigen Preis verkauft und ist pleite ... Bei der Wiederauferstehung führt Allah eine letzte Abrechnung mit allen Menschen durch. [5]

Das Individuum hat daher Wert an sich als einen, der die Erlösung erringen kann, nicht bloß als Mitglied eines Clans, und sein Wert steigt, als er im gerecht verdienten Reichtum wächst. Diese ist eine Religion für Händler und Allah selbst, entsprechend der Neigung, die die Menschheit hat, Gott im eigenen Bild zu machen, ist passend dazu der idealisierte Händler, gerecht handelnd, aber auch mitfühlend, nicht wie die mächtigen Händlerhäuptlinge.

Daher berät der Koran die Menschen, sich nicht über die Ungleichheit als solche zu beklagen, aber er prangert die arroganten Reichen an, die ein gerechtes Leben nicht führen, die nur daran denken, wie sie mehr Geld anhäufen können, und die nichts den Armen geben.

Nein, nein! Aber Sie ehren nicht die Waisenkinder! Noch ermutigen sie sich gegenseitig dazu, die Armen zu ernähren! Und Sie verschlingen die Erbe [der Frauen, der Minderjährigen und anderer schwacher Clanmitglieder] alle mit Gier, und Sie lieben den Reichtum, mit unmäßiger Liebe! (Koran, lxxxix, 17–20)

Die Anprangerung der Reichen, die nicht die Armen beachteten, sowie andere Aspekte des Islams machte ihn den Beduinen angenehm, nachdem er sich in der Oasensiedlung Medina gegründet und über Mekka besiegt hatte, dessen herrschender Stamm, der von großen Händlern dominiert wurde, ursprünglich den Propheten abgelehnt hatte. Der Islam, „eine vorübergehende Zusammenschmelzung der städtischen Fertigkeiten und Führung mit der nomadischen Macht“ [6], erfüllte die Bedürfnisse des arabischen Volks im allgemeinen. Die großen Reichen Persien und Byzanz hatten die verschiedenen Stämme gegeneinander zum eigenen Vorteil ausgespielt und beduinische Krieger als Söldner benutzt, um sich zu stärken. Der Islam funktionierte als zusammenhaltende Kraft, die dazu diente, den aufgewachsenen Handel vor Überfällen der Stämme zu schützen und die ruhelose Energie der Beduinen nach außen wandte.

Nach dem Tod Mohammeds rebellierten die Nomadenhäuptlinge des von ihm erzielten Bundes, für die ihr Glaubensbekenntnis ein unbedeutendes Paragraph in einem Vertrag war, wovon sie sich nicht mehr gebunden fühlten. Sie wurden jedoch von der eifrigen Bande zurückerobert, die einen echten religiösen Eifer hatte und in einer Gemeinschaft mit einem gemeinsamen Glauben und einem gemeinsamen Interesse an beute zusammengeschmolzen war.

 

 

Der Islam und die Stammesethik und -religion der Araber

Die Religion der Beduinen, wie die der alten nomadischen Ahnen der Hebräer, bestand aus einem glauben an örtlichen Gottheiten, Geistern, die heiligen Orte bewohnten, und fetischistischen Gegenstände verschiedener Arten. Mohammed, der den Monotheismus der Christen und der Juden kannte, Vertreter von Zivilisationen, die der der arabischen Stämme überlegen waren, die gegeneinander stritten, erklärte seinen arabischen Landsleuten, daß es nur den einen Gott gibt – und daß dieser Gott Allah ist. Allah, der Schöpfer des Himmels und der Erde, war der Gott des Schreins von Mekka. Genau wie die Israeliten den Stammesgott Jehova zu einem universellen Gott machten, also machte Mohammed das gleiche für Allah. Aber Allah, der eine Gott, Herr des Universums, hatte eine besondere Verbindung mit den Arabern, wie Jehova mit den Israeliten hatte.

Mohammed prangerte die örtlichen Götzenbilder und Fetische der Araber an, aber er schuf sie nicht alle ab. Genau wie die Juden ihren Fetisch in der heiligen „Bundeslade“ des Tempels von Jerusalem, die angeblich die Tafeln enthielt, die Moses von Gott bekam, so betrachteten die Anhänger Mohammeds weiter mit Ehrfurcht den heiligen Schwarzen Stein, wahrscheinlich einen Meteorit, im großen Schrein von Mekka., den der Prophet selbst immer küßte, als er sich ihm näherte. Ein Grund, warum Mekka ein Handelszentrum geworden war, bestand darin, daß Pilgerfahrten gemacht wurden, um den Schrein zu besuchen, und während vier Monate des Jahres wurde die Blutrache der Wüste in der Stadt verboten. Mohammed machte die Pilgerfahrt an Mekka zu einem Grundsatz der islamischen Religion, die man, wenn möglich, mindestens einmal im Leben machen sollte.

Aber der Islam modifizierte die Werte der Nomaden. Vergeltung [Rache] sollte so viel wie möglich, Allah überlasen werden, der Übertretungen in der nächsten Welt [im Jenseits] bestrafen würde. Verschiedene Regeln wurden festgelegt, die die Zahl der Fehden zwischen den Gläubigen verminderte. Gleichzeitig sorgte der Islam für gegenseitige Hilfe und eine feste Front gegenüber Ungläubigen vor. Ein Gläubiger an Allah durfte nicht einen anderen als Rache [Vergeltung] für einen verwandten Ungläubigen töten und im Krieg durften Gläubige keinen individuellen Frieden mit dem Feind machen. Vorher hatte es Bündnisse der Stämme gegeben, jetzt gab es aber einen Sinn [ein Gefühl] der Gemeinschaft, der [das] sich auf religiösem glauben stützte.

So wurden auch die sorglose Großzügigkeit des nomadischen Adels, die als Zeichen der Ehre betrachtet wurde, und die Gastfreundlichkeit, die jeder Stammesangehörige praktizieren sollte, durch die organisierte von der religiösen Gemeinde geleitete Wohltätigkeit einverleibt. Ab sehr früh fing diese Gemeinde damit an, eine politische Struktur in der staatenlosen Stammesgesellschaft aufzubauen. Der Führer dieser Struktur – zuerst der Prophet und dann seine Nachfolger, die Kalifen – war auch der religiöse Leiter. Grundsätzliche Stammeskennzeichen wurden in diesem elementaren Staat erhalten, worin die Verwalter nicht zahlreich waren, der Unterdrückungsapparat beschränkt war und der Staatsschatz, der benutzt wurde, um das stehende Heer zu bezahlen, keineswegs deutlich vom privaten Reichtum des Führers unterschieden wurde.

 

 

Der Islam, der Judaismus und das Christentum

Der Islam war zum großen Teil eine Arabisierung von Elementen des jüdisch-christlichen Glaubens. Ebenso wie die Juden das Alte Testament als das Wort Gottes betrachteten und die Christen das Neue Testament als die Fortsetzung des Alten Testaments betrachteten, betrachteten Moslems den Koran als die Aufzeichnung der Stimme Gottes, wie sie dem Propheten Mohammed vom Engel Gabriel übermittelt worden sei. Die Tatsache, daß Mohammed wirklich der Botschafter Gottes sei, sei durch die Tatsache „bewiesen“ worden, daß seine Ankunft in der Bibel vorhergesagt worden sei, wie Paulus und der Autor des Briefs an die Hebräer in derselben Weise „bewiesen“ hatten, daß Jesus der seit langem erwartete Messias gewesen sei.

Eifrige Christen vor unserer eigenen Zeit hielten Mohammed für einen wahnsinnigen, denn es sei selbstverständlich Wahnsinn, zu behaupten, man sei der Botschafter des Wortes Gottes, da dieses Wort für alle Zeit in der Bibel enthalten sei. Andererseits hielten die Denker der westlichen Aufklärung mit ihrer Neigung dazu, die Religion als Verschwörung der oberen Klassen zu betrachten, ihn für einen klugen Hochstapler [Betrüger], der sich auf die Leichtgläubigkeit ausübte. Es ist jedoch viel wahrscheinlicher, daß, obwohl er gelegentlich zweckmäßig das hörte, was er hören wollte, er wirklich glaubte, daß er seine Botschaften von Oben erhielt.

Seine Halluzinationen waren von derselben Art wie die der Heiligen Theresa und anderer, die von der Katholischen Kirche als Menschen beglaubigt worden sind, daß sie mit Gott kommuniziert hätten. Sie wurden durch Perioden der Einsamkeit und der intensiven Meditation und Gebete in einer Höhle im unfruchtbaren Hochland außerhalb von Mekka hervorgerufen und in dieser Praxis folgte Mohammed wie anderen Araber jener Zeit den christlichen Eremiten der Wüste. Was er in diesen Halluzinationen hörte uns sah, war, hohen das er es wußte, das Produkt seines unbewußten Nachsinnens über den arabischen Zustand und darüber, was er sich von Christen und Juden in Mekka und während seiner Karawanenreisen angeeignet hatte.

Aber Mohammed war nicht einzigartig. Ebenso wie die Essener einen großen Teil der Lehren Jesus vorweggenommen hatten, so waren arabische Sucher nach einem neuen Glauben Mohammed vorangegangen. Ebenso wie es andere selbsterklärte Messias zur Zeit Jesus gegeben hatten, so gab es auch zu Mohammeds Zeit andere Propheten unter den Arabern. Einer von ihnen, Maslama von Jamama, bekam auch Offenbarungen in der gereimten Prosa, die im Koran benutzt wird, formulierte Gebetsritualien und predigte von einem Gott namens Rahman, was „gnädig“ heißt, dem Namen, den die Südaraber dem jüdischen und christlichen Gott gaben. Mohammed nannte Allah auch „den Gnädigen“, als er zur gleichen Zeit sagte, wie die Juden und Christen von ihrem Gott sagten, daß seine Gerechtigkeit streng und entsetzlich sei. Die „Offenbarung“, die Mohammed bekam, war, kurz gesagt, nicht auf ihm beschränkt; andere äußerten ähnliche Gedanken [Ideen].

Abraham, laut dieser Offenbarung, sei der Vorfahr der Araber, deren Linie von seinem Sohn Ismael stamme, wie die Juden von Abrahams Sohn Isaac stammen. Abraham sei ein Prophet gewesen, wie auch Jesus, der zu unrecht von den Juden abgelehnt wurde. Aber die Christen seien auch falsch beim Glauben, daß Jesus der Sohn Gottes sei. Gott als jemanden zu betrachten, der Kinder habe, heiße, die unglaublich überwältigende und entfernte Gottheit auf den Boden hinunterzuholen. Mit den Worten des Korans (iv, 171): Weit ist er darüber erhoben, einen Sohn zu haben.“ Die christliche Dreieinigkeit sei, wie Mohammed darauf hinwies, eine Ablehnung der Idee des einen Gottes. Außerdem sei die weit verbreitete christliche Ehrfurcht vor Ikonen und Reliquien in Wirklichkeit Götzenverehrung. Indem sie erklärte, es gebe nur einen Gott, griffen die Moslems, so glaubten sie, wie zahlreiche andere Glaubensrichtungen geglaubt haben, auf eine ursprünglich reine Religion zurück. In ihrem Fall sei es der angebliche Monotheismus Abrahams, deren angebliches besonderes Verhältnis mit Arabern entdeckt worden sei.

Der Islam behielt jedoch den Himmel, die Hölle, die Auferstehung und den Tag des Jüngsten Gerichts aus dem Christentum. Wie die christlichen Kirchväter anschaulich die Seligen im Himmel schilderten, als sie spöttisch auf die Gequälten in der Hölle hinunterschauten, so stellte der Koran Himmel und Hölle entgegen, wobei beide eine arabische Färbung bekamen. Alles, was die Verdammten haben, um den austrocknenden Durst der Wüste zu löschen, ist kochendes Wasser. Der Himmel ist aber eine wunderbare Oase mit kühlen Quellen und schattenspendenden Obstgärten mit Palmen und Obstbäumen, wo die Seligen, die sich auf prächtigen Teppichen zurücklehnen, mit köstlichem Essen bedient werden. In diesen Gärten der Seligkeit wird es Jungfrauen geben wird (Koran, lv, 56–58), „keusch, ihre Blicke zurückhaltend, die kein Mann oder Dschinn [eine Art Geist] vor ihnen berührt hat; – Denn welche von den Begünstigungen eures Herrn werdet ihr leugnen? – Wie Rubinen und Koralle.“

Moderne moslemische Kommentatoren erklären, daß diese Passage nichts mit Sex zu Ziehung hat und allegorisch interpretiert werden sollte, ebenso wie christliche Modernisten versuchen, diejenigen Passagen in der Bibel, die sie peinlich finden, als Allegorien wegzuerklären. Sie übersehen die Erklärung, daß die jungen sittsamen Jungfrauen nicht „vor ihnen“ berührt worden seien, d.h. vor den Seligen des Herrn, was darauf andeutet, daß die Seligen sie in der Tat berühren werden. Wie die Koranschülerinnen Jane Idleman Smith und Yvonne Yazbeck Haddad zeigen, machen die hadiths, die Traditionen über Mohammed, die angeblich von seinen Begleitern stammen und die im Islam als nur dem Koran selbst unterzuordnen akzeptiert worden sind, deutlich, daß in den Jahrhunderten unmittelbar nach Mohammed die Passage als Hinweis auf sexuelles Vergnügen angenommen wurde:

Hinweise [in den hadiths] auf die gesteigerte sexuelle Leistungsfähigkeit derjenigen männlichen Gläubigen, deren Vergnügen die hur [die Huris, die schönen „gazelläugigen“ Jungfrauen] dienen sollen, sind zahlreich; die Berichte machen es klar, daß die hur als Belohnung für die Männer der moslemischen Gemeinde geschaffen werden, die Gott treu gewesen waren. [7]

Dieses Bild des Paradieses, das Christen schockiert hat, die geschlechtslose Engel bevorzugen, die auf Harfen klimpern, schuldete zweifelsohne vieles der Lebensanschauung der Beduinen, deren Werte in modifizierter Form in den Islam einverleibt wurden. Beduinische Dichter, die sangen: „Ihr seid sterblich; genießt deshalb das Leben“, feierten traditionell die Vergnügen des Geschlechtsverkehrs mit gazellartigen Frauen. [8] Aber das islamische Bild des Paradieses stand auch wahrscheinlich im Schuld „einer sehr alten und tief verwurzelten Neigung im völkischen Judentum und Christentum“ [9], die die Freuden des Himmels als ganz physisch, auch sexuell, betrachtete. So stark war diese Glaubensströmung, daß einige christliche Theologen versuchten, sie zu assimilieren, indem sie Geschlechtsverkehr nach dem Tod bis zur Auferstehung am Tag des Jüngsten Gerichts erlaubten, nach dem Vergnügen völlig geistig sein sollten – eine merkwürdige Einschränkung für den mit der Seele wiedervereinigten Körper.

Beduinische glaube schloß auch die Idee des Schicksals ein, die Hinnahme der Dürre und der Sandstürme als Teil der Härte des Lebens, dem die Menschheit übergeben wurde, eine Härte, der man nur durch vorübergehende Vergnügen entkommen könnte. Die Vorstellung, daß alles vorherbestimmt wird, wurde in den Islam einverleibt, obwohl sie Islams Betonung auf moralischer Verantwortung widersprach. Diese Doktrin der Prädestination durchdrang islamische Kämpfer mit der religiösen Inbrunst derjenigen, die Wissen, daß sie von Gott auserwählt worden sind, wie sie auch für Cromwells Armee machen sollte.

Die Ritualien des Islams, außer denen mit mekkanischem Ursprung, wurden vom Christentum und vom Judentum geborgt. Religiöse Andacht wurde durchgeführt, während man sich ausstreckte bzw. sich von der Taille bog nach der Mode der östlichen Christen. Sie fand bei Sonnenaufgang und -untergang statt, wie die der Nestorschen Ketzerei, die aus Konstantinopel ausgetrieben in Persien evangelisierten. Später wurde das auf obligatorische fünf Male am Tag geändert.

Ursprünglich wurden Gebete gesagt, Affären die Anbeter sich nach Jerusalem richteten, wie es die Juden machten, und das jüdische Versöhnungsfest. Besondere Gebete wurden am Freitag gehalten, dem Tag, wo die Juden sich auf dem Sabbat am folgenden Tag vorbereiteten, obwohl Mohammed als lächerlich die biblische Idee abtat, daß der allmächtige Gott sich ausruhen müßte, nach seinen sechs Tagen Arbeit bei der Schöpfung des Universums. Obwohl Mohammed wie die Christen die Diätvorschriften der Juden als die Strafe Gottes für ihre Übertretungen betrachtete, nahm er sie zu einem beschränkten Maße an, indem er das Essen von Schweinefleisch verbot. Die jüdische Praxis der Beschneidung war ein uraltes Stammesritual, das fortgesetzt wurde.

Nachdem Mohammed seine Anstrengungen aufgab, die Juden dazu zu bringen, ihn als Propheten wie Abraham uns Moses anzuerkennen (die Juden von Medina erkannten die Fehler und die Verzerrungen in seinen Hinweisen auf das Alte Testament und außerdem betrachteten sie ihn als Drohung gegen ihren eigenen Versuch, ihren politischen Einfluß auszudehnen), gab er viel jüdisches Ritual auf. Anstatt sich nach Jerusalem zu richten, sollten Moslems sich jetzt nach Mekka richten. anstatt den jüdischen Fasttag einzuhalten, sollten sie jetzt von Sonnenaufgang bis -untergang während des Monats Ramadan fasten, vielleicht in Erinnerung am Sieg über die mekkanische Armee in jenem Monat.

 

 

Die Ausbreitung des Islams

Durch politische Verhandlungen und religiöses missionieren, durch militärische Macht und Bestechung der Häuptlinge breitete sich der Islam durch ganz Arabien. Mohammed benutzte die üblichen Methoden der Stammeshäuptlinge, aber darüber hinaus bot er die Macht Allahs , der er seine Triumphe zuschrieb, wie die alten Israeliten ihre Triumphe Jehova zugeschrieben hatten. Damit bot er die Vorstellung eines vereinigten Arabiens, die nicht mehr von Außenseitern beherrscht, sondern durch eine arabische Religion zusammengehalten werden sollte. „Werdet Moslems, und hört auf, Euch nach der Mode [Weise] der Fremden zu bekleiden“, sagte sein Dichter Hassan ibn Thabit einer Delegation von Stammesangehörigen, die gekommen waren, um mit der neuen Macht zu verhandeln. [10]

Die Moslems wandten ihren Blick jetzt den reichen Ländern des Fruchtbaren Halbmonds zu, Mesopotamien, Syrien und Ägypten, wo einige Araber schon wohnten. Die zunehmende Trockenheit ihres eigenen Landes mit der daraus ergebenden Knappheit des Weidelandes hatte die Beduinen dazu gezwungen, diese Völker früher ohne Erfolg anzugreifen, aber jetzt hatten sie die Macht und die vereinigende Kraft der neuen Religion hinter sich.

Die arabischen Eroberungen waren nicht die Verwirklichung von Ideen, die von den moslemischen Führern entwickelt wurden. Ganz im Gegenteil, die herumziehenden arabischen Stämme an der Grenze Babyloniens fingen den Einmarsch an und baten erst später nach Hilfe von den moslemischen Führern in Medina ... Obwohl Hunger und Habsucht die Triebkräfte waren, war die neue Religion der einigende Faktor. [11]

Über diese Länder hinaus dehnte sich der Islam wie eine zusammengepreßte Kraft, die freigelassen worden war. Innerhalb eines Jahrhunderts nach dem Tode Mohammeds (632 n.Chr.) hatte er die breite Fläche zwischen den Himalaja und Pyrenäen erobert, ein Reich, das größer war als das Römische Reich zu seinem Höhepunkt. Die großen Städte Damaskus, Jerusalem, Aleppo und Antioch wurden übernommen. Alexandria, die führende Handelsstadt in der ganzen Welt, fiel nach einer Belagerung, die über ein Jahr gedauert hatte. Die Grenze Chinas wurde erreicht; Nordafrika wurde dem islamischen Reich zugefügt; Spanien wurde angeeignet; Europa selbst schien bedroht, ein Zustand, der Jahrhunderte andauerte. Nichts Früheres ähnelte diese merkwürdige Reihe von Siegen.

Wie wurde sie errungen? Religiöser Eifer trug im großen Ausmaß diesen Siegen bei. Aber darüber hinaus gab es den inneren Verfall der bestehenden Reichen, die dazu führte, daß sie wie überreife Früchte fielen.

Es gab jeden Grund, warum die Araber als Befreier von den älteren Bevölkerungen des semitischen Welt von Syrien und Mesopotamien bejubelt werden sollten ... Sie waren seit langem Rom und dann Byzanz im Westen und dem persischen Sassaniden-Reich im Osten unterworfen. Sie waren in einem Zustand der permanenten Revolte ... und diese Revolte ... hatte eine religiöse Färbung und eine gesellschaftliche Basis. [12]

Das Christentum, das diesen Völkern vom Byzantinischen Reich gebracht worden war, brodelte durch die Gärung vieler Ketzereien, was auch der Fall war mit dem Zoroastrismus, der vom Persischen Reich gebracht worden war. Die Anprangerungen der arroganten Mächtigen, die den arabischen Beduinen gefallen hatten, gefielen ihnen auch. Außerdem waren die städtischen Zentren dieser Länder ganz bereit, sich an jede Macht zu wenden, die ihnen Schutz vor Verwüstungen und Krieg versprechen würde.

Die islamische Macht verleibte diese und viele andere Völker ein, zuerst als Untertanen und dann als Moslems, die theoretisch (aber nicht in Wirklichkeit) die gleichen Rechte wie frühere Moslems hatten. Das entsprach der beduinischen Strategie der Annahme von weniger mächtigen Stämmen als Klienten.

Arabische Bräuche akzeptierten und ermutigten die Adoption durch jeden Clan von Menschen aller Arten und jeder Nationalität, die dann völlig arabisch wurden. Die Welle der Bekehrungen schwoll langsam an und wurde zum unwiderstehlichen Flut. Perser, Syrier, Ägypter, Berber, Goten, Grieche und jede Menge anderer traten den Arabern bei, betrachteten sich als Araber und wurden wirklich zu Arabern. aber noch größere Mengen wurden Moslems. [13]

Die islamische Armee nahm diese Völker in ihre Reihen als neue Kräfte auf, die ihren Vorstoß noch weiter trugen. Syrier und Ägypter eroberten Nordafrika, nordafrikanische Berber eroberten Spanien und Sizilien, und Perser marschierten in Mittelasien ein. So dehnte sich der Islam von seinem Zentrum in Arabien aus in einer Reihe von Kreisen mit gemeinsamem Mittelpunkt, als neue Völker begierig auf Beute wurden.

Im Gegensatz zu Ansicht über den Islam, die in Europa und in der Vereinigten Staaten seit dem 19. Jahrhundert weit verbreitet ist, daß er eine von Natur aus fanatische Religion sei, die zur erzwungenen Bekehrung mit vorbehaltenem Schwert verpflichtet sei [14], gab es keine religiöse Verfolgungen bzw. erzwungene Bekehrungen zu dieser Zeit. [15] Juden fanden das Leben unter der islamischen Herrschaft viel leichter als unter christlicher Herrschaft, den die Moslems die Toleranz eines aufgeklärten Volks hatten, die keine besondere Sorgen darüber machen, ob die Unwissenden in ihrer Unwissenheit blieben.

Die Eroberer bestanden auf nur einer Sache, der Bezahlung einer Sondersteuer, die von den bekannten Persönlichkeiten der eroberten Gemeinschaften aus ihrem Volk erhoben werden sollte. Als Gegenleistung dafür „garantierten die religiösen Behörden ... Glaubensfreiheit und die Freiheit, sich an ökonomischer Tätigkeit zu beteiligen“. [16] Dieser Steuer zu entkommen und sich in der Gesellschaft zu erheben, waren Gründe dafür, das Licht zu schauen und sich zum wahren Glauben zu bekennen. Die Moslems waren so weit von erzwungenen Bekehrungen entfernt, daß in der frühen Periode des Islams „einige Christen, Juden, Mazdaner [Zoroastrier], die zum Islam bekehren wollten, ausgepeitscht wurden“ [17], eine ziemlich strenge Weise, die Reinheit – und die Einkünfte – der Gläubigen zu schützen. Aber arabische Bräuche und die Anerkennung der Notwendigkeit, die Basis des Reichs zu stärken, schloß die Fortsetzung dieser Ausschließlichkeit aus.

 

 

Der Höhepunkt der islamischen Zivilisation

Wie die hellenistischen Provinzen des Römischen Reichs zur römischen Zivilisation beitrugen, so auch trugen die eroberten Teile des Byzantinischen Reichs, mit ihrer kulturellen Erbe der antiken griechischen Wissenschaft und Philosophie, zur islamischen Zivilisation. Persien trug raffiniertere (und autokratischere) Methoden der politischen Organisation bei. Indien trug ihr Wissen über Medizin und Mathematik bei. Letzten trugen die Araber, die die überlegene Kultur, die sie erobert hatten, einverleibten und gleichzeitig sie prägten, ihren Anteil dieser Zivilisation bei.

Der islamische Zivilisation war die reichste und bekannteste in der Welt im frühen Mittelalter, besonders ab Mitte des 8. Jahrhunderts bis Mitte des 11. Jahrhunderts und erreichte vielleicht ihren Höhepunkt im 9. Jahrhundert. Im Vergleich damit hinkten der Handel und die Kultur weit hinterher. Neben dem berühmten Wohlstand der großen Städte des „Ostens“ wie Bagdad, Kairo, Palermo und Cordoba waren die Städte des europäischen frühen Mittelalters wirklich klein und armselig. [18]

Das Islamische Reich war, mit den Worten von Perry Anderson, „ein riesiges Kettensystem von Städten, die durch vernachlässigte bzw. verachtete ländliche Gebiete getrennt wurden“ [19], oder mit den Worten von Maurice Lombard, „eine erstklassige städtische Organisation“, die aus „einer Reihe städtischer Inseln, verbunden durch Handelsrouten“ [20], bestand. So raffiniert war das Handels- und Finanznetzwerk, daß man ein Akkreditiv [Kreditbrief] aus Bagdad in Marokko einlösen konnte.

Das äußerst rasche Wachstum von Großstädten basierte sich hauptsächlich auf dem Monopol des Handels zwischen dem Fernen Osten und dem Westen. Die Araber der Wüste benutzten und verbesserten nicht nur die Landwege, sondern übernahmen die Kontrolle über die Seewege mit erstaunlichen Schnelligkeit. Für das erste Mal seit der hellenistischen Periode wurden das Mittelmeer und den Indischen Ozean im Handel als Teile eines Seesystems verbunden, und moslemische Schiffe pendelten zwischen dem Atlantik und dem Chinesischen Meer. Der Reichtum, der in diesen Geschäften verwirklicht wurde,, stimulierte einen weitreichenden Handel mit Luxusgütern (Gewürze, Juwelen, Seide) und die Herstellung von Textilien, Papier und Keramik.

Während dieses Blütens der Kultur war die griechische Philosophie sehr einflußreich und sie beeinflußte das religiöse denken unter der kulturellen Elite. Der berühmte Philosoph und Arzt Avicenna, der erkannte, daß Krankheit durch Trinkwasser verbreitet werden könnte, und dessen Kanon in Europa „für eine längere Periode als jedes andere Werk ... eine medizinische Bibel blieb“ [21], und der ebenso berühmte Philosoph und Arzt Averroës waren nur einzelne von vielen, die „fühlten, daß die Wahrheit, die durch rationales Studium [rationale Untersuchung] und Philosophie gelernt worden war, auch den weniger raffinierten Menschen durch die symbolische Sprache der Religion enthüllt wurde“. [22] Wie raffinierte Christen mit der Bibel zu machen lernen sollten, interpretierten sie den Koran „allegorisch“, als sie merkten, daß er in Konflikt mit der Vernunft war.

Einige Mitglieder der Elite gingen darüber hinaus. Rhazes, auch Philosoph und Arzt (er war der erste, der Salben aus Quecksilber und Faden aus Katgut [tierischem Darm] benutzte) stellte sich der Akzeptanz von Wundern und Propheten entgegen. Obwohl er ein Deist war, behauptete er, „daß alles Unglück von der Tradition und dem Gebrauch kam, daß Religion die Ursache von Kriegen und feindselig gegenüber Philosophie und Wissenschaft gesinnt sei. Er glaubte am Fortschritt der Wissenschaft und er schätzte Platon, Aristoteles, Hippokrates viel größer als die heiligen Schriften.“ [23] Hier wird der Kompromiß [Mittelweg] der Vereinbarkeit der Religion und der Wissenschaft zerstört, der begriff Schicksal und die Autorität der Tradition wird geleugnet und die Gültigkeit des Korans wird angelehnt. Solches Denken war im Europa des 10. Jahrhunderts undenkbar.

Rhazes und andere Gleichmeinende konnten ungestraft mit ihrem freien Denken wegen ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihres Akademizismus davonkommen. „Man sollte merken“, sagt Rodinson, „daß die Menschen, die solche blasphemischen Sachen über die moslemische Religion schrieben, in ihren Betten starben, daß einige auch wichtige Positionen in der Regierung bekleideten und trotz ihre äußerst unorthodoxen Vorstellungen eine wichtige Rolle spielten.“ [24]

 

 

Die Entwicklung und der Niedergang der islamischen Zivilisation

Obwohl die islamische Kultur glänzend war. erreichte die Entwicklung der islamischen Zivilisation bald ihre Grenzen.

Trotz des hoch aufragenden kommerziellen Wohlstands des 8. und des 9. Jahrhunderts wurden wenige produktive Innovationen im verarbeitenden Gewerbe registriert und nur weniger technischer [technologischer] Fortschritt wurde von der Einführung von wissenschaftlichen Untersuchungen hervorgebracht ... Selbst das Volumen und die Fieberhaftigkeit der Handelsaktivität, die jeden Anstoß von der wirklichen Produktion überstiegen, hat anscheinend zu einer Reihe von explosiven gesellschaftlichen und politischen Spannungen im Kalifat geführt. Korruption und die Behandlung der Verwaltung, als ob sie eine Söldnertätigkeit wäre, gingen Hand in Hand mit der gesteigerten fiskalischen Ausbeutung der Bauernschaft ... Während die innere Sicherheit des Regimes sich verschlechterte, usurpierten zunehmend türkischen Berufswächter die Macht im Zentrum als das militärische Bollwerk gegen die aufsteigende Flut der verschiedenen gesellschaftlichen Revolten von unten. [25]

Dieser Zustand führte im 10. Jahrhundert einen langfristigen Prozeß ein, worin Ausdehnungswellen Perioden des Rückgangs folgten, wobei der Mittelpunkt sich von einem Teil der islamischen Welt zum anderen verschob. Die militärische Macht des Islams, die für eine lange Zeit der übrigen Welt überlegen war, schwächte allmählich, als seine ökonomische Stärke zurückging. Die Hauptschläge, die ihm in diesem langen Prozeß versetzt wurden, waren folgende: Mitte des 11. Jahrhunderts fielen turkomanischen Nomaden in Persien und Mesopotamien ein; im 12. Jahrhundert gab es die Kreuzzüge, die ein entscheidender Vorstoß in den Nahen Osten waren; [26] im 16. Jahrhundert geben die europäischen Entdeckungsreisen Europa direkten Zugang zum Osten und umgingen die islamische Welt.

Die islamische Gesellschaft des Nahen Ostens war ein Tribut zollende Gesellschaft, die im Vergleich mit Indien und China einen kleinen inneren Überfluß [Überschuß] hatte, sondern, wie Amin sie nennt, „eine Tribut zollende und Handel betreibende Gesellschaft“ war, d.h. sein Wohlstand hing von einem Überschuß ab, der von außen eingetragen wurde, zuerst durch Beute und dann durch ihre monopolistische Kontrolle über die Routen des Fernhandels. Mit der Verlust dieser monopolistischen Kontrolle ging sie zurück, obwohl dieser Rückgang am Anfang durch weitere militärische Ausdehnung maskiert wurde.

Türkische, mongolische und andere Nomaden marschierten in die Kerngebiete des Islams ein, wurden zu Oberherrschern, wurden in den Islam assimiliert und wurden zu Soldaten Mohammeds gegen das Christentum bzw. gegen Hindustan. Das ökonomische Leben in den Kerngebieten wurde beschädigt, aber in der Mitte des 16. Jahrhunderts übernahm der Islam die Balkanländer und bedrohte Wien. Diese Eroberungen waren jedoch bloß die Vorläufer davon, was anscheinend eine scharfe Umkehrung des Verlaufs der Geschichte war, die mit der Verlust von Ungarn am Ende des 17. Jahrhunderts anfing. Aber von Beginn der drei Reichen [der osmanischen Türkei, des safawidischen Persiens und des mogulischen Indiens], 1500-1800, an waren diese drei islamischen Staaten dem ökonomischen Druck Europas ausgesetzt, bevor der europäische Imperialismus im 19. Jahrhundert triumphierte.

Als Ergebnis des schrumpfenden Handels und der weiteren Militarisierung der islamischen Gesellschaft während des 12. und des 13. Jahrhunderts konnte sie nicht mehr das Luxus der Duldung leisten, die die früheren Jahrhunderte gekennzeichnet hatte. Schulen für die offizielle Interpretation der Religion und des darauf beruhenden Gesetzes [Rechts] wurden gegründet, freie philosophische und theologische Untersuchung wurde untersagt [nicht erlaubt] und einer hierarchischere religiöse Struktur wurde aufgebaut. Frühere Theologen hatten „die Säkularisierung der Politik gebilligt als Gegenleistung für einen Pakt der gegenseitigen Hilfe zwischen der Regierung und der ulema [den Gelehrten des islamischen Rechts]“. [27] Jetzt legten al-Ghasali, der Thomas von Aquin des Islams, und sein Nachfolger Ibn Dschamaa die Doktrin der Notwendigkeit dar, die erklärte, daß auch der schlimmste Herrscher besser als der zivile Zwist sei.

Wie mit der brahmanischen Literatur derselben Zeit ersetzten wissenschaftliche Kompendien die Suche nach neuem wissen. Der Geist der intellektuellen Neugierde wurde in den Höfen der neuen Reichsaufbauer des 15. und 16. Jahrhunderts erneuert, aber bald verlöschte er.

Etwas wie der Geist der italienischen Renaissance war in den Höfen von Mohammed dem Eroberer [dem osmanischen Sultan, der 1451–81 herrschte] und von Akbar [dem Mogulkaiser, der 1556-1605 herrschte] umgegangen; aber Selim der Grimmige [der 1512-20 herrschte] und Suleiman der Gesetzgeber [der 1520-66 herrschte] verpflichteten sich, alle gefährliche Gedanken im Osmanischen Reich zu unterdrücken; und Aurangseb [der 1658-1707 herrschte] versuchte dasselbe in Indien zu machen. Suleiman war sofern erfolgreich, daß keine Wiederbelebung des forschenden, innovativen Geistes, der im Europa des 17. Jahrhunderts die moderne Literatur und Wissenschaft verursachte, je im Osmanischen Reich stattfand (oder auch in keinem anderen moslemischen Staat). [28]

Befürworter [Apologeten] des Imperialismus schreiben das Versäumnis der islamischen Welt, sich zum Kapitalismus zu entwickeln, der intellektuellen Sterilität des Islams zu. [29] Aber diese Sterilität war eine Wirkung, nicht eine Ursache. Der Islam hatte eine Kultur, die bei weitem die des frühmittelalterlichen Europas übertraf, und einen kommerziellen Markt, der nur vom Weltmarkt des modernen Kapitalismus übertroffen wurde, produziert. In der Tat gab er Europa solche Kunstgriffe für die Förderung des Kapitalismus wie die arabischen Zahlen, die rechnerische Berechnungen, einschließlich die Anwendung von Prozentsätzen für die Berechnung von Zinsen [30], und doppelte Buchführung erleichterten. Daß die glänzende arabische Zivilisation zu ihrem Höhepunkt sich nicht zum Kapitalismus entwickelte, sollte seiner Struktur als Tribut zollender und Handel betreibender Gesellschaft zugeschrieben werden, nicht der Religion des Islams.

 

 

Islamische Sekten

Vor seiner Verknöcherung wurde der Islam von einer Unmenge von Sekten gekennzeichnet, die von der orthodoxen Sunni-Religion bzw. von früheren Sekten abspalteten. diese Sekten waren der religiöse Ausdruck von rebellischen gesellschaftlichen Bewegungen gegen die bestehende Ordnung.

Der Schiismus fing als politische Gruppierung der Anhänger von Ali, dem Vetter und Schwiegersohn Mohammeds, die sich den Stammeshäuptlinge Mekkas entgegensetzten. Die Charidschiten, die Einwände gegen die Tatsache erhoben, daß Ali sich es erlaubte, daß er dazu gezwungen wurde, das Kalifat aufzugeben, waren eine Abspaltung von den Schiiten. Sie vertraten die vorislamische egalitäre Stammestradition und erklärten: „Jeder Gläubiger, der moralisch und religiös untadelig ist, ist dazu fähig, zur höchsten Würde des Imamats [der Führung der schiitisch-moslemischen Gemeinde] erhoben zu werden, ‚auch wenn er ein schwarzer Sklave wäre‘.“ [31] Sie gewannen eine breite populäre Anhängerschaft, besonders unter den Berbern Nordafrikas, und für drei Jahrhunderte versuchten die Kalifen, sie auszurotten. Heute überleben sie als die ibaditische Sekte im Süden Algeriens. Bekannt als „die Puritaner des Islams“, erhalten sie sich als Minderheit aufrecht, die sich dem Handel angewandt hat, und oft gewinnen sie beträchtliches Reichtum.

Die siegreiche Abbasid-Bewegung des 8. Jahrhunderts schloß Schiiten ein, die die Unterstützung der unzufriedenen Massen der Beduinen und der Mawali, der neu bekehrten Moslems von Persien, Mesopotamien, Syrien und Ägypten gewannen. Die Revolution der Abassiden wurde gemacht von einer Koalition aus Arabern, besonders Südarabern außerhalb des inneren Kreises des Stammesaristokratie, und Mawali, deren „Triebkraft die mawalischen Händler und Handwerker“ war, „die in den von den Arabern gegründeten Garnisonstädten aufblühten“. [32] Nachdem sie an die Macht kamen, wandten sich die abbasidischen Herrscher gegen ihre radikalen Anhänger und unterdrückten viele schiitische Gruppen.

Unter der Abbasid-Dynastie entstanden die Haupttrennungen der Schiiten – die „Fünfer“, die „Siebener“ und die „Zwölfer“. Die „Fünfer“ halten den Fünften Imam der Linie Alis in besonderer Ehre. Die „Siebener“ und die „Zwölfer“ unterscheiden sich über die Linie der Nachfolge nach dem Sechsten Imam.

Der Imam sei ein notwendiger Vermittler zwischen Allah und den ungebildeten Massen, die den Koran nicht studieren könnten. Der Imam, der zunehmend als „göttlich geschützt ... gegen allen Irrtum und Sünde“ [33] betrachtet wurde, sei ein Leiter durch das Mysterium des Lebens, der seine Erklärungen nicht so sehr auf der Basis einer raffinierten legalistischen Argumentation über den Koran abgab, sondern auf der Basis eines unmittelbaren Verständnisses der Offenbarung, die er enthält.

Die sunnische Lehre betonte andererseits, daß gerade der Koran und nicht göttlich inspirierte Menschen [Männer] der Leiter für alle Gebiete des Lebens sei. Feine Punkte des Gesetzes, die nicht explizit darin behandelt werden, könnten daraus von den Gelehrten nach seinen Grundprinzipien interpretiert werden – etwa in der Weise, wie ein orthodox-jüdischer Rabbiner bestimmt, ob ein Gericht bzw. ein Teller rituell unrein sei, oder wie der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten bestimmt, ob ein Gesetz aus dem 20. Jahrhundert dem 200 Jahre alten Verfassung entspreche. „Wen zu irgendeiner Zeit seine [des sunnischen Islams] qualifizierten Gelehrten ... zu einer Vereinbarung gekommen sind“ über „irgendeinem Punkt des Islams ..., ist dieser Punkt versichert und seine Annahme als Glaube ist auf alle [sunnischen Moslems] verbindlich“. [34] Da die qualifizierten Gelehrten mehr oder weniger von den Kalifen manipuliert wurden, war die sunnische Lehre ein Bollwerk der gesellschaftlichen Ordnung, ebenso wie die schiitische Lehre dazu neigte, sie herauszufordern.

Einige schiitische Sekten waren jedoch mehr entgegenkommend und andere waren militanter. Die „Fünfer“ oder Saidis, die heutzutage die vorherrschende Religion nur in Nordjemen sind, betrachten ihre Imame nicht als unfehlbar und konnten mit den Kalifen zusammenarbeiten. Die „Zwölfer“ oder Imamiten glaubten, der kindliche Sohn des elften Imams sei in die „Okkultation“ (oder Suspendierung außerhalb des Bereichs des materiellen Daseins) im 9. Jahrhundert gegangen, woher er irgendwann wieder hervorkommen würde, um die Gerechtigkeit einzurichten, die der Koran fordert, aber islamische Länder hätten nicht erreichen können. Diese Doktrin, die unter den Schiiten in der abbasidischen Regierung beliebt war, war eine Rechtfertigung dafür, daß sie die Befehle des Kalifen Annahmen, während sie darauf warteten, daß der Zwölfte Imam in der unbestimmten Zukunft komme. In späteren Zeiten wirkte sie jedoch auch als Herausforderung der Legitimität der bestehenden Regierung.

Die radikalste der schiitischen Sekten im 9. und im 10. Jahrhundert war die „Siebener“ oder Ismailis, die eine ernsthafte Drohung zum Abbasidischen Reich bildeten. Die Ismailis sagten verschiedenen Arten von Menschen zu, einschließlich andersdenkenden Intellektuellen, die die Lehre entwickelten, daß der Koran zwei Bedeutungen habe, die Offensichtliche, die normalen Menschen passe, und die Subtile, die den Gelehrten passe. Für sie war der Ismailismus „griechische Philosophie mit einer religiösen Tünche“. [35] Aber hauptsächlich war der Ismailismus eine Bewegung der Unterdrückten, in seiner frühen Periode eine Bewegung der Bauern und dann der Handwerker in den Städten. [36]

Aber nachdem sie an die Macht in Tunesien und in Ägypten kamen, kamen die Ismailis zu einem Kompromiß mit den sunnischen Monarchien. Der „große Kampf um den Sturz der alten Ordnung und der Gründung des neuen Tausendjährigen Reichs ... ließ sich in Streitereien über Grenzen und Viehraub nach“. [37] Wie so viele radikale Sekten im Islam sowie im Westen verloren die Ismailis ihre Dynamik als Gegner der bestehenden Ordnung und überlebten als verknöcherte Sekte. In unserer Zeit ist der Führer einer ismailischen Branche der Aga Khan, Potentat des Jet-sets und Vertrauter von Schauspielerinnen.

In Persien kamen 1501 die militanten safawidischen Krieger, die eine popularisierte Version des Zwölfer-Schiismus verfolgten, an die Macht. Ihre Führer wandten sich bald einer konservativeren Doktrin an und luden offizielle Theologen der Zwölfer aus arabischen Ländern ein, um die unruhigen Stammesangehörigen die wahre Religion zu lehren. Der Schiismus berief sich auf persischen Traditionen der erblichen Monarchie und wurde von einer messianischen Ideologie zu einem Mittel, das die Herrschaft der Safawiden verfestigte, und zur Waffe gegen das konkurrierende sunnische Osmanische Reich verwandelt. Das ist ein Muster, das sich, wie Engels bemerkte [38], immer wieder in islamischen Staaten wiederholt: Es gibt eine Revolte gegen die reiche Elite, aber dann wird die Dynastie, die gegründet wird, selbst reich und konservativ.

Zusätzlich zum Schiismus gab es eine andere Bewegung gegen den sunnischen Legalismus, die Bewegung der Sufis. Die Sufis ähnelten sich den chasidischen Juden, die gegen den Legalismus der Talmud studierenden Orthodoxen Juden rebellierten. Beide hatten ihren Ursprung unter den Analphabeten und denjenigen, die kaum lesen und schreiben konnten, außerhalb den städtischen Gebieten und folgten populären Früheren einer Religion der Ekstase. Der sufische Scheich beteiligte sich an einer Vielfalt von mystischen Ritualien, wodurch er versuchte, ekstatische Einheit mit Allah zu erreichen. Magische Kräfte aller Art wurden ihm zugeschrieben. Sie wurden so verehrt, daß einer von ihnen schrieb, daß einmal, als sein Pferd Kot ausschied, seine Anhänger, die unbedingt etwas haben wollten, das von ihm stammte, ihn in die Hand nahmen und ihre Gesichter damit verschmierten. [39]

Politisch quietistisch und nicht förmlich als ketzerisch erklärt, obwohl er ursprünglich von den Orthodoxen mit Mißtrauen bzw. Verachtung betrachtet wurde, trug der Sufismus schließlich zur Wiederbelebung des Sunnismus bei. Er beeinflußte das Lehren in den Schulen und organisiert in Derwisch-Brüderschaften verwurzelte sich in den Städten, wo er sich um das gesellschaftlich Leben der Handwerker kümmerte. Eingegliedert in die orthodoxen Einrichtungen, gab er ihnen ein neues Mittel der gesellschaftlichen Kontrolle.

Eine Ideen die verschiedene schiitische Sekten und der populäre Sunnismus von den Ismailis übernahmen, war die Vorstellung des Mahdis. Der Mahdi, der göttlich Geleitete, werde gerade vor dem ende der Zeit erscheinen, wenn die Welt völlig verfallen geworden sei, „um, wie vorhergesagt wurde, die Welt mit Gerechtigkeit und Billigkeit zu füllen, wie sie jetzt mit Ungerechtigkeit und Unterdrückung gefüllt ist“. [40] Diese Doktrin, die aus dem Messianismus des Judaismus und des Christentums stammt, regte radikale des Islams an, ebenso wie sie solche Bewegungen im Christentum anregte.

Mit dem Anfang des modernen Imperialismus wurde der Mahdismus zu einer anti-imperialistischen Erscheinung und „es gab ein Aufwallen von mahdistischen Bewegungen bei der Jahrhundertwende [zum 19. Jahrhundert], das sich bis in die frühe und mittlere Kolonialzeit fortsetzte“. [41] Der bekannteste dieser Mahdis ist der, der den Aufstand gegen General Gordon im Sudan führte. So spät wie der Anfang der 1920er Jahre erklärten britische Kolonialverwalter im Norden Nigerias, die entrüstet waren, daß die christliche Regierung Seiner Majestät mit dem Antichrist identifiziert werde: „Es ist die Praxis von Agitatoren in letzter Zeit gewesen, die europäischen Eroberer der moslemischen Länder mit Dadschdscha [dem Antichrist, der der Wiederkunft von Nebi Isa (Jesus Christus) vorausgehe, der manchmal, wie hier, mit dem Maid in der islamischen Doktrin identifiziert wird] zu identifizieren.“ [42]

Die Doktrin des Mahdis ist jedoch laut Maxime Rodinson nicht ein bedeutender Faktor in der moslemischen Welt heute. [43] Der Mahdi bedeutet den meisten Moslems ebenso wenig, wie die Wiederkunft Christi den meisten Christen im Westen bedeutet. Die Vorstellung des befreienden Mahdis ist durch die Vorstellung des Kampfes um die nationale Befreiung von der Vorherrschaft des westlichen Imperialismus abgelöst worden, aber die nationale Befreiung hat im allgemeinen mit islamischen Begriffen gesprochen.

 

 

Der Islam und der anti-imperialistische Kampf

Die nationale Unterdrückung, wie im hinduistischen Indien und in den buddhistischen Ländern Asiens, hat ein festeres Festhalten an einer Religion verursacht, die von den Unterdrückern verachtet wird. Wie De Lesseps, der Erbauer des Suez-Kanals, von den Algeriern sagte: „Der Fanatismus hat nicht annähernd so viel mit dem Widerstand der Algerier zu tun als der Patriotismus. die Religion ist bloß eine Fahne, um die sie sich sammeln konnten.“ [44] Der Kampf gegen den europäischen Imperialismus war eine Quelle der erneuerten Kraft für den Islam. Die Dorfscheichs lieferten lokale Führung im Kampf gegen den europäischen Imperialismus und seine Agenten, die christliche Missionaren, von denen Jansen sagt: „Wie diese Missionaren aus den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich, hingebungsvolle und aufrichtige Männer Gottes, in das eingehen konnten, was im Grunde genommen ein unheiliges Bündnis mit Cäsar war, ist für uns nicht leicht zu verstehen.“ [45]

Die Fürsten, Aristokraten und Landbesitzer, die mit dem Imperialismus in den moslemischen Ländern des Nahen Ostens, Afrikas und Asiens zusammen arbeiteten, wurden nicht nur für ihre Unmoral [Unsittlichkeit] und Gottlosigkeit beschimpft, wie die reichen Herrscher früherer Zeiten von rebellischen Bewegungen der Beduinen im Namen des Islams angegriffen worden waren, sondern für ihre Verbindung mit Ausländern und für den Einfluß der Verwestlichung auf sie. Ironischerweise wurde der christliche Westen, der Mohammed als alten Wüstling und den Islam, besonders den Islam der Türkei, als Religion von Hedonisten karikiert hatte, von Moslems als eine Ort betrachtet, die dem materialistischen Hedonismus und der Sinnlichkeit gewidmet sei. Auch nachdem ihre Länder die formelle Unabhängigkeit errungen haben, haben die moslemischen Armen das Trinken und Luxusleben der reichen Ausländer in ihrer Mitte und ihrer eigenen oberen Schichten als Verachtung für die nationale Religion betrachtet.

 

 

Der Islam und die Modernisierung

Gleichzeitig haben viele Intellektuelle die Wissenschaft und die Technik [Technologie] als das Mittel betrachtet, wodurch die moslemische Welt aus ihrer Abhängigkeit vom westlichen Imperialismus hervorgehen kann. Sie argumentieren, daß nur in seiner Dekadenz der Islam sich dem Rationalismus und der Wissenschaft entgegenstelle und daß es notwendig sei, zum Islam des goldenen Zeitalters zurückzukehren, bevor er sich zum Obskurantismus gewandt habe und „den Islam in modernen Begriffen neuzudenken“. Die moslemische Gesellschaft müsse moslemisch bleiben, aber sie müsse modern werden. Das ist im allgemeinen die Position der radikalen bürgerlichen Nationalisten.

Andere Intellektuelle sind entweder der Religion gegenüber gleichgültig oder ideologisch dagegen. Ein Teil von diesen, zusammen mit Mitgliedern der nationalen Minderheiten und fortgeschrittenen Arbeitern, haben kommunistische Parteien gebildet, die von den Regierungen der moslemischen Welt als Bedrohung betrachtet werden, die aber durch ihre Verbindungen mit der sowjetischen Bürokratie geschwächt werden.

Die Gründer der neuen moslemischen Nationen waren entweder moslemische Modernisten oder Säkularisten, die die äußeren formen des Islams für politische Zwecke ausnutzten. Sie schließen Atatürk von der Türkei, Dschinnah von Pakistan, Sukarno von Indonesien, Nasser von Ägypten und Bourguiba von Tunesien ein. Sie haben entweder „Halbrevolutionen von oben“ durchgeführt oder mindestens einige Reformen einführen konnten.

Atatürk, der eine Republik unter seiner autoritären Führung nach dem Ersten Weltkrieg gründete, war der erste der „Modernisierter“ und die Modernisierung bedeutete, daß er in Konflikt mit den religiösen Behörden kommen mußte, die eng mit dem Osmanischen Reich verbunden waren. Atatürk löste deshalb die religiösen Orden auf, führte ein aus dem Westen stammenden Gesetzbuch, das von den Lasten des islamischen religiösen Gesetzes frei war, schuf viele uralte Bräuche ab, da sie mit der modernen Welt unvereinbar seien, und strich den Paragraphen aus der Verfassung, der den Islam zur Staatsreligion erklärte. Er bestand jedoch darauf, daß er „den wahren Islam befreit und neu entdeckt“ habe, der „im wesentlichen eine fortschrittliche Religion“ sei, indem er ihn von der „bigotten, reaktionären Geistlichkeit befreit“ habe, „die das Volk ausbeuteten, die Regierung verdarb und den Glauben falsch interpretierten“. [46]

Spätere Führer verfolgten seinen Weg, obwohl viele nicht ganz so weit gingen. Dschinnah, die Existenzberechtigung dessen Landes auf Religion beruhte, wurde, nachdem er an die Macht kam, so zitiert: „Pakistan wird nicht ein theokratisches Land sein, das von Priestern mit einer göttlichen Mission geherrscht wird.“ [47] Sukarnos Politik bestand darin, „den Islam als Religion zu dulden, sie aber als religiöse Kraft zu zügeln“. [48] Nasser schränkte die Mehrehe [Polygamie] ein, unterdrückte religiöse Gerichte und führte das Wahlrecht für Frauen ein.; Aber sein Ziel war es „nicht ..., den Islam zu bezwingen, sondern ihn zu verwandeln“, „den Islam in der Innenpolitik „zu ‚neutralisieren‘, während man in der Außenpolitik ‚ausnutze‘.“ [49] Bourguiba, „der bilderstürmerischste der gegenwärtigen moslemischen Herrscher, ... erlaubte dem ulema eine bestimmte Sichtbarkeit und Status als religiöse Führer, während er modernistische Reformen einführte“. [50] Kurz gesagt, die moslemische Herrscher, wie die buddhistischen Herrscher Sri Lankas und Burmas, versuchten, die Religion als vereinigende Ideologie zu benutzen, während sie sie den Zwecken der Modernisierung anpaßten. [51]

 

 

Der Islam und die Reaktion

Die theologischen Spezialisten sind lange daran gewöhnt, Gehorsam der weltlichen Autorität zu schenken, und die radikal-bürgerlichen Regierungen haben versucht, sie zu kooptieren, während sie gleichzeitig Maßnahmen gegen sie eingeführt haben.

Aber Spannungen und Konflikte haben sich fortgesetzt wegen der Verbindungen der Theologen mit Klassen, die gegen die neue Bourgeoisie sind. In Libyen nannte Qadafi die etablierten religiösen Führer, die eine der Hauptstützen des alten Regimes waren, „eine Klasse von überflüssigen Priestern“. [52] In Syrien, wie in Ägypten, stellten sich die Basarhändler der Großstädte und die beruflichen Geistlichen, die traditionell mit ihnen verbunden waren, der militärischen Regierung entgegen. Diese Gruppen „waren von den sozialistischen Ansprüchen sowie von der Tatsache verletzt, daß die Männer am Steuer“, wie die von Nassers Regime, „Emporkömmlinge aus der Provinz waren, von denen viele sich daran gewöhnten, auf ihren finanziellen Vorteil und den ihrer Familien bedacht zu sein, wobei sie kaum versuchten, diese Tätigkeit zu verbergen.“ [53]

Aber die Beruflichen der Religion haben oft die radikalen bürgerlich-nationalistischen Regierungen überlebt. Obwohl, sagt Jansen, sie nicht eine sehr aktivistische bzw. dynamische rolle im militanten Islam gespielt haben“, sind sie „von großer Bedeutung als starke stille Interessenvertretung, die in den Kulissen wartet und Wache steht“. [54] Die beschränkten und kurzlebigen Gewinne der „Halbrevolutionen von oben“ haben Desillusionierung verursacht. Es hat unter der Fahne des Islams unterschiedlichen [verschiedenen] Reaktionen gegen die unvervollständigten Revolutionen gegeben. Obwohl diese Reaktionen im allgemeinen von Laien bzw. Soldaten geführt worden sind, haben die Geistlichen eine beitragende Rolle gespielt.

Die Türkei, die unter Atatürk nach dem Ersten Weltkrieg einen Nationalbefreiungskrieg gegen die Besatzung der Alliierten mit der Hilfe der Sowjetunion durchgeführt hatte, trat nach dem Zweiten Weltkrieg der NATO bei und wurde zunehmend vom ausländischen Kapital durchdrungen. Aus Angst vor dem Kommunismus fühlte die herrschende Klasse das Bedürfnis nach „eine moralischen und gesellschaftlichen Kraft, um die Gemeinschaft gegen Angriff von außen und Störung von innen zu verstärken“. [55] Dementsprechend nahm sie das Lehren der islamischen Religion in den öffentlichen [staatlichen] schulen wieder auf, eröffneten staatliche Schulen für die Ausbildung von religiösen Funktionären und unternahm solche Maßnahmen für die Förderung der Religion wie die Sendung von religiösen Programmen auf dem staatlichen Radiosender.

In Indonesien wurde Sukarnos Diktatur, die sich zwischen der mächtigen kommunistischen Partei und der Armee balancierte, 1965 von der Armee gestürzt, die in drei Monaten eins der weitgehendsten Abschlachten in der Geschichte durchführte und eine brutale Reaktion einrichtete, die Sukarnos bescheidenen Landreformen zunichte machte, die aber Indonesien zum „Paradies für Investoren“ machte. Während des Massakers „wurden vom Militär zusammengestellten Listen rechten moslemischen Gruppen gegeben, die mit parangs [großen, schweren Messern] bewaffnet und in Transporter der Armee zu Dörfern transportiert wurden, wo sie mit blutiger Verstümmelung töteten“. Der Chef der Staatssicherheit erzählte einen niederländischen Fernsehsender, daß mehr als 50.00 getötete worden seien, Abwehr Amnesty International schätzte die Zahl der Toten als „viel mehr als eine Million“. [56]

In Ägypten kam die Reaktion unter Sadat, der nach seiner Machtübernahme eine „Revolution der Berichtigung“ erklärte und dann sich mit Israel und dem US-amerikanischen Imperialismus einigte. Er erklärte, daß die Zeit von Nasser eine Zeit des religiösen Unglaubens gewesen sei, was er ändern würde, und er befreite verhaftete Mitglieder der Moslemischen Brüderschaft [57] unter der Bedingung, daß sie nicht der verbotenen Organisation beitreten würden. Obwohl er als Reaktion auf den Angriffen der reaktionären Moslems ständig seinen Kurs ändern mußte, „ermutigte er am Anfang islamische Bewegungen als Verbündete gegen die linke Opposition und dadurch eröffnete er eine Büchse der Pandora, die sich als schwierig zu steuern bewies“. [58] Wie schwierig es war, die Kräfte, die er befreit hatte, unter Kontrolle zu halten, zeigte sein Mord, der stattfand, nachdem diese Äußerung geschrieben worden war. Der Mord am Moslem Sadat durch einen moslemischen Zeloten läßt sich mit dem Mord am Hindu Gandhi durch einen hinduistischen Kommunalisten und dem Mord am Buddhisten Bandaranaike durch eine buddhistischen Mönch vergleichen.

Pakistan hatte nicht eine „Halbrevolution von oben“, aber Bhutto nach der 1971er Niederlage im Krieg mit Indien kam an die Macht durch eine Wahl, wo er den „islamischen Sozialismus“ trotz des Widerstands der beruflichen Geistlichen versprach. Nachdem die großen Grundbesitzer zunehmend einflußreich in seiner Pakistanischen Volkspartei gab Bhutto seinen zaghaften Reformismus auf, führte „islamische“ Maßnahmen ein und ersetzte das Wort „Sozialismus“ durch die Phrase „die Gleichheit von Mohammed“.

Wie bei Sadat der Fall war, diente Bhuttos „Ausnutzen des Islams für politische Propaganda“ dazu, „die Glaubwürdigkeit der islamischen oppositionellen Gruppen zu stärken, da es ihn noch leichter angreifbar für ihre Beschuldigungen der Heuchelei machte“. [59] Als General Zia die Macht ergriff, „lobte er den ‚Geist des Islams‘, die die oppositionelle Bewegung inspirierte“ und erklärte: „Pakistan ... wird nur weiter überleben, wenn es dem Islam treu bleibt.“ Sein Regime ist jedoch für „viele Bauern und Arbeiter“ nicht die Ordnung des Propheten gewesen, wie es sich erklärt hat, sondern „ein Regime der Großgrundbesitzer und der Ausbeuter ..., die den Islam als offenkundigen Deckmantel für ihre Straftaten benutzen“. [60]

Algerien und Iran haben auch ihre Reaktionen unter Kräften gehabt, die die Fahne des Islams erheben, aber sie unterscheiden sich deutlich von den anderen Ländern, die wir diskutiert haben, indem sie das, was Löwy „unterbrochene Volksrevolutionen“ nennt, erfahren haben. Diese fanden da statt, „wo die Volksmassen, Arbeiter und/oder Bauern, in den Schauplatz der Geschichte stürzen, die alten politischen Strukturen zerschlagen, werden aber von bürgerlichen bzw. kleinbürgerlichen Kräften neutralisiert, die die Führung an sich reißen und die Revolution ‚institutionalisieren‘.“ [61]

Nach dem Sieg der Algerischen Revolution eigneten Arbeiter und Bauern die von den Franzosen verlassenen Industrien und Bauernhöfe an und stellten einen radikalen Flügel der FLN unter Ben Bella an die Macht. Die Führung, ohne eine marxistische Bildung, verfolgte jedoch nicht einen konsequenten Kurs und wurde schließlich durch einen Militärputsch gestürzt, das Opfer ihrer eigenen Widersprüche.

Die Boumedienne-Regierung, während sie nach dem Putsch gegen Ben Bella in vielerlei Hinsichten die Agrarreformen und die anti-imperialistischen Maßnahmen Ben Bellas fortsetzte, nahm die Richtung „einer geleiteten Maximierung der freien Marktwirtschaft“. [62] Ben Bella hatte versucht, den Marxismus und den Islam zusammenzubringen: „Wir nehmen die marxistische ökonomische Analyse an, weil wir glauben, daß sie die einzige ist, die für die ökonomische Entwicklung unseres Landes gültig ist; aber wir treten nicht für die marxistische Ideologie ein, weil wir Algerier Moslems und Araber sind.“ [63] Boumediennes Opposition gegen Ben Bella wurde in Verbindung mit der Opposition der islamischen Führer durchgeführt. „Was als Kreuzzug für die Wiederbelebung des Islams seitens einer kleinen Gruppe von religiösen Führern begonnen hatte, wurde leicht in eine antikommunistische und fremdenfeindliche Bewegung seitens der Armee verwandelt.“ [64]

Der Antikommunismus ist auch vom iranischen Chomeini-Regime gegen seine ehemaligen Verbündeten, gegen die sozialistische Linke sowie die bürgerlich-nationalistischen Modernisierer, benutzt worden, aber , während das Boumedienne-Regime undemokratisch ist, ist das Chomeini-Regime brutal repressiv. Während der ersten Etappe der Revolution gewannen die Schoras (Arbeiter- und Bauernräte), die radikale Forderungen erhoben, große Macht. Diese Macht wurde zuerst allmählich unterminiert und dann fast völlig vom Chomeini-Regime niedergeschlagen. Man hat sich auch gegen die Frauen gewandt, die in der Revolution eine äußerst wichtige Rolle gespielt hatten. Der religiöse Obskurantismus durchdringt alles erdrückend und die traditionalistische Bourgeoisie der Basare, die wichtigsten Schirmherren der beruflichen Geistlichen bleibt fest verschanzt. Die antikapitalistische Richtung der Revolution ist angehalten worden. Erst durch eine „permanente Revolution“, d.h. eine sozialistische Revolution, die aus der bürgerlich-demokratischen Phase der Revolution wächst, können, wie die Geschichte der „Halbrevolutionen von oben“ und der unterbrochenen Volksrevolutionen zeigt, fortschrittliche Errungenschaften und demokratische Rechte aufrechterhalten und ausgedehnt werden.

 

 

Anmerkungen:

1. Maxime Rodinson, Muhammad, Pantheon Books, New York 1980, S.12-3.

2. Vgl. Bryan S. Turner, Marx and the End of Orientalism, George Allen & Unwin, London 1978, S.51-2.

3. Bryan S. Turner, Weber and Islam: A Critical Study, Routledge & Kegan Paul, London 1974, S.29.

4. W. Montgomery Watt, Muhammad: Prophet and Statesman, Oxford University Press, New York 1980, S.39.

5. Maxime Rodinson, Islam and Capitalism (übersetzt B. Pearce), Allen Lane, London 1974, S.14.

6. Turner, Weber and Islam, S.35.

7. Jane Idleman Smith u. Yvonne Yazbeck Haddad, The Islamic Understanding of Death and Resurrection, State University of New York Press, Albany (NY) 1981, S.164.

8. Turner, Weber and Islam, S.35.

9. Rodinson, Muhammad, S.244.

10. ebenda, S.267.

11. E. Ashtor, A Social and Economic History of the Near East in the Middle Ages, Collins, London 1976, S.11.

12. Maurice Lombard, The Golden Age of Islam, American Elsevier, New York, 1975, S.3.

13. Rodinson, Muhammad, S.297.

14. Maxime Rodinson deutete darauf hin (Marxism and the Muslim World, Monthly Review Press, New York, 1981, S.316, Anm.19), daß der Koran tatsächlich sagt (x, 99-100): „Würdest Du Menschen zwingen, bis sie Gläubiger sind? Es ist nicht die Sache einer Seele, zu glauben, außer durch das Erlaubnis Allahs.“ Das, sagt er, ist bloß eine einer Anzahl solcher Erklärungen, aber er fügt hinzu, daß es widersprüchlichen Passagen gibt. In späteren Jahrhunderten wurde der Islam viel weniger flexibel, aber so spät wie 1697 schrieb der Philosoph Pierre Bayle (ebenda, S.315, Anm.19): „Es gibt die Türken, die Religionen aller Art dulden, obwohl der Koran sie befiehlt, die Heiden zu verfolgen; und es gibt die Christen, die nichts machen, außer zu verfolgen, obwohl die Heiligen Schriften Verfolgung verbieten.“

15. Bernard Lewis, The Arabs in History, Hutchinson’s University Library, London 1950, S.140. Die Christen beteiligten sich andererseits an erzwungenen taufen. die Denkweise der Zeit wird durch die Geschichte des Matrosen am Ende des 16. Jahrhundert veranschaulicht, der, als er gefangene Mauren, die erzwungen getauft worden waren, sahen, als sie sich nach Mekka wandten, um zu beten, daß die armen Dummköpfe nicht wußten, daß sie jetzt Christen waren.

16. Lombard, a.a.O., S.4.

17. Rodinson, Muhammad, S.294.

18. Es ist heilsam für die intellektuellen Vertreter einer vorherrschenden Zivilisation, die arrogant in ihrer Vorherrschaft ist, zu sehen, wie sie betrachtet wurde, als die Positionen umgekehrt waren. Der Geograph Masudi im 10. Jahrhundert sagte (Lewis, a.a.O., S.164) über die Westeuropäer: „Ihre Körper sind groß, ihre Beschaffenheiten ordinär, ihre Manieren harsch [grob], ihre Verständnis beschränkt und ihre Sprachen schwer ... Ihre religiösen Glauben fehlen an Stichhaltigkeit ... Diejenigen von ihnen, die am weitesten nach Norden sind, sind am meisten der Dummheit, der Grobheit und der Brutalität anfällig.“

19. Perry Anderson, Lineages of the Absolutist State, New Left Books, London 1974, S.502.

20. Lombard, a.a.O., S.10.

21. William Osler, The Evolution of Modern Medicine, New Haven 1922, S.98; zit. in Philip K. Hitti, America and the Arab Heritage, in Nalub Amin Faris (Hrsg.), The Arab Heritage, Princeton University Press, Princeton 1946, S.3.

22. Rodinson, Marxism and the Muslim World, S.64.

23. ebenda.

24. ebenda.

25. Anderson, a.a.O., S.509.

26. Die Kreuzzüge waren das christliche Gegenstück der islamischen Dschihads oder „heiligen Kriege“ und brachten Beute derselben Art, die ebenso der Güte Gottes zugeschrieben wurde. (Lewis, a.a.O., S.150-1) zitiert Flucher von Chartres, einen Chronist des Ersten Kreuzzugs: „Denn diejenigen, die da [in Europa] arm waren, hat Gott hier reich gemacht. Diejenigen, die da einige wenige Pfennige hatten, haben zahllose Goldstücke hier; derjenige, der da nicht ein Dorf hatten, besitzen mit Gott als Geber eine ganze Stadt hier.“ Vgl. John L. La Monte, Crusade and Jihad, in Faris (Hrsg.), a.a.O., S.196: „im 12. und im 13. Jahrhundert, im Zeitalter der Kreuzzüge und der Dschihads war die Religion ... ein wichtiges und wertvolles Anregungsmittel; sie war selten die Hauptursache bzw. der vorherrschende Beweggrund.“ In Wirklichkeit war sie nicht selten so weit davon entfernt, der vorherrschende Beweggrund zu sein, daß sowohl christliche Kreuzzügler gegen die Heiden als auch moslemische Krieger gegen die Ungläubigen, wo das Versprechen der Beute größer war, von ihren heiligen Kriegen abgelenkt wurden, um gegen andere Gläubigen ihrer eigenen Religion, wobei sie auch unheiligen Bündnisse mit ihren religiösen Gegnern für diesen Zweck machten.

27. Anwar H. Syed, Islam and the Dialectic of National Solidarity in Pakistan, Praeger, New York 1983, Kap. 2, zit. in Eqbal Ahmad, Islam and Politics, in Yvonne Yazbeck Haddad u.a. (Hrsg.), The Islamic Impact, Syracuse University Press, Syracuse (NY) 1984, S.16.

28. William H. McNeill, The Rise of the West: A History of the Human Community, University of Chicago Press, Chicago 1963, S.632.

29. Für eine Untersuchung der akademischen Apologetik für den Imperialismus s. Edward W. Said, Orientalism, Pantheon Books, New York, 1978, und den Rezensionsartikel über Saids Buch von Stuart Schaar, Orientalists in the Service of Imperialism, Race and Class 21, 1979, S.7-80.

30. Rodinson zeigt (Islam and Capitalism, S.35–46 u. S.261, Anm.52), daß das islamische Verbot von Zinsen von Anfang an umgangen wurde und daß es ähnliche Verbote der Zinsen durch den Judaismus und das Christentum gab, die ebenso umgangen wurden.

31. Shorter Encyclopedia of Islam, Cornell University Press, New York (?) 1953, Bd.I, S.248.

32. Lewis, a.a.O., S.81.

33. Shorter Encyclopedia of Islam, Bd.I, S.311.

34. ebenda.

35. Rodinson, Marxism and the Muslim World, S.66.

36. Vgl. Lewis, a.a.O., S.107–10

37. Bernard Lewis, The Assassins, Octagon Books, New York 1980, S.70. Das englische Wort „assassin“ (Attentäter) kommt vom Wort „Haschisch“, das angeblich von einer terroristische Branche der Ismailis, die im Untergrund tätig war, benutzt wurde, bevor sie ihre terroristischen Aktionen durchführten.

38. Marx u. Engels, On Religion, S.317 Anm. Vielleicht hat Engels diese Idee vom arabischen Historiker Ibn Chaldun aus dem 14. Jahrhundert bekommen, da ein teil seiner Geschichte 1862 ins Französisch übersetzt wurde.

39. Turner, Weber and Islam, S.66.

40. Rodinson, Marxism and the Muslim World, S.170-1.

41. Thomas Hodgkin, The Revolutionary Tradition in Islam, Race & Class 21, 1980, S.228.

42. ebenda, S.229.

43. Rodinson, Marxism and the Muslim World, S.170–1.

44. G.H. Jansen, Militant Islam, Harper & Row, New York 1979, S.97.

45. ebenda, S.51.

46. Wilfred Cantwell Smith, Islam in Modern History, Princeton University Press, Princeton 1957, S.176.

47. Jansen, a.a.O., S.136.

48. ebenda, S.190.

49. Jean u. Simonne Lacouture, Egypt in Transition, Methuen, London 1958, S.441.

50. Ahmad, a.a.O., S.16.

51. So auch der Fall mit Qadafis Regime in Libyen und den baathistischen Regimes in Syrien und Irak. Vgl. Omar I. El Fathaly u. Monte Palmer, Political Development and Social Change in Libya, D.C. Heath, Lexington (Mass.) 1980, S.58-9, und John Obert Voll, Islam: Continuity and Change in the Modern World, Westview Press, Boulder (Col.) 1982, S.319.

52. Fathaly u. Palmer, a.a.O., S.59.

53. Edward Mortimer, Faith and Power: The Politics of Islam, Random House, New York 1982, S.264.

54. Jansen, a.a.O., S.147.

55. Cantwell Smith, a.a.O., S.187.

56. Noam Chomsky u. Edward S. Herman, The Washington Connection and Third World Fascism, South End Press, Boston 1979, S.207-9.

57. Die Moslemische Brüderschaft, die in vielen Ländern existiert, ist eine fundamentalistische reaktionäre Organisation, die sich auf den Händlern und den Handwerkern, die unter den Veränderungen im Handel und in der Industrie litten, Angestellten, Bürokraten in den niederen Rängen des Staatsapparats, Studenten und Teilen der Bauernschaft stützt. Sie unterstützte Nasser am Anfang, wandte siech aber dann gegen ihn.

58. Derek Hopwood, Egypt: Politics and Society 1945–1981, George Allen & Unwin, London 1983, S.117.

59. Mortimer, a.a.O., S.219.

60. ebenda, S.221 u. S.229.

61. Michael Löwy, The Politics of Combined and Uneven Development: The Theory of Permanent Revolution, New Left Books, London 1981, S.164.

62. Eric Wolf, Peasant Wars in the Twentieth Century, London 1973, S.297, zit. in Löwy, a.a.O., S.174.

63. David u. Marina Ottaway, Algeria: The Politics of a Socialist Revolution, University of California Press, Berkeley 1979, S.179.

64. ebenda.

 


Zuletzt aktualisiert am 22.12.2001